Ist zu viel Soja schädlich? Das sagt der Experte
Milchalternativen in der Schwangerschaft: Worauf werdende Mütter achten sollten

Gerade während der Schwangerschaft ist vor allem eines wichtig: eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Nicht nur für die werdende Mutter, sondern auch für das ungeborene Kind – schließlich soll es mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt werden. Aber wie sieht es eigentlich mit dem Konsum von Milchalternativen in der Schwangerschaft aus? Dürfen werdende Mütter so viel Sojamilch trinken, wie sie wollen
So viel Soja dürfen Schwangere zu sich nehmen
Dr. med. Hans-Christian Kolberg, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Marienhospitals in Bottrop, erklärt im RTL-Interview: „Soja ist grundsätzlich gesund. Man darf Soja-Produkte auch während der Schwangerschaft ganz normal weiter zu sich nehmen“.
Aber: Vorsicht vor zu viel! Wie bei vielen Dingen im Leben lautet auch hier das Motto: Die Menge macht’s. „Man empfiehlt Schwangeren, dass sie nicht mehr als etwa 125 Gramm Soja-Produkt pro Tag zu sich nehmen und auch den Grenzwert von ca. 250 ml Sojamilch nicht überschreiten sollten.“
Dies seien jedoch eher grobe Richtwerte, die sich aus bisher gewonnen theoretischen Erkenntnissen ableiten lassen.
Denn: Die Auswirkungen von Soja-Produkten seien bisher noch nicht ganz genau erforscht; sichere Daten über die tatsächliche Menge, ab wann zu viel Soja-Verzehr gefährlich wird und dem Kind Schaden zufügt, gebe es noch nicht.
Dennoch: „In Tierversuchen haben Forscher eine Eigenschaft entdeckt, die sich eventuell auf das ungeborene Kind auswirken könnte. Die Rede ist von sogenannten Phytoöstrogenen, eine Gruppe von natürlichen, weiblichen Hormonen, die in Pflanzen vorkommen und weder menschlich noch tierisch sind. Möglicherweise können diese Östrogene dazu führen, dass hormonabhängige Fehlbildungen beim ungeborenen Kind entstehen“, sagt Kolberg.
Er betont ausdrücklich, dass dies allerdings nur ein Verdacht sei, der eben auf Tierversuchen basiert: „Es gibt keine Daten dafür, dass es beim Menschen auch so ist.“
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Diese Phytoöstrogene seien, so der Arzt weiter, für Erwachsene übrigens nicht plötzlich gefährlich: „Wer sich ‘normal’ ernährt, Veganer oder Vegetarier ist, braucht sich keine Sorgen zu machen, dass auf einmal eine Hormonwirkung herbeigeführt wird. Dazu reicht die Menge der Östrogene in Soja-Produkten nicht aus.“
Daran erkenne man erneut: Bei der Mengenempfehlung für Schwangere spricht man stets von einem theoretischen Grenzwert. „Das steht alles auf zu dünnem Eis, um wirklich davor warnen zu können.“
Und wie sieht es mit Hafer, Mandel und anderen Milchalternativen aus? „Hier gibt es eindeutig keine Begrenzungen. Der einzige Grund, wieso Soja überhaupt diskutiert sind, sind eben diese pflanzlichen Östrogene. Und die sind in Hafer- und Mandelmilch zum Beispiel gar nicht enthalten“, erklärt der Mediziner.
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Wer sich dennoch unsicher ist und während der Schwangerschaft lieber auf Nummer sicher gehen will, kann also getrost auf diese Alternativen zurückgreifen. Wer regional und Bio-Qualität einkauft, macht ebenfalls kaum etwas falsch.
Kolberg gibt zudem Entwarnung: „Sachen – also auch Soja-Produkte – die in die EU eingeführt werden, die werden auf Schadstoffe überprüft und sind sicher.“