Was Sie über die seltene Nervenerkrankung wissen sollten
Immer mehr Fälle des Guillain-Barré-Syndroms - Peru ruft Gesundheitsnotstand aus!

Plötzlich auftretende Lähmungen, die teils wochenlang anhalten und Symptome, die zu Beginn tückischerweise an einen leichten Infekt erinnern: Beim Guillain-Barré-Syndrom ist das Nervensystem akut entzündet. In Peru häufen sich die Fälle der seltenen Erkrankung nun so sehr, dass der Gesundheitsnotstand ausgerufen wurde.
90 Tage nationaler Gesundheitsnotstand: Peru untersucht Häufung von Fällen des Guillain-Barré-Syndroms
Am 8. Juli rief die peruanische Regierung einen 90-tägigen nationalen Gesundheitsnotstand aus. Der Grund: Man beobachte eine „ungewöhnliche Zunahme“ von Fällen des Guillain-Barré-Syndrom. Insgesamt seien 25 Regionen im lateinamerikanischen Land, das 33 Millionen Einwohner zählt, betroffen. Man berufe sich auf 165 Fälle mit vier Todesfällen, so Latina Press.
Einem Dekret, das im Amtsblatt El Peruano veröffentlicht wurde, sind außerdem Einzelheiten zu einem Aktionsplan zu entnehmen: Mit einem Budget von umgerechnet rund drei Millionen Euro soll die Patientenversorgung in den Gesundhetseinrichtungen verbessert sowie die Fallkontrolle verstärkt werden. Ebenso soll der Bevölkerung und auch dem Gesundheitspersonal Informationsmaterial bereitgestellt werden.
Als Maßnhame zur Bekämpfung der seltenen Nervenkrankheit soll nun der Kauf von intravenösem Immonglobulin sowie eine spezialisierte Diagnose der biologischen Erreger, die mit dem Syndrom in Verbindung gebracht werden, gewährleistet werden.
Durch die Unterstützung von Luftransporten soll Patienten, die sich in kritischem Gesundheitszustand befinden, schneller geholfen werden.
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Im Video: Guillain-Barré-Syndrom - was genau ist das?
Das müssen Sie über das Guillain-Barré-Syndrom wissen
Nach einer Infektion mit dem Guillain-Barré-Syndrom können Glieder- und Kopfschmerzen auftreten. Betroffene schwitzen mehr, denken vermutlich zunächst sie hätten eine Grippe – doch innerhalb von nur wenigen Tagen kann sich eine aufsteigende Lähmung entwickeln, die oft auch die Atemmuskulatur und Hirnnerven einschließt.
Die Nervenwurzeln im Rückenmark sind beim Guillain-Barré-Syndrom entzündet. Dadurch können auch die Nervenfasern beschädigt werden, sodass die Muskulatur keine Impulse mehr empfangen kann und es zu Lähmungen kommt. Bedrohlich wird das Syndrom, wenn zum Beispiel Atemlähmungen oder Herzrhythmusstörungen auftreten.
Jedes Jahr erkrankten rund 100.000 Menschen weltweit an der seltenen Nervenkrankheit. Die Ursache ist bisher weitestgehend unbekannt. Experten gehen jedoch davon aus, dass alte Infekte Auslöser sein können.
Weil es sich beim Guillain-Barré-Syndrom um eine schwerwiegende Erkrankung handelt, deren Verlauf schwer vorhersehbar ist, werden Betroffene in der Regel auf der Intensivstation behandelt.
Den Patienten werden sogenannte Immunglobuline verabreicht. Dabei handelt es sich um Antikörper, die die Immunreaktion normalisieren sollen.
In der Regel dauert die akute Phase der Erkrankung etwa zwei bis vier Wochen an. Die Genesung kann allerdings einige Monate andauern. Rund 20 Prozent der Erkrankten behalten bleibende Schäden zurück, etwa acht Prozent sterben.
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Das Guillain-Barré-Syndrom kann wiederholt auftreten und Übergänge in eine chronische Verlaufsform sind auch Jahre nach dem ersten Ausbruch noch möglich. (vdü)