Reservisten im Ukraine-KriegPutins Teilmobilmachung: Bescheide an Tote, Antritt um 4 Uhr morgens und Staus an den Grenzen
Die Mobilmachung in Russland läuft auf Hochtouren. Die Behörden gehen ohne Rücksicht vor. Männer werden um 4 Uhr morgens in die Militärkommissariate zitiert. Menschenrechtler sprechen von eklatanten Verstößen gegen das Gesetz. Während sich an den Außengrenzen lange Staus bilden.
Im Video: Russen in Dagestan wehren sich gegen Einberufung – Wortgefechte mit Rekrutierungs-Beauftragen.
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Russland im Ausnahmezustand: Tausende Reservisten verabschieden sich von ihren Familien
Die Mobilisierung versetzt Russland in einen Ausnahmezustand. Selbst Tote erhalten Einberufungsbescheide. Auch Bürger, die nie in den Streitkräften gedient haben, werden in die Armee eingezogen – ungeachtet der Ankündigung Wladimir Putins, der seinem Volk das Gegenteil versprochen hatte. In den entferntesten Regionen Russlands werden Männer zu Tausenden zusammengetrieben und in Bussen abtransportiert. Weinende Frauen nehmen Abschied von ihren Männern. Schreiende Kinder flehen ihre Väter an, sie nicht zu verlassen. Verzweifelte Mütter sprechen Gebete für ihre Söhne. Es sind herzzerreißende Szenen, die sich in dem schockierten Russland abspielen.
Militärkommissare erlassen über das gesamte Riesenreich hinweg einen identischen Befehl: Alle Soldaten in Reserve, die noch keinen Einberufungsbescheid bekommen haben, dürfen ihre Region nicht verlassen. Bürger, die bereits einen Mobilmachungsbefehl in den Händen halten, müssen zur vorgeschriebenen Zeit sich bei den Militärkommissariaten einfinden.
Einen solchen Befehl erließ etwa der Militärkommissar der Region Jakutien Alexander Awdonin. Alle Bürger, die beim Militär registriert seien und keine rechtlichen Gründe für die Gewährung eines Aufschubs hätte, unterlägen der Mobilmachung, stellte er unumwunden klar.
Wenige Stunden nach dem Befehl Putins rollten in Jakutsk die ersten Busse mit mobilisierten Soldaten.
Putins Mobilmachung: Antritt um 4 Uhr morgens und Einzugsbescheide an Tote
In anderen Regionen wird mitten in der Nacht mobilisiert. Um 4 Uhr morgens sollte auch der Mann der Journalistin Nina Nimajewa vor dem Kommissariat erscheinen. "Sie fahren morgen um 14 Uhr mit dem Zug nach Tschita", teilte man dem fünffachen Vater am Telefon mit. Und das obwohl auch er nie gedient hat und Väter von mindestens vier Kindern unter 16 Jahren von der Mobilmachung ausgenommen werden sollten.
Wie hemmungslos und ohne jedes System die Behörden vorgehen, zeigt ein weiterer Fall aus der Region Burjatien. Dort bekam der Bruder von Sabrina Amo, einer lokalen Politikerin der Partei "Jabloko", einen Einzugsbescheid. Nur dass ihr Bruder vor zwei Jahren verstorben ist. "Glaubt jemand von euch noch daran, dass ihr der Mobilmachung entkommt?", fragte sie sarkastisch in ihren sozialen Netzwerken.
"Die Mobilmachung wird mit eklatanten Verstößen durchgeführt", erklärte Alexej Tabalow, der Leiter der Menschenrechtsorganisation zum Schutz der Rechte von Wehrpflichtigen, Militärangehörigen und Ersatzsoldaten "Schkola Prisywnika" ("Wehrpflichtige-Schule"), im Gespräch mit dem unabhängigen Sender Dozhd. "Das Gesetz schreibt vor, dass Bürger, die für den Militärdienst nicht tauglich sind, nicht der Mobilmachung unterliegen. Ob jemand tauglich ist oder nicht, kann jedoch nur im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung festgestellt werden. Das ist ein schwieriger und langwieriger Prozess. Innerhalb eines Tages ist es nicht möglich, diesen Prozess durchzuführen", stellte Tabakow klar. "Was wir jetzt sehen, sind eindeutige Beweise für grobe Verstöße gegen die Gesetzgebung."
Viele Russen flüchten aus dem Land: Staus an der Grenze zu Kasachstan
Die Erkenntnis, dass bei der Mobilmachung Putins wenig Rücksicht auf bestehende Gesetze genommen wird, setzt sich derweil zunehmend durch. Viele Russen ergreifen die Flucht. An der Grenze zu Kasachstan bildeten sich lange Staus. Zwischen dem zentralasiatischen Land und Russland gibt es keine Grenzkontrollen. Russische Bürger brauchen für die Einreise weder ein Visum noch einen Reisepass.
Auch Georgien und die Mongolei erleben einen Ansturm
Auch an der Grenze zu Georgien ist eine massenweise Ausreise zu beobachten. Das Land im Kaukasus ist für Russen ein beliebtes Ausreiseziel, da viele dorthin familiäre und freundschaftliche Verbindungen haben.
Außerdem wird die Mongolei für viele zum Ausreiseziel. Zwischen Russland und dem Land in Zentralasien verläuft eine 3452 Kilometer lange Grenze. Dies ist die drittlängste Grenze zwischen Russland und einem anderen Land. An den Grenzübergängen bilden sich nun ebenfalls lange Staus.
Mobilisierung kommt nicht gut an: In Dagestan kommt es zu Verweigerungen
Während die einen Russland verlassen, üben sich andere in schlichter Verweigerung. In der Teilrepublik Dagestan stellten sich erzürnte Männer gegen ihre Mobilisierung. "Wir haben 1941-1945 gekämpft, das war ein Krieg. Jetzt ist es kein Krieg, das ist Politik", schrie einer der Versammelten den Vertretern des Militärkommissariats entgegen, wie auf dieser Aufnahme zu hören ist.
"Ihr kämpft für eure Zukunft", versuchte die Behördenvertreterin den Männern weiszumachen. "Welche Zukunft? Wir haben nicht einmal eine Gegenwart! Welche Zukunft?", bekam sie als wütende Antwort zu hören.
Dass es ausgerechnet in Dagestan zu solchen Verweigerungen kommt, überrascht den Kaukasus-Experten Denis Sokolow keineswegs. "Im nördlichen Kaukasus verläuft die Mobilisierung nicht gut. Und das war vorhersehbar. In den drei Republiken Tschtetschenien, Inguschetien und Dagestan werden bereits die meisten Toten dieses Kriegs gezählt. (...) Die Leute hier verstehen, was in der Ukraine geschieht. Und sie verstehen es überhaupt nicht, wozu sie diesen Krieg brauchen. Die über Jahre gewachsene Entfremdung von der Regierung macht sich nun bemerkbar", erklärte er im Interview mit Dozhd.
"Wie bricht man sich einen Arm?" - versuchen Russen so ihre Einberufung zu verhindern?
Unterdessen suchen andere nach alternativen Methoden, dem Einzug in die Armee zu entgehen. Die Suchmaschinen verzeichnen in den letzten Tagen einen sprunghaften Anstieg der Suche nach der Frage "Wie bricht man sich den Arm?". Alternative Suchanfragen lauten: "Wie bricht man sich den Arm zu Hause?" oder "Wie bricht man sich schnell den Arm?"
Tatsächlich ist der Bruch eines Arms oder Beins eins der wenigen Gründen, warum derzeit die Einberufung in die Armee verschoben werden könnte. "Die üblichen Gründe wie Plattfüße, Fettleibigkeit oder psychische Erkrankungen greifen nicht", erklärt der Jurist Alexander Pomazuew.
"Wer die Möglichkeit hat, auszureisen: Reist aus! Noch gibt es keine Beschränkungen. Formell sind Ausreisen in den Erlassen verboten. In der Praxis werden diese Verbote aber noch nicht durchgesetzt. An den Grenzpunkten gibt es lange Schlangen, aber alle werden bislang durchgelassen", betont der Jurist. Wer keine Möglichkeit habe, auszureisen, soll seinen gemeldeten Wohnort verlassen. Außerdem empfiehlt er seinen Landsleuten dringend: "Öffnet Unbekannten nicht die Türen! Nehmt keine Anrufe von unbekannten Nummern entgegen!"
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de
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