Medizinjournalist Dr. Specht klärt auf

Bruce Willis leidet an Frontotemporaler Demenz - was die Diagnose für den Hollywood-Star bedeutet

Emma Heming-Willis and Bruce Willis arrive on the red carpet at the 2014 National Board of Review Gala at Cipriani 42nd Street in New York City on January 6, 2015. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY NYP20150106142 JOHNxANGELILLO

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Emma Heming Willis and Bruce Willis auf einem roten Teppich, vor seiner Demenz-Diagnose.
imago stock&people, imago/UPI Photo, imago stock&people

Es ist eine Schock-Diagnose für alle Betroffenen, aber insbesondere auch für das Umfeld: Demenz. Auch Hollywood-Star Bruce Willis hat die Krankheit. Wie seine Familie jetzt auf Instagram verkündete, leidet der 67-Jährige an Frontotemporaler Demenz (FTD). Aber was bedeutet die Krankheit genau? Wie ist der Verlauf und gibt es überhaupt Behandlungsmöglichkeiten? Wir haben Medizinjournalist Dr. Christoph Specht gefragt.
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Die Frontotemporale Demenz beginnt meistens früher als die Alzheimer-Demenz

Unter Demenz versteht man in der Regel, dass der Mensch vergisst, nicht mehr weiß, wo er herkommt, was er gerade gemacht hat, wie er heißt oder anderes. Allgemein gehen wir dabei oft von der Alzheimer-Demenz aus, was jedoch nur eine Form von vielen Demenzarten ist. Insgesamt unterscheidet man zwischen rund 50 verschiedenen Formen von Demenz, die nach unterschiedlichen Kriterien definiert werden.

„Die Frontotemporale Demenz beginnt meistens schon ein bisschen früher als zum Beispiel die Alzheimer-Demenz oder die vaskuläre Demenz (was eine Veränderung an den Blutgefäßen hervorruft) und das Leitsymptom ist nicht das Vergessen, sondern Wesensveränderungen“, erklärt Medizinjournalist Dr. Christoph Specht auf RTL-Nachfrage.

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Bei der Frontotemporalen Demenz ist vor allem der vordere und seitliche Teil des Gehirns betroffen. Zellen in diesem Bereich sterben zuerst ab. Auch bei Alkoholismus oder Traumata, wie beispielsweise einem Boxunfall, könne laut Specht diese Art der Demenz hervorgerufen werden, was eine mangelnde Affektkontrolle bewirke.

„Das heißt, die Menschen zeigen sich nicht dadurch, dass sie Dinge vergessen – das kommt später – sondern sie sind verhaltensauffällig und können ihre Affekte nicht mehr kontrollieren“, so Specht. Dazu gehöre, dass die Betroffenen plötzlich grundlos weinen oder aggressiv würden oder auch rumschreien und sich nicht „sozialadäquat“ verhielten.

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Aphasie kann ein Vorbote von Frontotemporalen Demenz sein

Bei Bruce Willis scheint es anders. Den Bildern nach zu urteilen ist er nicht aggressiv und wirkt im Kreise seiner Familie ruhig und glücklich. Aber auch das könne laut Experte ein Zeichen dieser Form der Demenz sein. „Bei ihm geht die Affektstörung vielleicht nicht in Richtung Aggressivität, sondern eher in ein freundliches, dümmliches Miteinander“, erklärt der Allgemeinmediziner.

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Erst Anfang vergangenen Jahres wurde öffentlich, dass Schauspieler Bruce Willis Aphasie hat. „Unter Aphasie versteht man die Störung oder den kompletten Verlust der Sprache, also der Fähigkeit zu sprechen“, so Dr. Specht. Aphasie könne man auch „vollkommen ohne Frontotemporale Demenz“ haben, dennoch könnte es aber in dem Fall des Schauspielers auch „sehr gut sein, dass die Aphasie ein Vorbote im Rahmen der Frontotemporalen Demenz war“. Zumindest im Fall des Hollywood-Stars, denn Wortfindungsstörungen sind ebenfalls typisch für diese Form der Demenz.

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"Eine richtige Therapie gibt es nicht"

Demenz zu behandeln, ist schwierig. Es gibt zwar Versuche, die Krankheit mit Medikamenten zu beeinflussen, doch die Wirkung ist meist nicht vielversprechend. „Bei Demenz gibt man Antidepressiva in der Annahme, da etwas Positives bewirken zu können, aber eine richtige Therapie gibt es nicht“, ordnet Dr. Specht ein.

Zudem ist es eine fortschreitende Krankheit, die nicht plötzlich zum Stillstand kommt. Sie könne laut Experte Specht progredient, also immer langsam weiter fortlaufend oder auch schubweise verlaufen. Die Ursachen sind nicht bekannt.

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Was bedeutet die Frontodementale Demenz für die Betroffenen selbst?

Aufgrund der Affektstörung sagt man, dass die Betroffenen selbst oft gar keine Krankheitseinsicht hätten und sich dementsprechend nicht behandeln lassen wollen. Denn im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz, wo die Betroffenen erst noch mitbekommen, dass sie Dinge vergessen, „fühlen sich Betroffene der Frontodementalen Demenz nicht krank und merken oft gar nicht, dass sie sich merkwürdig verhalten“, erklärt Dr. Specht.

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Ganz im Gegensatz zu den Angehörigen, für die die Krankheit oft eine sehr belastende Situation ist. Es ist auch möglich, an einer Demenz zu sterben. „Wenn gar nichts anderes da ist, kann man auch an einer Demenz sterben oder an den Auswirkungen der Demenz. Mit der Zeit geht Hirnsubstanz verloren und wenn das weitergeht, reicht die Hirnsubstanz einfach nicht mehr aus, um auch ein minimales Leben aufrechtzuerhalten“, so der Allgemeinmediziner. Aber er sagt auch, dass die meisten Menschen mit ihrer Demenz sterben würden, aber nicht daran. Denn die Krankheit trägt auch zu einem allgemein schlechten Zustand bei.