Romeo und Julia in Moskau

Wie ein junges russisch-ukrainisches Paar auf den Krieg blickt

Alexandra und Fjodor sitzen an einem Küchentisch.
Alexandra und Fjodor berichten über die unterschiedlichen Situationen ihrer Familien im Ukraine-Konflikt.
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Alexandra und Fjodor lernen sich in der Uni kennen. Sie ist Ahnenforscherin, er Historiker. Sie ziehen zusammen, nehmen einen Hund und eine Katze auf. All das klingt idyllisch – wäre da nicht ihre Herkunft: Denn Alexandra ist Ukrainerin und Fjodor Russe. Gemeinsam leben sie in Moskau. Wie sieht ihre Liebe in Zeiten des Kriegs aus?
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"Ich breche die ganze Zeit in Tränen aus"

Alexandra und Fjodor schauen gemeinsam russisches Fernsehen.
Alexandra und Fjodor schauen gemeinsam russisches Fernsehen - dort läuft Staatspropaganda.
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Alexandra fällt es schwer, über die russische Invasion der Ukraine zu sprechen. „Selbst wenn ich nur darüber nachdenke, breche ich die ganze Zeit in Tränen aus“, berichtet die 33-Jährige. „Es ist wie ein Albtraum, ein völlig undenkbares Verbrechen gegen uns alle.“ Auch für ihren russischen Partner Fjodor steht fest: „Das ist ein richtiger Krieg, egal wie er hier genannt wird.“ Das betont er, weil in Russland der Krieg nach wie vor nur „Spezialoperation“ genannt werden darf.

Alexandra trifft der Krieg persönlich. Viele ihrer Verwandten befinden sich noch in der Ukraine. Ein guter Freund lebte unweit der russischen Grenze in der Region Luhansk. Jetzt ist er tot. „Es ist so furchtbar, dass Menschen sterben müssen wegen der krankhaften Fantasien eines kranken Menschen.“ Während die 33-Jährige spricht, wird sie sichtlich emotional. Ihr Partner Fjodor legt beruhigend seine Hand auf ihre Schulter.

Fjodor und Alexandra ist bewusst, dass sie in Russland ein Risiko eingehen, wenn sie mit ausländischer Presse sprechen – doch das wollen sie in Kauf nehmen, um ihre Geschichte zu erzählen.

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Fjodors Verwandte glauben der Propaganda

Fjodor blickt besorgt.
Fjodor kann seine Verwandten nicht davon überzeugen, dass im russischen Fernsehen Propaganda verbreitet wird.
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Während Alexandras Freunde und Familie um ihr Leben bangen müssen, schauen Fjodors russische Verwandte russisches Fernsehen. Sie glauben die Propaganda, die dort verbreitet wird. „Alles andere wollen sie nicht hören und nicht wissen. Deswegen ist es sehr kompliziert Ihnen etwas zu erklären“, berichtet der 31-Jährige resigniert.

Auch bei ehemaligen Kommilitonen sehen die beiden sich mit den Folgen der russischen Propaganda konfrontiert. Auf der russischen Social Media Plattform „VKontakte“ fantasierten Bekannte zu Beginn des Kriegs über eine mögliche russische Annexion der baltischen Staaten – ja sogar Berlins. Doch hier beobachtet Alexandra mittlerweile einen Kurswechsel: „Inzwischen haben wohl auch die Dümmsten verstanden, dass Russland diesen Krieg nicht gewinnen kann. Jetzt hat man angefangen, die Posts zu löschen.“

In vielen russischen Familien gibt es Ukrainer

Fjodor und Alexandra
Fjodor und Alexandra haben sich im Studium kennengelernt.
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Es ist besonders die russische Propaganda, die über die Ukraine und Ukrainer kursiert, die Alexandra trifft. Dabei weiß die Ahnenforscherin genau, wie unsinnig diese ist. „In jeder zweiten oder dritten russischen Familie gibt es Ukrainer. Russen und Ukrainer sind so eng miteinander vermischt, dass es einfach Wahnsinn ist, Russland zu zwingen, gegen die Ukraine in den Krieg zu ziehen“, berichtet sie.

Alexandra und Fjodor versuchen sich so gut es geht vor dem Hass gegenüber Ukrainern abzuschirmen. Auf der Arbeit ist das teilweise schwierig. Dort gäbe es Kollegen, die gegen die Ukraine sind. Doch in ihrem Freundeskreis gelingt das gut - „obwohl ich nicht verheimliche, dass ich Ukrainerin bin und gegen diesen Krieg bin“, fügt Alexandra an.

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