„Plötzlich war ich kopfabwärts gelähmt und konnte gar nichts mehr“
Christina will erste Miss Germany im Rollstuhl werden!
Sie ist gelähmt und lässt sich dennoch nicht aufhalten!
Im August 2021 soll sich das Leben von Christina Modrzejewski (28) in nur wenigen Tagen komplett ändern. Sie erkrankt am Guillain-Barré-Syndrom und ist von jetzt auf gleich vom Kopf abwärts gelähmt. Seither trägt sie Orthesen, ist oftmals auf den Rollstuhl angewiesen. Jetzt will sie Miss Germany 2024 werden und ein Zeichen für Inklusion setzen. Sie sagt: „Inklusion haben wir erst dann erreicht, wenn wir nicht mehr darüber sprechen müssen.“ Im RTL-Interview beschreibt Christina ihr neues Leben, erzählt uns, wie sie gelernt hat, um Hilfe zu fragen und wie sie es geschafft hat, weiter stark zu bleiben!
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Miss-Germany-Kandidatin Christina: „Ich habe viel geweint"

Mit einem Strahlen im Gesicht begrüßt die gelernte Krankenpflegerin zum Gespräch, Modrzejewski blickt zurück: „Im August 2021 erhielt ich die Diagnose Guillain-Barré-Syndrom, das ist eine seltene Autoimmunerkrankung, bei der der Körper die eigenen Nerven angreift und somit eine Entzündung entsteht. Nach fünf Tagen war ich von der Hüfte abwärts gelähmt.“ Trotzdem schaut zunächst alles gut aus, denn so schnell wie die Erkrankung kommt, kann sie auch wieder gehen –die meisten Menschen werden wieder gänzlich gesund.
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Bitter: Modrzejewski erleidet einen Rückfall, der viel gravierendere Folgen haben wird. „Plötzlich war ich kopfabwärts gelähmt und konnte gar nichts mehr.“
Sechs Monate liegt sie anschließend im Krankenhaus. „Als ich realisiert habe, dass ich jeden Tag Hilfe von zwei Pflegern brauche, um frisch geduscht und angezogen zu sein, ist mir erst mal die Decke auf den Kopf gefallen. Ich bin 25 Jahre alt und komplett auf Hilfe angewiesen. Das war wirklich mein mentales Tief. Ich habe viel geweint, weil ich nicht wusste, wie es weitergeht. Hinzukommt, dass mich meine Eltern wegen Corona nicht so oft besuchen durften.“ Quasi zur Therapie, aber auch für ihre Familie und Freunde beginnt Christina, ein Videotagebuch zu führen. „Über meine Fortschritte und ich habe mir quasi selbst erzählt, was mir durch den Kopf geht – das hat mir in dem Moment auch ein bisschen Halt gegeben.“
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Miss-Germany-Kandidatin Christina hat sich anfangs gegen Hilfe gewehrt
Nach ihrem Krankenhausaufenthalt holt Christina sich in zahlreichen Therapiestunden Stück für Stück ihr altes Leben zurück – so gut es geht. Ihre Arme bzw. den Oberkörper kann sie zwar nahezu wieder vollständig bewegen, doch bei feinmotorischen Dingen hat sie Probleme. Ihr rechtes Bein ist fast immer noch gänzlich funktionsunfähig – im linken Bein kann sie zumindest den Oberschenkel aktivieren. Den Tag teilt Christina in zwei Hälften auf – eine im Rollstuhl und die andere mit elektronischen Orthesen. „Die Tage sind immer unterschiedlich – es gibt auch gute. Hilfe braucht sie immer – zum Beispiel beim Schneiden von Lebensmitteln. Und an schlechten Tagen brauche ich sehr viel Unterstützung. Anfangs habe ich mich gegen Hilfe gewehrt, inzwischen habe ich gelernt, sie anzunehmen.“
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Sie führt aus: „Bei mir war es anfangs sehr schwierig. Einen Tag nach meiner Krankenhausentlassung war ich im Restaurant und wurde von allen Seiten nur angegafft. Danach habe ich mich geschämt und war bis zur Reha zu Hause. Durch meine Eltern, Schwester und Physiotherapeutin, die explizit mit mir rausgegangen sind, bin ich gewachsen. Irgendwann habe ich mir gesagt: Ich frage jetzt einfach!“ Im Alltag helfen vor allem ihr Mann und ihre Mutter. „Ich habe meinen Mann im Rollstuhl kennengelernt. Zu Beginn hatte er Berührungsängste. Inzwischen ist er, glaube ich, sensibler bzw. vorsichtiger als ich. Durch die Tatsache, dass wir uns gegenseitig blind vertrauen müssen, haben wir eine sehr tiefe und intensive Beziehung zueinander.“
„Müssen barrierefrei sein, damit im Jahr 2024 jeder am Leben teilhaben kann“
Inzwischen arbeitet Christina wieder im Krankenhaus, im Büro. Nicht zuletzt auch durch ihre Erkrankung beschäftigt sie sich intensiv mit dem Thema Inklusion, sieht darin ihre Mission. Modrzejewski führt aus: „Es sind ja nicht nur die Blicke. Ich kann zum Beispiel nicht einfach so in den Freizeitpark oder ins Restaurant. Ich muss mich vorher immer erkundigen, ob der Ort barrierefrei ist. Wir müssen aber barrierefrei sein, damit im Jahr 2024 jeder am Leben teilhaben kann. Denn gesellschaftliche Teilhabe stärkt auch mental.“ Dabei wünscht sie sich auch mehr Initiative von der Politik! „Wenn man als Mensch selbst nicht davon betroffen ist, fehlt einem dafür der Blick. Ich würde mir wünschen, dass man bei Neubauten direkt an breitere Gänge denkt, größere Toiletten baut, dass sich der Wohnungsmarkt verbessert und in Städten mehr Rampen sind.“
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Für Christina steht fest: „Erst, wenn wir nicht mehr über Inklusion sprechen, haben wir sie erreicht.“ Und während sie darüber spricht, spürt man, wie sehr sie für das Thema brennt. Klar, dass ihr der Titel unglaublich viel bedeuten würde. Modrzejewski emotional: „Ich wäre super stolz darauf, wenn ich mit meinem Thema den Titel holen könnte und alle sagen: ‘Christina hat das absolut verdient und ihr Thema ist super wichtig’.“
Ob Christina irgendwann wieder alles kann? Ungewiss. Doch den Glauben daran hat sie nicht verloren. „Ich habe das immer Hinterkopf und gebe mein Bestes, um noch weiterzukommen, als ich aktuell bin.“
Das „Miss Germany“-Finale steigt am 24. Februar im „Europa Park“ Rust.