Prozess wegen Tierquälerei und Diebstahl in Duisburg
Männer klauen drei Löwenäffchen aus Krefelder Zoo: "Die Tiere schrien vor Schmerzen"
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Immer wieder stehen Diebe vor Gericht. Ihre Beute: Schmuck, Geld oder Autos. Im Krefelder Zoo aber wurden drei Goldene Löwenäffchen gestohlen. Knapp sieben Jahre ist das jetzt her. Am Donnerstag (7.) startete der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter.
Einem Affen soll sogar der Schwanz abgeschnitten worden sein
Sie sollen Tiere aus Zoos gestohlen haben. Dann haben sie ihnen offenbar die Erkennungschips heraus geschnitten und sie verkauft. Zwei Männer stehen deshalb seit Donnerstag (7.) vor dem Duisburger Amtsgericht. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Diebstahl und Tierquälerei. Einem Affen soll sogar der Schwanz abgeschnitten worden sein.
Gerichtssprecher Rolf Rausch: „Der Hauptangeklagte soll seinen Mitangeklagten aufgefordert haben drei Löwenäffchen aus dem Zoo in Krefeld zu stehlen. Er soll von ihm gehaltene Äffchen auch vernachlässigt haben, sodass mehrere davon gestorben sein sollen. Er soll Operationen ohne ausreichende Narkose und Wundversorgung durchgeführt haben. Er soll darüber hinaus mehrere Affen ohne entsprechende Genehmigungen verkauft haben.“
Goldene Löwenaffen bringen auf dem Schwarzmarkt über 15.000 Euro
2015 verschwinden über Nacht drei Goldene Löwenäffchen aus einem Außengehege im Krefelder Zoo. Ein Zuchtpaar und dessen Nachwuchs. Südamerikanische Löwenäffchen wie diese sind vom Aussterben bedroht. In freier Wildbahn leben nur rund 1.000 Tiere. Eine geringe Population aufrecht erhalten - das gelingt nur mit Hilfe von Zuchtprogrammen: „Da ist jedes einzelne Tier natürlich ein Schatz für dieses Zuchtprogramm selber und das war natürlich ein Verlust, dass wir innerhalb einer Nacht drei Tiere verloren haben“, erinnert sich der Krefelder Zoodirektor, Wolfgang Dreßen.
„Es geht wirklich darum, dass man mit möglichst wenig Aufwand eine hochattraktive Tierart vermittelt bzw. verkauft, die eben bei Privatleuten hoch begehrt sind, weil sie eben selten ist. Und das ist das primäre Interesse dieser Diebe. Es geht nicht um Tierhaltung und Tierwohl, sondern es geht um reines Geschäft", erklärt der Zoodirektor. Auf dem Schwarzmarkt können die seltenen Goldenen Löwenaffen über 15.000 Euro bringen. Der Zoo verstärkt danach massiv seine Sicherheitsmaßnahmen. Dreßen ist sich sicher, so leicht kann hier kein Tier mehr geklaut werden.
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Schwere Vorwürfe im Prozess gegen Affen-Züchter
Der Hauptangeklagte, ein privater Affenzüchter, soll in seiner Zucht die Affen nicht ausreichend gefüttert und getränkt und mehrere Tiere unsachgemäß und ohne ausreichende Betäubung operiert haben, um die Identifikationschips der Affen zu entfernen. „Die Tiere schrien vor Schmerzen, ihre Wunden wurden nicht zugenäht, sondern einfach geklebt“, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Tupait bei der Verlesung der Anklage.
Im Prozess sagte eine Zollfahnderin als erste Zeugin aus, die den Fall intensiv recherchiert hatte und im August 2018 die Wohnung des Züchters durchsuchen ließ. Dabei wurden 14 tote Affen in einer Tiefkühltruhe gefunden. Die lebenden Affen seiner Zucht habe er Monate zuvor an eine Bekannte nach Polen abgegeben.
Nachbarn hätten ausgesagt, dass der Angeklagte den Tieren im Sommer oft zu wenig Wasser gegeben habe, berichtete die Zollfahnderin. Die Nachbarn hätten deshalb mehrfach von nebenan mit einem Gartenschlauch Wasser rübergespritzt. Im Winter sei ein Affe im Außengehege erfroren. Für einen schwer verletzten gelähmten Affen habe der Hauptangeklagte keinen Tierarzt geholt.
Affen-Diebstahl im Zoo nur die Spitze des Eisbergs?
Ein Motiv des Mannes war laut Staatsanwaltschaft Geldgier. Für die seltenen Affen wird viel Geld geboten - je seltener desto mehr. „Der Diebstahl von Zootieren ist ganz klar nur die Spitze des Eisbergs, denn der illegale Handel mit wilden Tieren und Pflanzen ist weltweit ein attraktives Business“, erklärt Dr. Arnulf Köhncke, Fachbereichsleiter Artenschutz beim WWF Deutschland, im RTL-Interview. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Verbrecherinnen und Verbrecher, die da hinter stecken, bis zu 23 Milliarden Profit mit dem illegalen Handel machen.“ Der illegale Handel sei dabei der zweitgrößte Treiber für das weltweite Artensterben.
Der 69-Jährige Angeklagte aus Oberhausen habe über die Jahre viele Tiere neu gezogen und insgesamt 225 Affen gehalten, sagte die Zollfahnderin - viele davon falsch ausgezeichnet, weil die Identifikationstransponder mit anderen Namen und Daten überschrieben werden konnten. Offenbar seien viele Tiere unrechtmäßig vermarktet worden oder es gebe gar keine Information mehr über den Verbleib der Affen. Den Gesamtwert der Affen des Oberhauseners schätzte sie auf 500.000 Euro.
Urteil soll Ende April fallen
Seit dem Diebstahl aus dem Zoo Ende Juli 2015 sind die Äffchen verschwunden und bisher nicht wieder aufgetaucht. Aber auch in Zukunft soll es im Krefelder Zoo Goldene Löwenaffen geben. Im neu geplanten Artenschutzzentrum. Vor gut zwei Jahren war das alte Affenhaus in der Silvesternacht abgebrannt. Über 50 Tiere starben. Die Bauarbeiten zum neuen Tropenhaus laufen.
Ein Urteil gegen die mutmaßlichen Tierdiebe soll Ende April fallen. Beide könnten für bis zu vier Jahre ins Gefängnis gehen. (dpa/kra)