Mögliche Gefahr für Mensch und Umwelt
Alte Sonnencreme wieder verwenden? Warum das sogar zu Krebs führen kann!
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von Johanna Kalt, Giula Asbeck, Olivia Coppius, Marius Olion und Ingo Jacobs
Ist die noch gut – oder muss die weg?
Jetzt, wo der Sommer endgültig da ist, sind wir ja froh, wenn sie noch im Schrank stehen: diverse angebrochene Flaschen Sonnencremes und -sprays. Doch Vorsicht: Schon seit Längerem ist in der Forschung bekannt, dass alte Sonnencreme krebserregend werden kann. Woran das liegt und worauf Sie achten müssen, erklärt Hautärztin Dr. med. Alice Martin in unserem Video.
Forscher haben 17 Sonnencremes getestet
Viele Sonnencremes erhöhen offenbar das Risiko auf schwerwiegende Krankheiten. Sogar Leberkrebs können sie auslösen, wie französische Wissenschaftler der Universität Sorbonne gemeinsam mit der nationalen Forschungsbehörde CNRS und amerikanischen Kollegen bereits 2021 herausgefunden haben. Das gilt nicht für neue Sonnencremes, sondern für Produkte, die schon etwas länger in Gebrauch sind.
Die Wissenschaftler haben 17 Sonnencremes, teils namhafter Firmen, gekauft und künstlich ein Jahr altern lassen. Dabei haben sie festgestellt, dass in allen Sonnencremes mit dem Inhaltsstoff Octocrylen, der als Sonnenschutzfilter in Kosmetika verwendet wird, mit der Zeit die organische Verbindung Benzophenon entsteht.
„In dem einzigen getesteten Nicht-Octocrylen-Produkt“ war es hingegen „nicht in signifikanten oder nachweisbaren Mengen vorhanden“, heißt es in der Studie. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stufte Benzophenon bereits 2013 als krebserregend ein.
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Leberkrebs kann eine mögliche Folge sein
Dass die Konzentration von Benzophenon mit der Zeit steigt, kann demnach schwerwiegende Folgen haben. Das zeigten auch frühere Versuche mit Meerschweinchen. Es kann Leberkrebs und Lymphome hervorrufen, sowie die Schilddrüse und Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Eine Verunreinigung durch Benzophenon sei bei der Herstellung der Produkte mit Octocrylen aber nicht vermeidbar. Deswegen müsse man sowohl Benzophenon als auch Octocrylen verbieten. Denn auch letzteres ist nicht ohne – nicht nur für den Menschen.
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Gefahr auch für die Umwelt
Unter anderem im Südseestaat Palau ist Octocrylen in Sonnenmilch seit 2020 verboten. Nicht etwa zum Schutz der Menschen, sondern um die Korallenriffe zu schützen. Auch in der Studie heißt es, dass der Inhaltsstoff Korallen insbesondere in Badegebieten angreift und so die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel verringert. Trotzdem muss in der EU die Konzentration des Sonnenschutzfilters nicht einmal auf dem Etikett angegeben werden.
Forscher fordern Verbot
Durch die Studienergebnisse kamen die Wissenschaftler zu dem Entschluss, ein Verbot zu fordern. Denn, so fassen sie die Ergebnisse zusammen: „Octocrylenprodukte, die Benzophenon enthalten, können eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit und sogar für die ökologische Gesundheit darstellen.“ Die in der Vergangenheit durchgeführten Sicherheitsbewertungen seien begrenzt gewesen.
Die Entscheidung der EU, Benzophenon als Aromastoff zuzulassen, könne als ungerechtfertigt und verantwortungslos angesehen werden.
Bevor es zu einem Verbot kommt, sollten Sie selbst darauf achten, Sonnencremes ohne diese Inhaltsstoffe zu kaufen. Den laut der französischen Forscher eignen sich die ebenfalls für den Schutz vor der UV-Strahlung. Und bei allen Sonnencremes und anderen Pflegeprodukten gilt: Verbrauchen Sie die Produkte innerhalb von 12 Monaten nach Anbruch. Was Sie sonst noch zu Sonnencreme und Co. wissen sollten, lesen Sie hier.