76 Festnahmen - 46 verletzte Polizisten
Weitere Ausschreitungen nach „Köpi“-Räumung in Berlin
Bei der Demonstration gegen die Räumung des linksautonomen Wagencamps "Köpi" in Berlin kam es in der Nacht zu Samstag zu Ausschreitungen. Nach Angaben der Polizei sei die Stimmung aggressiv gewesen. Die Bilanz: 76 Festnahmen, 46 Einsatzkräfte wurden verletzt.
Polizei leitet Strafermittlungsverfahren ein
Am Vortag hatte die Polizei das Areal an der Köpenicker Straße im Bezirk Mitte geräumt. Am Freitagabend war es dann zu weiteren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. Die Polizei meldet 7.000 bis 8.000 Teilnehmende.
Bereits am Freitagabend kam es zu Festnahmen. Allein 17 Menschen – 12 Männer und 5 Frauen – wurden im Zuge einer Demonstration unter dem Motto „Köpi bleibt! - Keine Räumungen in Berlin“ im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg vorläufig festgenommen, wie es in der abschließenden Bilanz heißt. Es seien Strafermittlungsverfahren unter anderem wegen besonders schweren Landfriedensbruchs, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und tätlichen Angriffs, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung eingeleitet worden.
Bei dem von gewalttätigen Ausschreitungen begleiteten Aufzug wurden den Angaben zufolge 40 Polizisten verletzt - 31 Männer und 9 Frauen.
Berlins Innensenator: "Blinde Zerstörungswut"
Innensenator Andreas Geisel (SPD) verurteilte die Gewalt und Ausschreitungen. „Was wir erlebt haben, ist keine politische Haltung, sondern blinde Zerstörungswut“, sagte er am Samstag laut Innenverwaltung. „Es ist destruktiv und löst kein einziges Problem. Der Staat wird Gewaltandrohungen nicht weichen. Rechtsstaatlichkeit ist ein hohes Gut und muss sich immer durchsetzen.“
Die Berliner SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey betonte im RBB-Inforadio, Gewalt sei kein Mittel der politischen Auseinandersetzung. „Was da passiert in der Stadt, wenn es um rechtmäßige Räumung von Orten geht, dass Menschen der Meinung sind, mit massiver Gewalt gegen Polizeikräfte ihren Willen durchzusetzen, das ist nicht in Ordnung.“
Grundstückseigentümer klagt - Polizei setzt Zwangsvollstreckung durch
Das Wagencamp auf einem Gelände an der Köpenicker Straße gilt als eines der letzten Symbolprojekte der linken Szene in Berlin. Auf dem rund 2600 Quadratmeter großen Grundstück neben einem 1990 besetzten Haus am ehemaligen Mauerstreifen wohnen etwa 30 Menschen in Bauwägen. Der Grundstückseigentümer hatte mit Hinweis auf eine Baugenehmigung im Juni erfolgreich auf Räumung geklagt. Einen Eilantrag der Bewohner zum Stopp der Zwangsvollstreckung wies das Berliner Kammergericht am Mittwoch ab. (dpa/kra)