Schwarzarbeit und LohndumpingNach STERN und RTL-Recherchen: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf

Die Staatsanwaltschaft Tübingen ermittelt gegen Gesamtmetallchef Stefan Wolf. "Das bestätigte Staatsanwalt Nicolaus Wegele dem stern und RTL. Zum Hintergrund: Das Magazin und der Sender hatten berichtet, dass Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf über Jahre seine private Haushälterin schwarz, an der Steuer und den Sozialkassen vorbei, beschäftigt hatte. Sie arbeitete für Stefan Wolf, der auch Vizepräsident des Arbeitgeber-Verbandes ist, in Vollzeit, fünf Tage die Woche.

Stefan Wolf soll in seinem Unternehmen ElringKlinger auch Lohndumping betrieben haben

Tom Weller
Stefan Wolf ist auch Vorsitzender des Vorstands von ElringKlinger, einem Zulieferer der Automobilindustrie. Die Firma selbst schreibt über sich, sie sei "ein weltweit führender Systempartner der Automobilindustrie für Leichtbaulösungen, Elektromobilität, Dichtungs- und Abschirmtechnik, Werkzeugtechnologie sowie Engineering-Dienstleistungen."
deutsche presse agentur

So soll die Haushälterin fünf Tage die Woche für Stefan Wolf, der auch Vizepräsident des Arbeitgeber-Verbandes ist, gearbeitet haben. Das bestätigten dem stern und RTL mehrere Personen aus Stefan Wolfs direktem Umfeld. Bislang hat sich Wolf zum Vorwurf des Sozialbetrugs nicht geäußert.

Vielmehr lässt Stefan Wolf auf Anfrage des stern und von RTL durch seine Anwältin ausrichten, dass er Fragen zu seinem Privatleben nicht beantworten werde. Sollte der Zoll Ermittlungen aufnehmen, droht dem Gesamtmetall-Präsidenten ein Bußgeld von bis zu 500.000 Euro, möglicherweise sogar eine Haftstrafe auf Bewährung. Bis zu einer Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Auch in seinem Unternehmen, dem Autozulieferer ElringKlinger, erheben Mitarbeiter schwere Vorwürfe gegen Wolf. Der Konzern habe an seinem Standort Langenzenn bei Nürnberg gering bezahlte Teilzeitkräfte in niedrigere Tariflohngruppen eingestuft, als es den Mitarbeitern zustand – Lohndumping im Unternehmen des Arbeitgeberpräsidenten Wolf. Der Betriebsrat stimmte dem zu, nach eigenen Aussagen in der Hoffnung, damit Jobs zu sichern.

Auch Bruch des Tarifvertrags? Betriebsrat: „Die haben uns über Jahre belogen, betrogen und verarscht“

Weiterer Vorwurf: Im Jahr 2020 kündigte das Werk in Langenzenn Kurzarbeit an. Laut IG Metall hielt der Konzern dabei die vorgeschriebene dreiwöchige Ankündigungsfrist zur Kurzarbeit nicht ein und informierte die IG Metall nicht – laut der Gewerkschaft ein klarer Bruch des Tarifvertrags. ElringKlinger bestreitet den Vertragsbruch. Inzwischen kündigte ElringKlinger an, die Produktion in Langenzenn zu schließen, obwohl es profitabel ist. Rund 140 Mitarbeiter werden ihre Jobs verlieren. Betriebsrat Markus Pemsel sagt über Wolf und den Vorstand von ElringKlinger: „Die haben uns über Jahre belogen, betrogen und verarscht.“

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Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf fordert von Arbeitnehmern Verzicht

Bei den laufenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie fordert Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf von den Arbeitnehmern Verzicht, um ihre Jobs zu sichern. Die Beschäftigten sollen auf Lohnerhöhungen, Weihnachtsgeld, Spätzuschläge und auch auf warme Büros und Wohnungen verzichten, damit Arbeitsplätze gesichert werden können. ElringKlinger-Betriebsrat rät den Verhandlern der IG Metall: „Wenn Wolf verspricht, dass er Arbeitsplätze retten will, dann tut euch einen Gefallen: Glaubt ihm kein Wort.“

Den ausführlichen Bericht finden Sie bei sternPLUS (Paywall).