U-Boot auf dem Weg zur Titanic verschollenSieben Monate nach der Titan-Implosion: Witwe Christine Dawood (48) vermisst ihren Sohn jeden Tag

Suleman Dawood
Mutter Christine Dawood spricht zum ersten Mal über den Verlust ihres Sohnes Suleman (19).
Christine Dawood/Facebook

Das erste Interview nach dem tragischen Unglück!
Am 18. Juni – also vor fast sieben Monaten – ist das U-Boot „Titan“ mit fünf Menschen an Bord als vermisst gemeldet worden. Nachdem sich die grausame Befürchtung einer Implosion bestätigt hat, wurde klar: Die fünf Passagiere sind tot. Unter ihnen: Shahzada und Suleman Dawood. Das Vater-Sohn-Duo hat die Ehefrau und Mutter Christine Dawood hinterlassen. Nun spricht die Witwe zum ersten Mal.

Vater und Sohn sterben auf dem Weg zur Titanic

Vice-Chairman of Engro Corporation Limited Shahzada Dawood, who is said to be among the passengers onboard the submarine that went missing on trip to the Titanic wreckage is seen with his son Suleman Dawood in this undated handout picture. Courtesy of Engro Corporation Limited/via REUTERS  THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. MANDATORY CREDIT. NO RESALES. NO ARCHIVES
Shahzada Dawood und sein Sohn Sulemann - sie saßen in der Titan.
via REUTERS, ENGRO CORPORATION LIMITED

Es sind die ersten – sehr emotionalen – Aussagen einer Ehefrau und Mutter, die gleichzeitig ihren Mann und Sohn verloren hat. Christine Dawood musste im vergangenen Juni miterleben, wie ihr Mann Shahzada und ihr 19-jähriger Sohn Suleman in den Weiten des Ozeans starben.

„Ich vermisse meinen Sohn jeden Tag. Jeden Morgen nach dem Aufwachen. Manchmal glaube ich es immer noch nicht“, sagt die 48-Jährige der Daily Mail.

Shahzada und Suleman Dawood gehörten zu den fünf Passagieren, die in einem U-Boot zum Wrack der Titanic tauchen wollten. Doch nach einer Stunde und 45 Minuten brach das Signal zu ihrem Kontrollschiff ab. Später stellte sich heraus, dass das U-Boot aus noch nicht ganz geklärten Gründen implodiert ist.

„Ich bin jetzt Witwe" - Christine Dawood, nachdem die Trümmer gefunden wurden

„Ich verstehe es bis heute noch nicht ganz, was da passiert ist“, erklärt Christine im Interview. „Dass das U-Boot implodieren könnte, daran haben wir gar nicht gedacht“, führt sie weiter aus.

Nachdem die Titan als vermisst gemeldet wurde, sind die Angehörigen darüber informiert worden. Christine Dawood und ihre Tochter Alina bangen um ihre beiden Familienmitglieder. Die Hoffnung, dass es eine banale Erklärung für das fehlende Signal gibt, ist bis zuletzt da. Doch dann werden Trümmer gefunden: „In dem Moment, als wir wussten, dass sie Trümmer gefunden hatten und es keine Überlebenden gab, gingen Alina (die damals 17 Jahre alt war) und ich an Deck“, sagte sie der Daily Mail. „Bis zu diesem Moment hatten wir Hoffnung. Wir nahmen ein paar Kissen mit und saßen einfach da und blickten auf das Meer. Wir weinten beide.“

Die Gewissheit, ein Schlag ins Gesicht: „Ich drehte mich zu ihr um und sagte ‚Ich bin jetzt Witwe‘. Sie sagte: ‚Ja, und ich bin ein Einzelkind‘. Dann weinten wir noch mehr.“

Lese-Tipp: Titanic-U-Boot implodiert: Das ist mit den fünf Passagieren passiert

Debris from the Titan submersible, recovered from the ocean floor near the wreck of the Titanic, is unloaded from the ship Horizon Arctic at the Canadian Coast Guard pier in St. John's, Newfoundland, Wednesday, June 28, 2023. (Paul Daly/The Canadian Press via AP)
Ein paar Tage nach der Vermisstenmeldung werden die Trümmerteile der Titan geborgen.
dpa
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Ist Christine Dawood böse auf den CEO von Ocean Gate?

Ob die Witwe nun gegen das U-Boot-Unternehmen einen Groll hegt? „Es gab viele Leute, die uns in dieser Zeit unterstützt haben. Also, Wut auf OceanGate? Ich weiß es nicht. Aber Stockton ist in diesem Schlamassel nicht mein Lieblingsmensch.“

Stockton Rush war der CEO des Unternehmens Ocean Gate, das die Expedition zur Titanic durchführte. Er selbst war Passagier an Bord und versicherte, dass sein U-Boot sicher sei. Im Vorfeld gab es jedoch Sicherheitsbedenken – die ignoriert wurden. Nach dem Vorfall stellte das Unternehmen seinen U-Boot-Betrieb ein.

Keine Gräber - so erinnert sich Christine Dawood an ihre Liebsten

Ihren Mann Shahzada lernte sie in der Uni Reutlingen kennen. Für ihn konvertierte sie zum Islam, gab ihren Job als Ingenieurin auf und bekam Suleman. Ihr Ein und Alles. „Mein Sohn hatte einen Notkaiserschnitt. Ich hätte ihn fast verloren. Ich dachte nur, er wäre dieser Engel, der mir geschenkt wurde“, erzählt die Mutter. „Ohne die moderne Medizin hätte ich ihn nicht bekommen. Er war eine alte Seele – ein Menschenfreund, der jedem das Gefühl gab, etwas Besonderes zu sein.“

Für ihren verstorbenen Mann und ihren Sohn hat sie keine Gräber angefertigt, da es auch keine Leichen gibt. Stattdessen ist die 48-Jährige mit Shahzadas jüngerer Schwester Sabrina nach Singapur gereist. „Dort ist das Meer warm genug, sodass wir hineingehen konnten, und ich spürte sie wirklich um mich herum. Ich dachte: ,Das ist so ein Geschenk. Ich brauche kein Grab, denn jedes Mal, wenn ich im Meer bin, kann ich mich mit ihnen verbinden, weil sie ein Teil davon sind.’“

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Am Montag hätte Sulemans seinen 20. Geburtstag gefeiert. Dafür hat Christine einige Luftballons bestellt, weil ihr Sohn „immer glücklich“ war, wenn sie welche für ihn kaufte. Sie wird an ihn denken und sich auch an seinen Vater erinnern. Mit diesem Interview möchte sie nämlich erreichen, dass die Welt sich ebenfalls an die beiden erinnert. (amp)