53-Jähriger soll Substanzen in die Drinks geschüttet haben
Prozess in Berlin: Mann betäubt Frauen und gibt sich als Arzt aus
In Berlin steht am Mittwoch der 53-jährige David L. vor Gericht. Er soll auf einem Restaurantschiff drei Frauen heimlich betäubende Substanzen in die Drinks gemischt haben. Dann gab sich der Musikproduzent laut Anklage als Arzt aus und behauptete helfen zu können. Deshalb verhandelt das Landgericht wegen gefährlicher Körperverletzung.
Opfer und mutmaßlicher Täter kennen sich
Das Verfahren dreht sich um zwei Tage im Mai 2020: Der erste Corona-Lockdown ist noch in den letzten Zügen, die Bars weitestgehend geschlossen, aber auf einem Restaurant-Schiff im historischen Hafen in Berlin-Mitte sind Drinks wieder möglich.
Dort treffen sich Ute Else und David L., beide kennen sich, sie betreibt ein Cafe gegenüber, der Musiker und Musikproduzent lebt im Kiez, sie unterhalten sich nett. Vor Gericht sagt die 61-Jährige, sie habe drei bis vier Weißwein-Schorlen getrunken. Eine ordentliche Menge, aber als Gastronomin sagt sie: „Ich bin trink-erprobt.“
Am Alkohol soll es deshalb nicht gelegen haben, dass Ute Else plötzlich schwindelig wird und umkippt. Sie behauptet, David L. habe ihr eine Substanz in den Drink geschüttet, während sie auf Toilette war. Als sie das Bewusstsein verliert, soll der 53-Jährige dann behauptet haben, er sei Arzt und könne ihr helfen. Erst am nächsten Tag wacht Ute Else nach einem 12-stündigen Filmriss wieder auf.
Angeklagter macht Eindruck vor Gericht

Vor dem Berliner Landgericht streitet David L. alles ab. Der Musikproduzent hat sich schick gemacht, trägt einen blauen Anzug und eine gepunktete Krawatte mit dem passenden Einsteck-Tuch. Sein Anwalt Axel Weimann bezeichnet die Vorwürfe als „völlig haltlos.“ Das Berliner Amtsgericht hatte die Eröffnung des Verfahrens zunächst aus Mangel an Beweisen abgelehnt, auf Beschwerde der Staatsanwaltschaft hatte das Landgericht aber das Verfahren eröffnet.
Denn noch zwei weitere Frauen behaupten, an diesem und am Folgetag betäubt worden zu sein. Karin Bergdoll bekam von David L. einen Rotwein ausgegeben, auch die 82-Jährige bricht zusammen und erwacht erst am nächsten Tag zu Hause auf dem Sofa. Die Frauenrechtlerin hat eine Vermutung, welches Motiv den Angeklagten angetrieben haben könnte. „Ich denke, einmal war es Macht. Er wollte die Macht über zwei starke Frauen haben. Und dann noch Demütigung“, sagt Karin Bergdoll zu RTL.
Doch ob der 53-jährige den Frauen tatsächlich betäubende Substanzen verabreicht hat, ist drei Jahre später nur schwer nachzuweisen. Deshalb steht zunächst Aussage gegen Aussage. Ein Urteil will das Gericht am 10. Mai fällen.