Wie das Präparat funktionieren würde
Pille für den Mann! Ist diese Entdeckung der Durchbruch?

Nach jahrelanger Forschung: Kommt jetzt die Pille für den Mann? Eine Gruppe amerikanischer Forscher hat einen Durchbruch erzielt. Das Team will eine Pille für den Mann entwickeln, die die Fruchtbarkeit von Männern sofort nach der Einnahme unterdrückt.
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Pille für den Mann: Bisher hat es noch kein Präparat auf den Markt geschafft
Schon seit vielen Jahren wird daran geforscht, ein sicheres Verhütungsmittel für Männer in Form einer Pille zu entwickeln. Doch auf den Markt hat es noch kein Präparat geschafft. Versucht wurde meist, die Spermienbildung zu unterdrücken. Am wirksamsten erwies sich in klinischen Untersuchungen hierbei das männliche Sexualhormon Testosteron.
Doch hormonelle Verhütungsmittel lösen oft Nebenwirkungen aus. Bei der Einnahme von Testosteron drohen Gewichtszunahme, Depressionen und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten.
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Pille für Männer: Nebenwirkungen wie bei Antibabypille für Frauen, aber wollen Männer sie dann nicht?
Klar, diese Nebenwirkungen dürften viele Frauen bekannt vorkommen, weil es die auch bei ihrer Antibabypille gibt. Doch bei der Pille für den Mann mit solchen Nebenwirkungen wird befürchtet, dass ein solches Präparat nicht genug Absatz finden könnte, das berichtet aktuell das „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. Bevor ein Verhütungsmittel für Männer breit angewendet werden kann, muss außerdem sichergestellt sein, dass es die Zeugungsfähigkeit nicht dauerhaft beeinträchtigt.
Und es gibt laut den Forschern noch einen weiteren Nachteil bei hormonellen Verhütungsmitteln für Männer. Das Präparat müsste wochenlang regelmäßig eingenommen werden, bevor es seine Wirkung entfalten kann und keine zeugungsfähigen Spermien mehr vorhanden sind.
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Pillenforschung: Team aus Amerika arbeitet an weniger Nebenwirkungen für den Mann
Genau daran forscht aktuell ein Team um den New Yorker Pharmakologieprofessor Lonny Levin, nämlich an einer Männer-Pille, die Spermien nur vorübergehend außer Gefecht setzt, sie also im wahrsten Sinne des Wortes für eine Zeit lähmt. Und zwar unmittelbar nach deren Einnahme. Die ersten Ergebnisse hat das Team am 14. Februar 2023 in der wissenschaftlichen Zeitschrift „nature communications“ veröffentlicht. Der Titel: „Bedarfsgerechte männliche Empfängnisverhütung, durch akute Hemmung der löslichen Adenylylzyklase.“
Bereits 24 Stunden nach der Einnahme soll die Fruchtbarkeit wieder vollständig vorhanden sein, wenn die Spermien wieder aktiv werden können. Das Mittel soll zudem keine oder nur wenig Nebenwirkungen auslösen. Die Wissenschaftler setzen auf den sogenannten Wirkstoff TDI-11861, der das Enzym lösliche Adenylylzyklase (sAC) blockiert. Dieses Enzym spielt eine wichtige Rolle dabei, Spermien zu aktivieren und beweglich zu machen.
Tierversuche mit Mäusen: Keine Nebenwirkungen bei Versuchen mit neuem Wirkstoff
In Tierversuchen mit Mäusen traten bei der Einnahme des Wirkstoffs keine Nebenwirkungen auf, auch nicht, nachdem ihnen das Verhütungsmittel sechs Wochen lang verabreicht wurde. Nebenwirkungen seien bei einer Hemmung der löslichen Adenylylzyklase (sAC) zwar grundsätzlich möglich, schreiben die Forscher in ihrer Studie. Aber nur, wenn das Enzym dauerhaft fehle. Dann sei zum Beispiel das Risiko für ein Glaukom oder Nierensteine erhöht.
Falls der Wirkstoff (TDI-11861) auch bei Menschen wirkt, wäre damit ein Verhütungsmittel für Männer gefunden, dass sie spontan kurz vor dem Sex einnehmen können.
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Verhütungsmittel für den Mann: Alternative "Retinsäure" erst nach vierwöchiger Einnahme wirksam
TDI-11861 wäre nicht die einzige Alternative zu Hormonen, die als Verhütungsmittel für Männer infrage käme. Forscher und Forscherinnen der Universität Minnesota konnten die Zeugungsfähigkeit von männlichen Mäusen um 99 Prozent reduzieren, indem sie ihre Rezeptoren für Retinsäure blockierten. Retinsäure wäre allerdings nicht so schnell wie der Wirkstoff TDI-11861 wirksam, sondern erst nach vier Wochen Einnahme. In weiteren Versuchen mit Affen konnte zudem ein Protein die Schwimmfähigkeit von Spermien hemmen und diese so an einer Befruchtung hindern.
Die vollständige Wirkung trat aber auch hierbei nicht sofort, sondern erst nach 30 Stunden ein. Die schnelle Wirksamkeit eines Verhütungsmittels wäre also tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal, zumindest wenn dem Forschungsteam nun tatsächlich gelingt, aus dem Wirkstoff TDI-11861 eine Pille für den Mann zu entwickeln.
Pille für den Mann: Wenn sich aktuelle Forschung bestätigt, ist sie der Grundstein für Markteinführung
Doch inwiefern sich die Ergebnisse auf Menschen übertragen lassen, muss nun in weiteren Studien untersucht werden. Auch vor dem Hintergrund, dass Samenzellen im weiblichen Körper bis zu fünf Tage lang überlebensfähig sind, sobald sie einmal bis in die Gebärmutter gelangt sind. Eine Pille wäre nur dann sicher wirksam, wenn sie verhindert, dass die Spermien es bis zur Gebärmutter schaffen.
Das Forschungsteam aus den USA geht aktuell davon aus, dass Spermien gestoppt werden können, wenn man sie nur lange genug lähmt. Diese Annahme muss jedoch zuerst einmal in klinischen Studien mit Menschen überprüft werden. Bis die schnelle Verhütungspille für Männer angewendet werden kann, wird es also noch etwas dauern – aber wenn sich die aktuelle Forschung bestätigt, hat sie sicher den Grundstein für eine Markteinführung gelegt. (mjä)