"Impfen, Impfen, Impfen"

Merkel: So schnell wie möglich Ärzte an Impfung beteiligen

Mit großer Spannung wurde das Ergebnis des Impfgipfels erwartet. Doch das ist zumindest teilweise ernüchternd. Zwar sollen nach Ostern auch Hausärzte gegen das Coronavirus impfen dürfen, allerdings mangelt es immer noch an Impfstoff. Gemessen an 17.482 Neuinfektionen innerhalb der letzten 24 Stunden wirken die 580.000 zusätzlichen Biontech/Pfizer-Dosen wie ein Tropfen auf den heißen Stein.
Aufgrund des rasanten Anstiegs an Neuinfektionen geht die Kanzlerin außerdem davon aus, dass bereits durchgeführte Lockerungen zurückgenommen werden müssen. Merkels Statement zu den Beschlüssen des Impfgipfels sehen Sie oben im Video.
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Merkel: Notbremse von besonderer Bedeutung

Öffnung oder Verschärfung? Auf diese Frage scheint zumindest die Bundeskanzlerin nun eine Antwort gefunden zu haben. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir ohne diese Notbremse auskommen. Aber das wird nicht möglich sein, wenn ich mir die Entwicklungen anschaue.“ Das sagte Angela Merkel auf einer Pressekonferenz nach dem Telefon-Impfgipfel mit Bund und Ländern. „Wir sind einer exponentiell ansteigenden Entwicklung“, so die Kanzlerin weiter. Das bedeute, dass die Notbremse von besonderer Bedeutung sei.

Auf eine Notbremse hatten sich die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin beim vergangenen Bund-Länder-Gipfel geeinigt. Sie sollte alle bis dahin gemachten Öffnungsschritte rückgängig machen, wenn in einem Bundesland landesweit drei Tage infolge die Inzidenz die 100er-Marke übersteigt.

Impfstart in Arztpraxen am 5. April

Aber auch positive Nachrichten hatte die Kanzlerin im Gepäck. Am 5. April soll es losgehen. Dann sollen die ersten Arztpraxen mit Impfstoff beliefert werden. Der soll dann wiederum vorrangig an besonders gefährdete Gruppen, wie Ältere und Patienten mit Vorerkrankungen, verimpft werden, so Merkel.

Wichtiger Baustein bei dem Projekt sind die zusätzlichen 580.000 Impfdosen, die Deutschland über die EU von Biontech/Pfizer bekommt. Etwas weniger als die Hälfte davon soll den Arztpraxen zur Verfügung gestellt werden und mit ihr soll die bereits vorgesehene Menge auf eine Million Impfdosen aufgestockt werden.

Klingt erst mal nicht schlecht, ist gemessen an der Anzahl der Arztpraxen bundesweit aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Wir wollen ja schnell in diesen Übergang zu den Arztpraxen. Das bedeutet aber auch, dass die Lieferung bei der großen Zahl an Hausarztpraxen, am Anfang pro Praxis noch recht gering sein wird“, so Merkel in ihrer Presseerklärung. Bei deutschlandweit etwa 50.000 niedergelassenen Ärzten bekäme so jede Praxis pro Woche nur etwa 20 Impfdosen.

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Zusätzliche Impfdosen für Grenzregionen

Der Grund für die geringe Anzahl ist, dass die zusätzlichen Impfdosen aktuell auch an anderer Stelle dringend gebraucht werden. In den besonders betroffenen Grenzgebieten zu Frankreich und Tschechien sollen deshalb mit der anderen Hälfte der Lieferung die besonders ansteckenden Virusmutationen aus Südafrika und Großbritannien in den Griff bekommen.

So sollen Bayern und Sachsen als Grenzländer zur Tschechischen Republik jeweils 100.000 zusätzliche Impfdosen aus der neuen Lieferung erhalten. Das Saarland und Rheinland-Pfalz bekommen wegen des Pendelverkehrs nach Frankreich 80.000 bzw. 20.000 zusätzliche Dosen.

Durch die sehr hohen Inzidenzwerte in Tschechien von teilweise über 700 steigen besonders in den ostdeutschen Bundesländern die Fallzahlen noch immer dramatisch an. Auch das Saarland kämpft mit der südafrikanischen Virusvariante, das durch französische Pendler nach Deutschland kommt.

Ärzte sollen bei Bürokratie entlastet werden

Trotzdem hält die Bundesregierung in ihrem Vorschlag daran fest, dass ab dem 5. April rund eine Million Impfdosen an Arztpraxen in ganz Deutschland geliefert werden.

Um bei der Impfkampagne endlich Fahrt aufzunehmen, sollen die niedergelassenen Ärzte außerdem bei der Dokumentation der Impfungen entlastet werden. Im Vorschlag wird Bundesgesundheitsminister Spahn aufgefordert, sowohl die Belieferung mit dem Impfstoff, als auch die Verteilung mit dem nötigen Impfzubehör sicherzustellen.

Merkel: Notfalls Alleingang bei Sputnik-V-Zulassung

Hoffnung machte Merkel auch darauf, dass möglichweise mit dem russischen Vakzin Sputnik V bald ein weiterer Impfstoff in Deutschland verfügbar sein könnte. „Ich vertrete seit geraumer Zeit die Meinung, dass wir jeden Imfpstoff, der bei der Europäischen Arzneimittelbehörde zugelassen ist, auch nutzen sollten“, so Merkel. Sie bevorzuge zwar eine gemeinsame Bestellung über die EU, so Merkel. Sollte es aber nicht zu einer gemeinsamen Bestellung kommen, würde Deutschland auch einen Alleingang wagen.