Missbrauchskomplex Wermelskirchen

Mann gab sich als Babysitter aus und missbrauchte Kinder - Opfer-Anwältin: "Eltern erfuhren es Jahre später"

Rechtsanwältin Sandra Buhr vertritt Opfer des Angeklagten.
Rechtsanwältin Sandra Buhr vertritt Opfer des Angeklagten.
RTL

Jahrelang soll sich ein Mann als Babysitter angeboten und Kindern sexuelle Gewalt angetan haben. Der Fall steht in der öffentlichen Wahrnehmung in einer Reihe mit anderen großen Missbrauchsfällen der vergangenen Jahre - etwa Lügde und Bergisch Gladbach. Jetzt beginnt der Prozess in Köln. Im Interview mit RTL offenbarte Sandra Buhr, Anwältin einer Opfer-Familie, grausame Details.

Anwalt kündigt Geständnis des Hauptangeklagten an

Mit einer Fülle von Vorwürfen beginnt am Dienstag in Köln der Prozess im Missbrauchsfall Wermelskirchen. Der heute 45 Jahre alte Angeklagte soll Kindern immer wieder sexuelle Gewalt angetan haben. Eine zentrale Masche soll dabei gewesen sein, dass sich der Mann zuvor online als Babysitter angeboten hatte. Sein Anwalt kündigte ein Geständnis des 45-Jährigen im Prozess an. Sein Mandant habe sich auch während der Ermittlungen der Polizei kooperativ gezeigt, erklärte er.

Der Angeklagte erscheint vor Gericht.
Der Angeklagte erscheint vor Gericht.
RTL

Die Liste der Vorwürfe ist dabei lang. Insgesamt geht die Anklage nach Angaben eines Gerichtssprechers von 124 Taten in den Jahren 2005 bis 2019 aus. In 99 Fällen handle es sich dabei um Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Andere drehten sich unter anderem um Beihilfe zu Missbrauch oder auch um kinderpornografische Schriften. Allein an 13 Kindern im Alter von elf Monaten bis 13 Jahren soll der Angeklagte selbst Taten begangen haben.

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Opfer-Anwältin Sandra Buhr im RTL-Interview

Auch die Mandanten von Anwältin Sandra Buhr machten die Bekanntschaft des Angeklagten. Als ihre Tochter zwei Jahre alt gewesen sei, hätten sie ihn als Babysitter engagiert, heißt es. Im Interview mit RTL beschreibt Buhr die tragische Geschichte eine Familie.

Die Eltern eines missbrauchten Kindes hätten sich einen schönen Abend machen wollen, deshalb hätten sie einen Babysitter engagiert. Ihr Kind hätten sie dann bei dem zuverlässig und nett wirkenden Mann gelassen. Erst später, als herauskommt, was dem Angeklagten vorgeworfen wird, werden sie hellhörig. Die Eltern finden heraus, dass ihr Kind wohl Opfer eines schrecklichen Verbrechens geworden ist.

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Aufdeckung des Wermelskirchen Falls führte zu 130 weiteren Verfahren

Die Aufdeckung des Falls hatte große Wellen geschlagen, weil er zu zahlreichen weiteren Ermittlungsverfahren gegen weitere Beschuldigte führte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind es mittlerweile mehr als 130. Bei dem Angeklagten waren große Datenmengen sichergestellt worden. Mit einer Vielzahl von Männern soll er kinderpornografische Bilder und Videos „unvorstellbarer Brutalität“ getauscht haben. (dky)