Bundesweite Haftbefehle

Polizei deckt Missbrauchsskandal auf: 72 Tatverdächtige tauschten Bilder von Babys und Kleinkindern

ARCHIV - 12.07.2014, Bayern, Kaufbeuren: ILLUSTRATION - Ein Mann bedient einen Laptop. Verbraucherschützer in Deutschland haben vor dubiosen Streaming-Portalen gewarnt, die vermeintlich Kinofilme und TV-Serien anbieten. Die Internet-Anwender würden mit falschen Versprechungen auf Fake-Portale gelockt und dann mit hohen Rechnung für angeblich zustande gekommene Abonnement-Verträge unter Druck gesetzt. (zu dpa: «Verbraucherschützer: Dubiose Streaming-Portale locken in Abo-Fallen») Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Polizei hat einen bundesweiten Missbrauchsfall mit 72 Verdächtigen und etwa 30 minderjährigen Opfern aufgedeckt.
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von Ulrich Klose

Die Polizei Köln hat einen großen Ermittlungserfolg im Kampf gegen Kindesmissbrauch bestätigt. Nach RTL-Recherchen soll es sich um 72 Verdächtige und etwa 30 minderjährige Opfer handeln. Die mutmaßlichen Missbrauchs-Täter leben bundesweit verstreut, 14 Bundesländer sind betroffen. Viele sitzen wegen älterer Taten bereits lange hinter Gittern.

Polizei gelingt erneut ein großer Ermittlungserfolg

Nach den großen Kindes-Missbrauchsfällen in Münster, Lügde und Bergisch Gladbach bestätigt die Polizei jetzt einen weiteren Skandal, dessen Opfer etwa 30 Minderjährige sind. Dabei soll es sich um 72 mutmaßliche Täter handeln – viele sitzen bereits wegen älterer Taten im Gefängnis. Die Verdächtigen sollen zahlreiche Fotos und Videos von sexuell missbrauchten Babys und Kleinkindern besessen und getauscht haben. Ein Teil dieser Männer soll auch selbst Kinder vergewaltigt haben.

Wie hat die Polizei ermittelt?

Sexueller Missbrauch in Familien
Ein Teil der verdächtigten Männer soll auch selbst Kinder vergewaltigt haben.
deutsche presse agentur

Ein weiterer Missbrauchsskandal mit bundesweiter Dimension erschüttert Deutschland. Berliner Ermittler sind laut RTL-Informationen auf einen Mann aus dem Raum Wermelskirchen gekommen, der offenbar einer der Tatverdächtigen des neuen Kinderpornografie-Skandals ist. Dabei soll es sich um einen Mann handeln, den die Ermittler beim Zugriff an seinem Computer überrascht haben sollen. Das Besondere und Teil des Ermittlungserfolgs: Ausgerechnet im Moment des Zugriffs war der Mann im Darknet und hatte somit Zugriff auf gespeichertes Material – also Kinderpornografie auf etlichen Fotos und Videos - und chattete auch von dort aus.

In vielen anderen Fällen löschen vermeintliche Täter im Moment des Zugriffs durch einen einzigen Klick alle gespeicherten Dateien und Spuren. Durch Glück und Geschick der Polizei ist das dem vermeintlichen Täter auch durch den blitzschnellen Einsatz von Spezialkräften nicht gelungen. Auf seinem Computer haben die Ermittler auch eine detaillierte Liste gefunden. Dort offenbar gespeichert: Eine fein säuberliche Auflistung der Taten des Verdächtigen und mutmaßlichen Pädophilen. Daher auch der Name der Ermittlungskommission: „BAO Liste“ (Anm. d. Red.: „Besondere Aufbauorganisation“, früher „Soko“).

Bei dem Mann hat man Unmengen an digitalen Daten, wie Fotos und Videos gefunden. Die müssen jetzt in mühevoller kriminalistischer Kleinarbeit ausgewertet werden.

Seit mindestens einem halben Jahr soll die Polizei in der „BAO Liste“ bereits Untersuchungen führen. Laut RTL-Recherchen liefen die Ermittlungen bereits, als im Januar die „Ermittlungsgruppe Berg“ zum Missbrauchsskandal in Bergisch Gladbach aufgelöst wurde.

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Was ist über die mutmaßlichen Täter bekannt?

Der verdächtige 44-jährige aus dem Raum Wermelskirchen soll auch selbst Kinder schwer sexuell missbraucht haben und sitzt in Untersuchungshaft. Zudem konnte die Polizei weitere 71 mutmaßliche Missbrauchs-Täter durch ihre Ermittlungen identifizieren. Viele davon sitzen nach RTL-Recherchen bereits wegen älterer Straftaten im Gefängnis. Durch die neu angestrebten Verfahren könnten sich bei Verurteilung die Haftstrafen verlängern. Manchen droht vielleicht sogar Sicherungsverwahrung – für immer.

Hinzu kommen mindestens fünf frische Haftbefehle für mutmaßliche Täter, die bisher polizeilich nicht aufgefallen waren.

Wer sind die Opfer des Kinderporno-Skandals?

Über die rund 30 minderjährigen Opfer ist bislang nur wenig bekannt. Im Gegensatz zu dem bundesweit größten Missbrauchsfall in Bergisch Gladbach mussten die Kinder nach gegenwärtigem Stand der Ermittlungen allerdings nicht aus den Händen der Täter befreit werden.

Polizei Köln gibt am 30. Mai eine Pressekonferenz

Am Montag, 30. Mai, will die Polizei um 11.30 Uhr eine Pressekonferenz mit weiteren Informationen zu der Arbeit der „Ermittlungsgruppe Liste“ geben. Dass es innerhalb dieser Zeit so viele konkrete Ergebnisse gibt, ist der Arbeit der Polizei Köln und der Kooperation mit der Staatsanwaltschaft zu verdanken. (lra)