Sorge im Baltikum
Putin braucht nur einen Fingerschnipp, dann hat er unser Land besetzt
Die Angst vor einem tatsächlichen Angriff Russlands ist nicht nur in der Ukraine präsent - auch im Baltikum ist man in Sorge, dass Putin noch mehr Hunger auf ehemalige Sowjet-Gebiete bekommen könnte. Die Grenze Russlands ist nah.
Das Baltikum unterscheidet sich aber maßgeblich: Die Länder Estland, Lettland und Litauen sind Nato-Mitglieder. Dennoch: Gerade in der aktuellen Situation sorgt die Nähe zum übermächtigen Russland für ein mulmiges Gefühl. RTL-Reporterin Nadja Kriewald war in Estland und hat dort mit den Menschen gesprochen.
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„Wir brauchen gar nicht über eine Invasion nachzudenken. Wenn Putin das möchte, dann kostet ihn das nur einen Fingerschnipp, dann hat er unser Land besetzt. Da können wir kaum einen Atemzug machen, dann sind die Russen hier und wir am Boden.“ Maria Kutlitskaja wohnt in Narva, die Stadt liegt rund 2,5 Autostunden von der Hauptstadt Talinn entfernt. Bis Sankt Petersburg sind es gerade mal 160 Kilometer. 95 Prozent der Menschen in der kleinen Grenz-Stadt sind russischstämmig.
"Ich bin bereit, alles für Estland zu tun“

Auch der 21-jährige Ivan Dmitijev ist besorgt. Eigentlich ist er Projektmanager, jetzt gehört er dem militärischen Freiwilligenverband der estnischen Streitkräfte an. „Ich persönlich meine, was gerade in der Ukraine passiert, das muss man sehr ernst nehmen. Das ist wirklich eine angespannte Situation. Aber ich lebe hier in Estland und ich bin bereit, alles für Estland zu tun.“
"Wir haben starke Allianzen und starke Freunde wie Deutschland und wir sind zuversichtlich"

Fast ein Drittel der Einwohner von Narva hat einen russischen Pass. Und viele ältere Bewohner sprechen kaum Estnisch, sie schauen auch zu Hause nur russisches Fernsehen. Bürgermeisterin Katri Raik (Foto) glaubt nicht an eine Abspaltung oder Annexion durch Russland. „Die Menschen in Narva wissen hervorragend, dass das Leben hier besser ist als dort. Russland ist hier ganz nah. Nur 200, 300 Meter von uns im Moment und die Menschen wissen, dass hier ist besser und darum ist es hier immer ruhig.“
Mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern hat das kleine Estland dem riesigen Russland kaum etwas entgegenzusetzen. Einzig die NATO und die Europäische Union bieten dem Baltenstaat Sicherheit.
„Unsere Strategie ist nicht Bangen und Hoffen. Wir sind vorbereitet, wir wissen was wir tun, wir haben sehr viel Geld in unsere Verteidigung investiert, wir haben starke Allianzen und starke Freunde wie Deutschland und wir sind zuversichtlich, dass wir aus dieser Krise stärker hervorgehen werden“, sagt Kusti Salm, der Vize-Verteidigungsminister Estland. Und so geht das Leben hier erstmal ganz normal weiter – unterkriegen lassen wollen sich die Esten nicht. (eku)
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