Der Sport gab ihr das Selbstwertgefühl
Seltenes Möbius-Syndrom: Tayla kann nicht lächeln - und ist doch glücklich
Eine junge Neuseeländerin kann aufgrund einer extrem seltenen Erkrankung nicht lächeln, wird deswegen ihr Leben lang gemobbt. Eine Operation, die ihr Syndrom heilen soll, schlägt fehl. Die junge Frau will sich das Leben nehmen. Doch der Sport und ein Instagram-Account geben ihr den Lebensmut wieder. Jetzt ist sie glücklicher als je zuvor - und freut sich sogar darüber, dass die Operation fehlgeschlagen ist.
Unterversorgung mit Blut im Mutterleib
Ein Leben ohne Lächeln - alleine die Vorstellung stimmt tieftraurig. Für die 24-jährige Tayla Clement aus der neuseeländischen Stadt Christchurch ist das ihr Leben lang Realität. Aufgrund des extrem seltenen Möbius-Syndroms ist sie nicht in der Lage, ihre Augen nach links oder nach rechts zu bewegen, ihre Augenbrauen anzuheben oder ihre Lippen zu bewegen. Es wird angenommen, dass das Syndrom durch eine Unterversorgung mit Blut bereits im Mutterleib entsteht. Es ist so selten, dass es oft erst sehr spät diagnostiziert wird.
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„Wie durch ein Wunder bin ich immer noch hier“
„Es war nicht immer einfach“, erzählt Tayla, die auf Instagram fast 20.000 Follower hat, gegenüber Jam Press. „Ich habe viele Jahre damit verbracht, mir ein ‘normales’ Lächeln zu wünschen, mir sogar zu wünschen, dass ich einfach nicht existiere, weil das einfacher schien, als zu leben, aber wie durch ein Wunder bin ich immer noch hier.“ Doch jetzt ist sie sicher, dass ihr Leben einen Sinn hat: „Ich wurde geboren, um in dieser Welt etwas zu bewirken, und das weiß ich von ganzem Herzen.“

Gesichtsoperation schlägt fehl
Im Alter von 12 Jahren wird Tayla einer Gesichtsoperation unterzogen. Das Ziel der Ärzte: Das Mädchen soll ihre Gesichtsmuskeln bewegen können. Bei dem Eingriff, der als „Lächeloperation“ bezeichnet wird, transplantieren die Ärzte Weichgewebe von ihrem Oberschenkel in ihr Gesicht. Der achtstündige Eingriff ist nicht erfolgreich, hinterlässt nichts als hässliche Narben in Taylas Gesicht.
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Schwere klinische Depression
Während der gesamten Schulzeit wird Tayla schikaniert, als hässlich beschimpft und sogar mit Kot beworfen. Resultat: Mit 18 Jahren wird eine schwere klinische Depression diagnostiziert. Tayla erzählt: „Ich wurde ausgelacht. Die Kinder schrien mir ins Gesicht und sagten, dass sie Angst vor mir hätten, aber dann liefen sie lachend davon, ich fühlte mich sehr isoliert.“ Sogar ihre Lehrer behandeln sie anders: „Ich war die Einzige, die in der Klasse die Hand hob, und der Lehrer sah mich nur an und wandte sich dann ab, ohne mich für eine Frage auszuwählen.“

Sport gibt Tayla das bitter nötige Selbstwertgefühl
Taylas Selbstwertgefühl liegt am Boden, sie ist schwer suizidgefährdet. Tatsächlich versucht sie sechsmal, sich das Leben zu nehmen. Doch dann nimmt ihr Leben endlich eine Wendung zum Guten: Nachdem sie das Leistungsschwimmen mit 18 Jahren aufgrund ihrer psychischen Probleme aufgegeben hat, wagt Tayla den Sprung zurück. Sie wird vom Para-Athletics-Verband kontaktiert. Im Februar 2018 geht sie für das neuseeländische Athleten-Team an den Start. Bei den Victorian State Championships in Melbourne stellt sie sogar einen Weltranglisten-Rekord auf.
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Fehlgeschlagene OP für Tayla ein Segen
Sei dieser Zeit hat Tayla eine Menge Selbstbewusstsein dazu gewonnen und sich deswegen vorgenommen, ihre Erkrankung einer breiten Öffentlichkeit zu erklären. Auf ihrem Intagram-Account klärt sie über das Möbius-Sydrom auf – und ist glücklicher als je zuvor. „Ich bin so dankbar dafür, dass die Operation nicht funktioniert hat, denn nicht lächeln zu können, ist das größte Geschenk, das man mir jemals hätte machen können!“ Denn, so Tayla: „Es hat mir die Möglichkeit gegeben, ein Gesicht und eine Stimme der Hoffnung und Inspiration für andere zu sein.“ (ija)