Hypertonie schädigt neun Hirnareale

Schock-Studie - Bluthochdruck kann Demenz auslösen

ARCHIV - Eine alte und demenzkranke Frau sitzt am 29.11.2012 in einem Pflegeheim.   (zu dpa «Demenzlotsen helfen im Umgang mit Erkrankten» vom 16.07.2017) Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Wie Forscher herausgefunden, schädigt Bluthochdruck dieselben Regionen des Gehirns, die auch mit Demenz in Verbindung gebracht werden.
ppl ink dbo fux rho, dpa, Patrick Pleul

Mangelnde Bewegung, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Stress und zu viel Alkohol – all das kann zu Bluthochdruck führen. Betroffen ist davon laut Robert Koch-Institut (RKI) jeder dritte Erwachsene in Deutschland. Die mögliche Folge: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Niereninsuffizienz – und sogar Demenz, wie eine Studie nun bestätigt.
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Diese Gehirnregionen werden durch Bluthochdruck geschädigt

Dass es einen Zusammenhang zwischen Bluthochdruck (Hypertonie) und Demenz gibt, ließen bereits bisherige Studien vermuten. Wie genau sich ein dauerhafter Blutdruck über 140/90 mmHg auf unser Gehirn auswirken kann, hat nun aber erstmals ein internationales Forscherteam festgestellt.

Laut der im Fachmagazin „European Heart Journal“ erschienenen Studie werden neun konkrete Hirnregionen durch Bluthochdruck geschädigt und können so zu einer Verschlechterung der geistigen Leistungsfähigkeit und zur Entwicklung von Demenz beitragen.

Betroffen sind unter anderem das Putamen, welches für die Regulierung von Bewegungen und die Beeinflussung verschiedener Arten des Lernens verantwortlich ist, die vordere Thalamusstrahlung sowie Regionen der weißen Substanz, die verschiedene Teile des Gehirns miteinander verbinden und die Signalübertragung zwischen ihnen ermöglichen.

In den betroffenen Bereichen konnte eine Verringerung des Gehirnvolumens und der Oberfläche der Hirnrinde, Veränderungen der Verbindungen zwischen verschiedenen Teilen des Gehirns und Veränderungen bei der Messung der Gehirnaktivität festgestellt werden.

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Studien-Erkenntnisse für bessere Therapie

Herausgefunden haben die Forscher dies, indem sie die Auswirkungen von Bluthochdruck auf kognitive Fähigkeiten bei 33.000 Teilnehmenden der UK-Biobank-Studie mithilfe von MRT-Daten, genetischen Analysen und weiteren Beobachtungen untersuchten. Anschließend verglichen sie ihre Ergebnisse in einer separaten Patientengruppe in Italien.

Die neu gewonnenen Erkenntnisse möchte das Forscherteam nun für bessere Behandlungsmöglichkeiten nutzen:

„Es ist seit Langem bekannt, dass Bluthochdruck ein Risikofaktor für den kognitiven Verfall ist, aber wie Bluthochdruck das Gehirn schädigt, war nicht klar“, erklärt Prof. Joanna Wardlaw, Mitautorin der Studie und Leiterin der Neuroimaging Sciences an der Universität Edinburgh.

„Diese Studie zeigt, dass bestimmte Hirnregionen einem besonders hohen Risiko für Blutdruckschäden ausgesetzt sind, was dazu beitragen könnte, Menschen mit dem Risiko eines kognitiven Rückgangs in den frühesten Stadien zu identifizieren und möglicherweise in Zukunft gezieltere Therapien zu entwickeln.“ (akr)