Mega-Hype dank Influencer-WerbungExpertin warnt: Darauf solltet ihr bei Probiotika-Präparaten unbedingt achten

Don't take chances, take your vitamins
Internet-Hype um Probiotika-Präparate: Ernährungsexpertin mahnt zur Vorsicht.
ROWAN JORDAN(PTY)LTD, iStockphoto

Schönere Haut, bessere Verdauung, leichteres Abnehmen …
Mit diesen und weiteren Versprechen bewerben diverse Unternehmen sogenannte Probiotika-Präparate. Oder besser gesagt: Sie lassen bewerben – von Influencern. Denn die ziehen die Massen an und scheinen wirklich alles verkaufen zu können. Aber wie sicher ist es, derartige Präparate auf Influencer-Anraten hin einzunehmen? Und worauf sollte man beim Kauf der Nahrungsergänzungsmittel unbedingt achten? Das verrät RTL-Ernährungsexpertin Nora Rieder.

Probiotika sind Nahrungsergänzungsmittel – Sicherheitsprüfung? Fehlanzeige!

RTL-Ernährungsexpertin Nora Rieder erklärt, warum Probiotika-Präparate nicht immer unbedenklich sind und worauf ihr beim Kauf unbedingt achten solltet.
RTL-Ernährungsexpertin Nora Rieder erklärt, warum Probiotika-Präparate nicht immer unbedenklich sind und worauf ihr beim Kauf unbedingt achten solltet.
RTL, RTL, RTL

Kleine lebende Bakterien, sogenannte Probiotika, sollen gut für unsere Darmgesundheit sein. Doch Ernährungsexpertin Nora Rieder weiß: Die positive Wirkung dieser Präparate hängt von einigen Faktoren ab – und tritt deshalb auch nicht immer wie gewünscht ein. Daher gilt: Wer Probiotika-Präparate kaufen möchte, sollte ein paar Tipps beachten.

  • Die Zahl der Bakterienstämme: „Man sagt, für eine gute Wirksamkeit sollte ein Produkt wenigstens fünf bis acht verschiedene Bakterienstämme enthalten“, erklärt die Expertin. Vorzugweise sollte es sich dabei um Stämme handeln, die natürlicherweise im menschlichen Magen-Darm-Trakt vorkommen.

  • Die Anzahl der koloniebildenden Einheiten (kbE): In unserem Darm wimmelt es nur so von Bakterien - etwa zehn bis 100 Billionen seien in ihm enthalten. „Diese Vielfalt erklärt, warum Produkte mindestens 20 Milliarden koloniebildende Einheiten enthalten sollten.“ Bei weniger enthaltenen Bakterien sei eine positive Auswirkung auf den Körper auch weniger wahrscheinlich.

  • Die Darreichungsform: Neben dem, was im Präparat enthalten ist, spielt es auch eine Rolle, WIE ein Präparat daherkommt. So seien Kapseln, Tabletten oder Perlen die bevorzugte Darreichungsform. Der Grund: Im Gegensatz zu Tropfen oder Pulvern überleben sie die Magensäure besser. „Dadurch kommt die größtmögliche Zahl an lebenden Kulturen im Darm an.“

  • Die Art der Verpackung: Auch sie habe einen entscheidenden Einfluss darauf, ob ein Produkt im Körper wie gewünscht wirkt, erklärt die Ernährungsexpertin. Demnach sei es am besten, wenn man auf Produkte in klassischen Blistern zurückgreift. Der Grund: Sind die Präparate in Dosen, würden sie bei jedem Öffnen Licht und Sauerstoff ausgesetzt. Dadurch werden die Bakterien bereits aktiviert. „Ein Teil der Wirkung ist dann bereits verpufft, wenn man sie einnimmt.“

  • Zusatzstoffe: Neben den Bakterien enthalten Probiotika-Präparate außerdem verschiedene Zusatzstoffe. Welcher laut Nora Rieder niemals fehlen sollte: Vitamin B12. Denn das B-Vitamin unterstütze die Darmschleimhaut, über die unser Körper Präparate und andere Nährstoffe aufnimmt. Zudem fördert das Vitamin wie alle B-Vitamine das Wachstum der gesunden Milchsäurebakterien.

Warum ist es so wichtig, insbesondere einen Blick auf die Anzahl der enthaltenen Bakterien zu werfen? „Probiotika zählen zu den Nahrungsergänzungsmitteln und gelten somit nicht als Lebensmittel.“ Bedeutet: Anders als Medikamente werden sie nicht auf Wirksamkeit und Sicherheit geprüft und Anbieter sind in der Dosierung frei.

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Produkte für Männer, Frauen, Kinder: Oft unterscheiden sich nur die Zusatzstoffe

Nur ein Produkt zu verkaufen, dürfte für ein Unternehmen wenig lukrativ sein. Auch deshalb gibt es vermutlich ein spezielles Produkt für jedes Bedürfnis – und für jedes Geschlecht bzw. Alter.

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Doch Nora Rieder verrät: Bei vielen Produkten unterscheidet sich gar nicht der Kern-Inhaltsstoff – also die Bakterienstämme. Es sei vielmehr so, dass die Zusammensetzung der Bakterien einer Produktlinie überwiegend gleich ist.

Der Unterschied liege meist nur im Zusatz von Mineralstoffen und Vitaminen. „Produkte für Männer enthalten oft Selen oder Zink, weil sie die Testosteronbildung anregen.“ Frauen-Produkte hingegen reichere man mit Biotin oder anderen Vitamine an, die beispielsweise gut für die Haut sind.

Expertin warnt: Probiotika-Präparate sind nicht für alle Menschen geeignet

Viele Probiotika-Präparate werden von scheinbar übermäßig begeisterten Influencern beworben. Bei der Zielgruppe kann da schnell der Eindruck entstehen, dass es sich um ungefährliche Nahrungsergänzungsmittel handelt, die für jeden geeignet sind. Aber der Schein trügt!

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Denn: „Bei Menschen, die eher empfindlich oder immungeschwächt sind, kann die Darmflora durcheinandergebracht werden“, warnt die Ernährungsexpertin. Bei Personen mit einer chronischen (Darm-) Erkrankung kann die Zufuhr der hohen Bakterienzahl das Immunsystem zusätzlich schwächen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass im Darm 80 Prozent aller Abwehrzellen – also der Großteil unseres Immunsystems – sitzen.

Vor allem bei Produkten für Kinder sollten Eltern Vorsicht walten lassen, mahnt Nora Rieder. Denn: „Gesunde Kinder brauchen keine Nahrungsergänzungsmittel.“ Und bei Kindern mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen sollten Eltern lieber einen Arzt aufsuchen und sich entsprechend beraten lassen, als ihrem Kind einfach frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel zu verabreichen.

Gesunde Erwachsene müssen zwar keine negativen gesundheitlichen Folgen fürchten, dafür aber monetäre. Oft sei es nämlich so: „Man gibt in den meisten Fällen eine Menge Geld aus für nichts.“

Denn Fakt ist: Es gibt bislang keine Studien, welche die versprochenen positiven
Effekte entsprechender Produkte belegen.