Präventivmediziner ordnet Studienergebnisse ein
Genuss mit Reue! Welche Lebensmittel nachweislich das Krebsrisiko erhöhen

Geht schnell, schmeckt lecker, macht satt - aber es gibt einen großen Haken...
Viele Menschen greifen im Alltag aus Zeitmangel oder Bequemlichkeit zu Fertigprodukten wie Currywurst mit Pommes oder Tiefkühlpizza. Gesund und ausgewogen ist das bekanntermaßen nicht: Eine großangelegte Studie aus dem Jahr 2023 lieferte sogar Belege, dass solche Ernährungsgewohnheiten spezielle Krebsarten fördern können. Medizinjournalist Dr. Christoph Specht ordnet die Ergebnisse ein.
Laut Studie: Gefahr für bestimmte Tumor-Arten steigt
Bei Fertigprodukten und hoch verarbeiteten Lebensmitteln handelt es sich laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung um „verzehrfertige Produkte, die durch Kombination von lebensmittelbasierten oder synthetischen Zutaten hergestellt werden“. Ein einfacher Genuss mit Reue: Eine britische Studie aus dem Jahr 2023, die im Wissenschaftsmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde, kommt zu der Erkenntnis, dass ein häufiger Verzehr solcher Lebensmittel das Risiko, an verschiedenen Krebsarten zu erkranken und daran auch zu sterben, erhöhe.
Demnach steigere jede zehnprozentige Erhöhung des Anteils an hoch verarbeiteten Nahrungsmitteln die Gesamtsterblichkeit an Krebs um sechs Prozent, die von Brustkrebs um 16 Prozent, die von Eierstockkrebs um 30 Prozent.
Medizinjournalist Dr. Christoph Specht rät dazu, die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen: „Ob das so stimmt, da würde ich mal noch ein Fragezeichen dahinter machen. Das ist eigentlich ungewöhnlich und war bisher nicht so bekannt, wenn es denn so ist“, ordnet der Experte auf RTL-Nachfrage ein. Und weiter: „Hier reichen die Zahlen einfach nicht aus, um so etwas wirklich nachweisen zu können. Da wäre ich noch ein wenig vorsichtig“, so Specht.
Um hier eine ganz klare Aussage machen zu können, so der Experte, müssten seiner Meinung nach noch mehr Menschen untersucht werden, die bis auf die Ernährung alles exakt gleich machen.
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Ernährungsgewohnheiten von 200.000 Menschen ausgewertet
Hintergrund zur Studie: Ein Team mit internationalen Forschern hatte die Essensgewohnheiten von rund 200.000 Frauen und Männern aus England über einen Zeitraum von im Schnitt zehn Jahren ausgewertet. Die Teilnehmer der Studie waren zwischen 49 und 69 Jahre alt. „Was vielleicht neu ist an der Studie: Sie ist relativ groß und hat einen langen Beobachtungszeitraum“, so Specht.
Trotz der hohen Anzahl an Teilnehmern gibt Dr. Specht zu bedenken, dass es sich eben um eine Beobachtungsstudie handle: Die Probanden wurden zu ihrem Essverhalten lediglich befragt.
„Das ist natürlich immer schwächer, als eine Arzneimittelstudie zu machen, bei der man die Bedingungen vorher sehr genau bestimmt und einhält und alles zigfach untersucht“, erklärt der Medizinexperte.
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Um die Studie dennoch möglichst genau anzugehen, hatten die Forschenden versucht, Faktoren wie Rauchen, wenig Bewegung oder schlechte Lebensverhältnisse, die ebenfalls für das erhöhte Krebsrisiko verantwortlich sein könnten, auszuklammern. „Auch wenn man das gut versucht, kann dabei jedoch immer noch ein bestimmter Effekt übrig bleiben“, räumt Specht ein.
Dennoch: Insbesondere bei hoch verarbeiteten Lebensmitteln konnten die Fachleute einen Zusammenhang zum Krebsrisiko feststellen. „Der Punkt bei solchen hoch prozessierten Nahrungsmitteln ist einmal das, was drin ist, und einmal das, was nicht drin ist. Das, was drin ist, ist schädlich, und das, was nicht drin ist, fehlt“, verdeutlicht der Experte.
Somit gebe es im Allgemeinen einen Mangel an Ballaststoffen, die zur Verdauungsförderung beitragen. „Wenn Leute keine Ballaststoffe zu sich nehmen, dann betreiben sie eine reine Kalorienzunahme“, so der Experte. Das ist ungesund - und bei Fertigprodukten eben oft der Fall.
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„Nitrosamine und Nitrit sind krebserregend, das weiß man”
In dem Bericht weisen die Forschenden jedoch auch darauf hin, dass nicht nur die schlechte Nährstoffzusammensetzung vieler Lebensmittel eine Rolle spiele. Auch Verunreinigungen bei der industriellen Verarbeitung, bestimmte Verpackungen und der Einsatz umstrittener Zusatzstoffe seien relevant.
„Acrylamid ist eben eine Substanz, die bei manchen Verpackungen drin sein kann, die auch sicher auf Dauer nicht gut ist“, erklärt Mediziner Dr. Specht. Die Studie wurde ausschließlich in England umgesetzt, wobei man bedenken müsse, dass es dort möglicherweise andere Verpackungen gebe als hierzulande. Acrylamid, das unter anderem auch in frittierten Kartoffelprodukten und Keksen enthalten ist, führt laut Forschern zu einem erhöhten Risiko für Eierstock- und Gebärmutterhalskrebs.
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Was immer ein Thema ist, seien Nitrit und Nitrosamine, die beispielsweise entstehen, wenn man Salami in der Pfanne brät. „Die sind krebserregend, das weiß man. Und die sind eben auch manchmal in den hochverarbeiteten Produkten drin“, so Specht.
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Die Hälfte aller Krebsfälle sei vermeidbar
In kleinen Mengen, sagt Dr. Specht, sei der Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln unbedenklich. „Es geht sicher hier auch um die Dauer. Mal so etwas zu essen, ist überhaupt kein Problem.“ Die Menge mache ja bekanntermaßen das Gift.
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Dennoch, so die Forscher, sei etwa die Hälfte aller Krebsfälle vermeidbar.
Abschließend gilt: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist wichtig und schützt nachweislich auch vor Adipositas, Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deswegen solltet ihr möglichst auf hochverarbeitete Produkte verzichten und stattdessen lieber bei Gemüse, Obst und Vollkornprodukten zugreifen.