Rasse in Deutschland verbotenQualzucht-Opfer? Tierheim findet Kätzchen "in erbärmlichem Zustand"

Faltohrkatze
Fräulein Firlefanz wurde Opfer der Qualzucht
Tierheim Bergheim

Mit den Worten „sie ist in einem absolut erbärmlichen Zustand“ beschreibt das Tierheim Bergheim seine neueste Mitbewohnerin: eine seltene, sechs Wochen alte Scottish Fold Katze mit dem Namen Fräulein Firlefanz. Die Begehrtheit dieser Gattung ist ihr wohl zum Verhängnis geworden – denn es wird vermutet, dass sie zur Zucht benutzt und anschließend aussortiert wurde.

Dehydriert, überzüchtet, schmerzerfüllt

An diesem Wochenende wurde die Katze von den Mitarbeitern des Tierheims in Empfang genommen. Angeblich war das Tier zu dem Zeitpunkt bereits seit drei Tagen auf der Straße. Als es ankam, war es stark dehydriert, litt unter Durchfall und Erbrechen. Außerdem fehlten Fräulein Firlefanz die Wimpern und ihr Schwanz war verkrüppelt. Schuld an dem miserablen Zustand soll laut Angaben des Tierheims der Vorbesitzer gewesen sein, der Fräulein Firlefanz vermutlich als Zuchttier missbraucht haben soll.

In Deutschland verbotene Katzenart

Faltohrkatze
Der Gendefekt sorgt neben geknickten Ohren auch für Arthrose und Augenprobleme
Tierheim Bergheim

Das auffälligste Merkmal der Scottish Fold, auch Schottische Faltohrkatze genannt, sind ihre umgeknickten Ohren. Bei der Geburt sind diese noch „normal“, bis sie nach rund vier Wochen nach vorne umknicken. Der Grund für diese Besonderheit ist eine Erbkrankheit, die nicht nur für süße Ohren, sondern auch für Knochen- und Knorpelschäden sorgt.

Die Osteochondrodysplasie, unter der die Schottische Faltohrkatze leidet, geht oft mit einer Arthrose einher. Bewegungen führen deshalb zu Schmerzen und die Tiere reagieren unter Umständen aggressiv, wenn sie berührt werden. Hinzu kommt, dass die Ohren ein wichtiges Kommunikationsmittel unter Katzen ist. Mit den Knickohren kann sich die Scottish Fold nur begrenzt mit Artgenossen verständigen.

Aus diesen Gründen ist die Faltohrkatze in Deutschland als Qualzucht eingestuft und ihre Züchtung verboten – ein Verstoß kann bis zu 25.000€ kosten.

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Möglicherweise kein Einzelfall

Trotzdem gibt es immer wieder Inserate, in denen Schottische Faltohrkatzen zu hohen Preisen angeboten werden. Die umgeklappten Ohren lassen die Tiere wie Puppen aussehen, was viele Menschen offenbar über die qualvolle Zucht hinwegsehen lässt.

Es wird vermutet, dass Fräulein Firlefanz auch Teil einer solchen Zucht war und aussortiert wurde, weil der Gendefekt neben dem erhofften Knickohr-Effekt zu viele negative Konsequenzen mit sich zog, die das Tier für den Verkauf unbrauchbar gemacht hätten.

Das Tierheim Bergheim sucht aktuell nach Hinweisen auf weitere Verkaufsangebote, in denen möglicherweise Geschwister von ihr zur Weitergabe angeboten werden. Derweil wird Fräulein Firlefanz wieder aufgepäppelt und es wurde ein Spendenkonto für sie eingerichtet. (mas)

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