Wettlauf gegen die Zeit

Stammzellen-Kurier: Klingelt sein Handy, dann geht es um Leben und Tod

von Remzi Karga

Wenn Philipp Ripkens im Flieger sitzt, dann geht es meistens um Leben und Tod. Der 39-Jährige arbeitet als ehrenamtlicher On-Board-Kurier - besser als Stammzellen-Kurier bekannt. Sein Job ist es, lebensrettende Stammzellenspenden für an Leukämie erkrankte Menschen von Spender- zu Empfänger-Kliniken zu transportieren. In den vergangenen Monaten war er dafür unzählige Male weltweit im Einsatz: Italien, Griechenland, USA, Kanada, Indien, Argentinien, England, Singapur, Schweden, Schweiz, Polen. Was Philipp Ripkens schönstes Erlebnis im Laufe seiner Zeit als Stammzellen-Kurier war, sehen Sie im Video.
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Fliegend Leben retten: Philipp Ripkens hat fast die ganze Welt bereist

Als ehrenamtlicher Stammzellen-Kurier hat der 39-Jährige fast die ganze Welt bereist. Was erst einmal nach Urlaub und Entspannung klingt, ist für den Frankfurter ein 24/7 Job. Zeit zum Durchatmen bleibt kaum. Seit rund elf Jahren rettet Philipp Ripkens Menschen, die an Leukämie erkrankt sind, das Leben. Philipp Ripkens ist noch ein Kind, als er das erste Mal mit der lebensbedrohlichen Krebsform Leukämie konfrontiert wird: „Als ich ein kleiner Junge war, ist das Nachbarkind an Leukämie erkrankt. Leider wurde damals kein Spender gefunden, so ist der Nachbarsjunge viel zu früh gestorben“, erzählt Philipp Ripkens im RTL-Interview.

Alle 12 Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs

ILLUSTRATION - Ein Spender gewinnt am 06.03.2014 in Ohlstadt (Oberbayern) mit einem Wattestäbchen Mundschleimhautzellen für die Aufnahme in die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Durch die Datei kann der passende Spender für einen an Blutkrebs erkrankten Patienten gefunden werden. Foto: Angelika Warmuth/dpa
Knochenmarkspenderdatei
picture alliance / dpa, Angelika Warmuth

Laut der DKMS erhält in Deutschland alle 12 Minuten ein Mensch die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs: „Viele Patientinnen und Patienten können ohne eine lebensrettende Stammzellspende nicht überleben, und mit der Suche nach geeigneten Spennderinnen und Spendern beginnt immer auch ein Wettlauf gegen die Zeit“, so die DKMS

Lese-Tipp: So können Sie ganz leicht Stammzellspender werden

Für die Registrierung als Stammzellspender muss kein großer Aufwand betrieben werden. Mit nur 4 Schritten geht es ganz bequem von zu Hause:

  • Schritt 1: Sie registrieren sich online auf der DKMS-Homepage

  • Schritt 2: Sie bekommen ein Registrierungsset mit zwei Wattestäbchen nach Hause geschickt

  • Schritt 3: Sie nehmen mit den Wattestäbchen zwei Abstriche von der Wangenschleimhaut

  • Schritt 4: Sie füllen die Einverständniserklärung aus und schicken diese zusammen mit den Wattestäbchen zurück zur DKMS

Philipp R. lässt den Stammzellen-Koffer nicht aus den Augen
Die Stammzellen überleben bis zu 48 Stunden
DKMS

„Sobald ich einen Blutbeutel in meinen Stammzellen-Koffer lege, bin ich ein ganz anderer Mensch. Dann merke ich, dass die Gesundheit eines anderen Menschen in meiner Hand liegt“, so Ripkens im RTL-Interview. Weiter erzählt er, dass es für ihn eine große Verantwortung sei. So soll es schon öfter vorgekommen sein, dass er trotz Langstreckenflug über 32 Stunden auf den Stammzellen-Koffer aufgepasst habe, ohne ein Auge zuzudrücken, erinnert sich der 39-Jährige.

Der 39-Jährige rettet seit elf Jahren Leben
Mehr als 150 Stammzellen-Transporte hat Philipp Ripkens durchgeführt
Philipp Ripkens

In rund elf Jahren hat Philipp Ripkens bereits 150 Stammzellen weltweit transportiert. Auf seinen Reisen verdient der Frankfurter keinen Cent. Es werden lediglich die Reisekosten übernommen, so der 39-Jährige. Eine Stammzellen-Übergabe ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben: „Ich habe vor vielen Jahren an Heiligabend in Rom in einem Kinderkrankenhaus Stammzellen zugestellt. Bei der Zustellung haben nachts die Glocken des Vatikan geläutet. Ich kriege heute noch Gänsehaut, wenn ich mich daran zurückerinnere.“ Spätestens nach diesem Erlebnis weiß der Stammzellen-Kurier, dass das, was er dank der Spender machen darf, das schönste Geschenk ist, das er Familien überbringen kann.

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