Wer wird Kandidat der Union?

Markus Söder: Der Ankündiger

ARCHIV - 14.07.2020, Bayern, Prien a. Chiemsee: Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, steht vor der Abfahrt mit einem Schiff der Chiemsee-Schifffahrt auf die Insel Herrenchiemsee vor einer deutschen Flagge. (zu dpa: "Mehrere CDU-Bundestagsabgeordnete werben für Kanzlerkandidat Söder") Foto: Peter Kneffel/dpa/Pool/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Markus Söder: Eigentlich Zuhause in Bayern. Wird er bald Bundeskanzler?
kne gfh kno axs, dpa, Peter Kneffel

Horst Seehofer soll mal über Markus Söder gesagt haben, dass dieser „vom Ehrgeiz zerfressen“ sei. Man muss kein Politik-Experte sein, um zu erkennen, dass der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder ein ehrgeiziger Mensch ist. Sonst stünde er nicht da, wo er steht.
Und sonst wäre es auch keine realistische Möglichkeit, dass Söder als Kanzlerkandidat für die Union ins Rennen geht. Er wäre damit der dritte CSUler, dem das gelänge. Seine Vorgänger, Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber, schafften es allerdings nicht, Kanzler zu werden. Ein Blick auf die aktuellen Umfragewerte der Union zeigen: Auch für Söder wäre der Weg ins Bundeskanzleramt kein einfacher.

CSU-Chef als Kanzlerkandidat: Was spricht für Söder?

Mit der Nominierung eines CSU-Politikers könnte die Union so eine Art Überraschungsmoment schaffen. Intern wird man sicher ein bisschen davon träumen, so einen Schub zu bekommen, wie Martin Schulz 2017 als Kandidat der SPD. Der verlor seinen Vorsprung allerdings auch wieder.

Söder hat so etwas wie eine Bilderbuch-Karriere in der CSU hingelegt. Er war schon u.a. Landesvorsitzender der JU-Bayern, Generalsekretär der CSU, bayerischer Umweltminister und später Finanzminister. Anfang 2019 beerbte er Horst Seehofer als CSU-Chef.

Einen großen Vorteil hat Markus Söder: Ganz offensichtlich kann er nicht nur die „klassischen“ Unions-Wähler ansprechen – oder gar zurückgewinnen – sondern anscheinend auch Wählerinnen und Wähler, die z.B. zwischen der Union oder den Grünen tendieren.

Markus Söder hat im Wahlkampf für die bayerische Landtagswahl 2018 verstanden, dass es wenig bringt am rechten Rand nach Wählerstimmen zu fischen. Vielmehr muss die CSU auch junge Menschen ansprechen, auf deren Agenda z.B. das Thema Umwelt- und Klimaschutz steht. Während sich alte CSU-Granden wie Horst Seehofer damit schwertaten, so wurde Markus Söder als frisch gewählter Ministerpräsident Bayerns zu einer Art grünem Chamäleon. Unvergessen bleibt sein Einsatz für die bayerische Biene. Geschadet hat es ihm das nicht. Diese Anpassungsfähigkeit würde Söder mit ins Kanzleramt bringen.

Im Duell mit Armin Laschet: Was spricht gegen Söder?

Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU, l) und der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) prosten sich am Mittwoch (02.05.2012) in München (Oberbayern) im Hofbräuhaus zu. Der Maibock-Anstich steht seit einigen Jahren in Konkurrenz zum Starkbier-Anstich auf dem Nockherberg und das Publikum vergleicht die beiden Veranstaltungen. Foto: Tobias Hase dpa/lby  +++(c) dpa - Bildfunk+++
2015: Markus Söder, damals bayerischer Finanzminister, mit dem damaligen CSU-Chef Horst Seehofer
dpa, Tobias Hase

Markus Söder hat schnell verstanden, dass ein großer Teil erfolgreicher Regierungsarbeit ist, geschickt zu kommunizieren. Das hat er sich womöglich von Österreichs Kanzler Sebastian Kurz abgeschaut.

In der Corona-Krise war Markus Söder im „Team Vorsicht“ zu verorten. Damit spielte Söder im gleichen Team wie die Bundeskanzlerin Angela Merkel. Söder fand bei Pressekonferenzen immer entschiedene Worte. Es wirkte, als sei er in der Corona-Pandemie allen anderen Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten immer einen Schritt voraus. Söder handelt, die anderen schauen noch zu. Aber stimmt das wirklich?

Immer wieder wird Söder vorgeworfen, er würde viel ankündigen, aber dann wenig umsetzen. Im Ranking der höchsten Corona-Inzidenzen in Deutschland, sind die ersten drei Plätze belegt mit bayerischen Landkreisen oder Städten (Hof Stadt und Landkreis, Schweinfurt – Stand: 09.04.).

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Auch die bayerische „Süddeutsche Zeitung“ titelte vor einigen Wochen „Söders große Worte“ und kritisierte seinen Hang zur Ankündigung. Ein Beispiel: Der CSU-Chef gebe den „Vorkämpfer“ für die Frauenquote. In der Praxis sind allerdings alle drei Bundesminister der CSU-Männer. Auch mit Blick auf die Maskenaffäre in der Union will Söder für seine CSU nun endlich Regeln umsetzen, die aber die Opposition schon seit Jahren gefordert hatte.

Die größte Gefahr für Söder also: Irgendwann als Ankündigungs-Ministerpräsident (oder Kanzler) dazustehen. Spätestens im Kanzleramt erwarten die Menschen nach großen Worten, auch große Taten. Den etwas anderen Faktencheck der beiden Kandidaten lesen Sie in unserer Web Story.

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