Neue Studie aus den USA

Nach der Impfung: Warum Bewegung für besseren Schutz sorgen soll

ARCHIV - 22.12.2021, Niedersachsen, Hannover: Eine Frau lässt sich in Hannover gegen Covid-19 impfen. (zu dpa «Rund 5900 Menschen auf Warteliste für Corona-Impfung mit Novavax») Foto: Moritz Frankenberg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Nach dem Piks direkt ins Fitnessstudio? Bewegung nach einer Schutzimpfung kann womöglich die Antikörperreaktion verbessern.
mof vco cwe pil, dpa, Moritz Frankenberg

Ab aufs Fahrrad, liebe Frisch-Geimpften! Eine neue Studie aus den USA zeigt nämlich: Bewegung direkt nach dem Piks erhöht die Schutzwirkung der Corona-Impfung. Doch Moment mal – soll man nach der Impfung nicht eigentlich Ruhe halten? Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht nimmt die Studie für RTL unter die Lupe.
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Die Studie ist noch nicht abgeschlossen

Vorab: Die Studie der Iowa State Universität in den USA ist noch nicht abgeschlossen, die Ergebnisse bisher nur vorläufig. Die Forscher impfen knapp 70 Probanden zwischen 18 und 87 Jahren jeweils mit einem Grippe- oder dem Corona-Impfstoff von Biontech-Pfizer, ehe man sie auf ein Trainingsfahrrad oder das Laufband schickt. Mindestens 90 Minuten laufen und strampeln die Teilnehmer auf den Geräten, jedoch nur in einem „moderaten Tempo“, wie es von Seiten der Forscher heißt. Die Herzfrequenz müsse zwischen 120 und 140 Schlägen pro Minuten liegen.

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Mehr Bewegung gleich mehr Antikörper

Das Ergebnis: Wer sich direkt nach dem Piks bewegt, erhöht die Schutzwirkung der Impfung. „Unsere vorläufigen Ergebnisse sind die ersten, die zeigen, dass eine bestimmte Zeitspanne die körpereigene Antikörperreaktion auf den Impfstoff von Pfizer-Biontech und zwei Grippeimpfstoffe verstärken kann“, sagt Studienautorin Marian Kohut in einer Pressemitteilung der Universität. Zudem sei der Effekt nicht vom Gewicht der Menschen abhängig, erklärt sie. Rund die Hälfte der Teilnehmer sei nämlich übergewichtig oder sogar fettleibig und habe die gleichen Resultate gezeigt wie die sportlicheren Probanden.

Wie es zu der erhöhten Antikörperreaktion durch Bewegung kommt, können die Forscher allerdings noch nicht sagen. Wie Kohut erklärt, könne es an der gesteigerten Blutzirkulation während des Workouts liegen oder mit dem so genannten Interferon-alpha-Protein, das unser Körper während einer Virusinfektion herstellt. Nebenwirkungen, die mit den Impfungen einher gehen könnten, wie Erkältungssymptome, werden dadurch jedoch nicht verstärkt.

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Das Alter ist der Knackpunkt

Dr. Christoph Specht sieht die Studie allerdings kritisch, wobei die Ergebnisse „ganz interessant“ seien, wie er im RTL-Interview sagt. Dennoch: „Für eine Herzfrequenz von 120 bis 140 reicht ein moderates Tempo nicht aus“, sagt er. „Dafür muss man sich schon kräftig belasten.“ Ein einfacher Spaziergang reiche da nicht. Abgesehen davon, dass eine ältere Person ein 90 Minuten Workout sicher nicht durchstehe.

Tatsächlich trainieren die älteren Probanden der Studie nur 45 Minuten und ihr Ergebnis ist keineswegs so positiv wie bei den jüngeren Teilnehmern, die sich die volle Zeitspanne bewegen. Sie kommen auf die gleiche Antikörperreaktion wie die Vergleichsgruppe, die statt eines Workouts fernsehen durfte: auf gar keine. Theoretisch müsse man die älteren Leute auch 90 Minuten laufen lassen, so Specht, aber das sei aus ärztlicher Sicht unrealistisch. „Ansonsten würde ich die Ergebnisse glatt mit in die Impfung reinschreiben“, sagt er, „damit gerade alte Menschen eine bessere Immunantwort haben.“

Ansonsten heißt es: Junge Leute, die mindestens 90 Minuten trainieren, haben eine erhöhte Antikörperreaktion. Junge Leute, die gar nicht trainieren genauso wie ältere Menschen, die bis zu 45 Minuten trainieren, haben keine erhöhte Antikörperreaktion.

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"Leider nur ein netter, erster Hinweis"

Dass die Probanden nach der Impfung trainieren, ist für den Arzt allerdings unbedenklich. „Die Ruhezeit nach der Impfung dient vor allem der Beobachtung“, sagt Specht, „falls die Leute eine anaphylaktische Reaktion auf den Impfstoff zeigen oder kollabieren.“ Diese 15 bis 30 Minuten solle man auch auf gar keinen Fall streichen, warnt er. Das war in der Studie aber auch nicht der Fall. „Die Teilnehmer beginnen ihr Workout 30 Minuten nachdem sie die den Impfstoff verabreicht bekommen“, schreiben die Studienleiter. Das gelte für die Grippe- als auch für die Corona-Impfung.

Da die Studie nur aus 70 Teilnehmern besteht, ist sie bisher nicht repräsentativ und soll im nächsten Schritt weiter ausgebaut werden. Die Forscher wollen dann unter anderem testen, ob eine Bewegungszeit von 60 Minuten bei jungen Leuten einen ähnlichen Effekt zeigt wie die 90 Minuten. Auch Dr. Specht hofft auf eine größer angelegte Studie. „Auf die würde ich gerne warten, um sagen zu können, dass die Bewegung wirklich eine Rolle spielt“, sagt er. Bis dahin sei die Studie leider nur ein netter, erster Hinweis.

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