Tragisches Unglück in NRW

So viel Last trägt Ihr Balkon

HANDOUT - 27.06.2021, Nordrhein-Westfalen, Bad Meinberg: Rettungskräfte stehen neben den Trümmern eines Balkons aus Holz, der mit mehreren Menschen darauf eingestürzt ist. Beim Einsturz eines Balkons im Kreis Lippe sind neun Menschen verletzt worden, fünf von ihnen schwer. Ein Schwerverletzter schwebe in Lebensgefahr, sagte ein Polizeisprecher. Foto: Freiwillige Feuerwehr/Horn-Bad Meinberg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Neun Menschen bei Einsturz von Balkon verletzt
sei, dpa, Freiwillige Feuerwehr

Balkon plötzlich eingestürzt, es gibt Verletzte - oder sogar Tote! Immer wieder schrecken solche Meldungen auf. Zuletzt stürzte am vergangenen Wochenende im nordrhein-westfälischen Horn-Bad Meinberg ein Balkon in die Tiefe – 9 Menschen wurden verletzt, einer davon schwer. Eine Gruppe junger Menschen hatte sich auf dem Balkon befunden, als dieser plötzlich nachgab und in die Tiefe stürzte. Da stellt man sich die Frage: Wie viel Traglast verträgt mein Balkon und ab wann wird es kritisch? Das sagt ein Balkon-Experte.

Viele verschätzen sich schnell bei der Literzahl

In der brütenden Sommerhitze ist kaltes Wasser immer noch die beste Strategie, den Körper abzukühlen. In Ermangelung anderer Aufstellflächen installieren viele für ihre Kinder einen kleine Planschepool auf dem Balkon - aber das kann fatale Folgen haben: In Stuttgart krachte im Juli 2019 der Balkon im ersten Stock unter dem Gewicht zusammen - auch hier: mehrere Verletzte. Der Grund: Der Pool hatte die maximale Traglast des Balkons überschritten. "Das größte Problem ist hier, dass sich die Leute total in der Literzahl verschätzen", weiß Jens Ohlen von der Spittelmeister GmbH in Pforzheim. "Manche machen dann mal eben ein Kinderplanschbecken von 4 Quadratmetern voll, dann sind das mal eben 600 Liter."

Im Juli 2019 wurden beim Einsturz eines Balkons in Stuttgart sechs Menschen verletzt - ein zu großes Planschbecken war der Grund.
Im Juli 2019 wurden beim Einsturz eines Balkons in Stuttgart sechs Menschen verletzt - ein zu großes Planschbecken war der Grund.
Marijan Murat, picture alliance, dpa

400 Kilogramm pro Quadratmeter nicht ausreizen

Klar geregelt ist in Deutschland: Jeder genehmigte Balkon muss pro Quadratmeter 400 Kilogramm Traglast unabhängig von Größe und Baumaterial aushalten. Das ist in einer Euronorm vorgeschrieben. Die Fachleute warnen: Diese 400 Kilogramm sollte man allerdings nicht unbedingt ausreizen, weil zur stehenden Last auch noch dynamische Effekte dazukommen, z.B. wenn man sich auf dem Balkon bewegt oder sogar hüpft, sagt Jürgen Uhlendahl, Prüfingenieur für Baustatik aus Dortmund dem WDR.

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Holzbalkonen müssen regelmäßig gewartet werden

Auch wenn diese Norm unabhängig von Baumaterial gilt: Es spielt bei der Belastbarkeit natürlich eine große Rolle. Holz ist zwar ein natürlicher Rohstoff, der großen Belastungen nicht so gut standhält wie zum Beispiel Stahlbeton oder Metall. Klar ist auch: Holzbalken reagieren stärker auf Witterungseinflüsse. Holzkonstruktionen, wie die in Horn-Bad Meinberg, müssen deswegen häufiger ausgetauscht werden.

Wieviel trägt denn jetzt der Balkon?

Zig Partygäste, zwei Grills, einiges an Getränkekisten - überlaste ich jetzt etwa schon meinen Balkon? Balkon-Experte Jens Ohlen kann da beruhigen: "Zwei Grills verteilen sich ja schon auf zwei Quadratmeter, wenn ich jetzt vier auf den Quadratmeter hochstelle und auf jeden Quadratmeter vier Kisten stelle, dann bin ich ja bei weitem noch nicht bei der maximalen Last." Man könne sich recht schnell ausrechnen, wie viel der Balkon tragen kann - um ihn zu überlasten, müsse man schon schwere Geschütze auffahren. "Wenn jetzt vier oder fünf sehr dicke Männer an eine Ecke stellen und auf den Punkt genau hochspringen würden", scherzt Ohlen, "dann wird es gefährlich."

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Die Großen kühlen sich besser woanders ab

Von großen Planschbecken ist auch generell abzuraten, sagt uns der Balkon-Experte. Man sollte verhältnismäßig zum Balkon kalkulieren, rät Ohlen: "Wenn man jetzt einen ein 1,50 Meter tiefen Balkon auf 3 oder 4 Meter hat und da ein kleines Planschbecken für die Kleinen hinstellt, dann stellt das kein Problem dar." Als Faustformel kann dabei gelten: Knöcheltief ist okay - und auch nur für die Kleinen. Wenn sich erwachsene vollumfänglich abkühlen wollen, dann bitte nicht auf dem Balkon, sondern besser das nächstgelegene Freibad aufsuchen. (ija)

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