„Ich höre sie alle nur schreien"Mädchen (7) schaufelt sich eigenes Grab an Strand: Das dramatische Protokoll der Rettungsversuche

„Der ganze Körper ist begraben!“
Die siebenjährige Sloan und ihr neun Jahre alter Bruder Maddox buddeln an einem Traumstrand in Florida ein Loch. Innerhalb weniger Sekunden werden sie von den Sandmassen verschluckt. Mehrere Augenzeugen rufen den Rettungsdienst. „Das Kind ist begraben, komplett begraben!“. Ihre Anrufe dokumentieren die verzweifelten Versuche, die Geschwister zu befreien.
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Mädchen schaufelt sich am Strand sein eigenes Grab.
Mädchen schaufelt sich am Strand sein eigenes Grab.
gofundme/Sloan Mattingly, gofundme/Sloan Mattingly, gofundme/Sloan Mattingly

Verschüttet im eigenen Sandloch: Für Sloan kommt die Hilfe zu spät

Die Geschwister gruben 1,50 bis 1,80 Meter tief, doch ihre Konstruktion war nicht stabil genug.
Die Geschwister gruben 1,50 bis 1,80 Meter tief, doch ihre Konstruktion war nicht stabil genug.
APTN, APTN, APTN

Schon vier Minuten nach den ersten Anrufen, erreichen die Rettungskräfte den beliebten Badestrand Lauderdale-by-the-Sea in Florida. Die siebenjährige Sloan ist zu diesem Zeitpunkt noch immer komplett verschüttet. Mit Schaufeln versuchen die Sanitäter das Mädchen auszugraben und das immer wieder einstürzende Loch mit Brettern zu stabilisieren. Als sie Sloan endlich packen können, hat sie keinen Puls mehr, berichtet Sandra King, Sprecherin der Feuerwehr von Pompano Beach. Im Krankenhaus wird sie für tot erklärt.

Die Notrufe zeigen jetzt, welches Drama sich in den Minuten zuvor abgespielt hat. „Da ist ein Kind, das sie herausholen wollen. Eine ganze Gruppe von Menschen versucht es“, schreit eine Anruferin ins Telefon. Sie ist offensichtlich zu aufgeregt, um den Rettern mitzuteilen, was genau passiert ist. Erst auf Nachfrage wird überhaupt klar, dass das Mädchen nicht etwa unter Wasser, sondern unter dem Sand liegt. „Da liegt ein kleines Mädchen. Da sind ein paar Männer, die versuchen, es rauszuholen. Ich weiß nicht, wie tief das Loch war“, sagt eine andere Anruferin. Im Hintergrund sind laute Schreie zu hören.

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Mit Händen und Plastikeimern: Verzweifelte Rettungsversuche an Badestrand in Florida

Blumen am Strand erinnern an das Unglück.
Blumen am Strand erinnern an das Unglück.
CNN, CNN, CNN

„Ich war mit meinen Enkelkindern im Wasser und hörte sie alle nur schreien!“, beschreibt eine weitere Augenzeugin den Rettern am Telefon die Situation. „Jemand wurde gerade in einem Loch begraben“, sagt sie. Auch David Davies bekommt das Unglück hautnah mit, wie er dem Sender CNN berichtet. Er sieht zunächst nur den neunjährigen Maddox. „Sein Kopf war zu diesem Zeitpunkt über dem Sand“, sagt er. Dann habe er mitbekommen, dass ein weiteres Kind verschüttet sein muss. „Seine Schwester war neben ihm und sie war weiter unten (...) Je mehr sie gruben, desto mehr Sand rutschte nach“, erinnert er sich.

Maddox kann gerettet werden. Der Junge steckt nur bis zur Brust im Sand, bekommt offenbar immer ausreichend Luft, wie die Retter später erzählen. Er kommt in ein Krankenhaus. Verwandte haben für die Familie, die aus dem US-Bundesstaat Indiana kommt, inzwischen eine Spendenseite eingerichtet. Damit sollen vor allem die Beerdigungskosten gedeckt werden. „Wir lieben dich mehr, als wir beschreiben können, unsere süße Sloan“, schreiben sie in ihrem Aufruf.

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Sandlöcher am Strand - eine unterschätzte Gefahr!

Die Eltern der Geschwister werden von Notfallseelsorgern betreut. Auch einige Sanitäter hat der Einsatz so mitgenommen, dass sie zunächst vom Dienst abgezogen werden müssen, sagte die zuständige Abteilung. Die American Lifeguard Association warnt Strandbesucher jetzt davor, Löcher in den Sand zu graben, die tiefer als Kniehöhe sind. Sandlöcher seien eine unterschätzte Gefahr, die allein in den USA jedes Jahr mehrere Menschen töte. Laut einer Studie von 2007, die der Guardian zitiert, sind es in den Vereinigten Staaten etwa drei bis fünf Kinder, die jedes Jahr von Sandmassen getötet werden. Viele weitere werden schwer verletzt.

Auch in Deutschland wurden schon Kinder unter Sand begraben. Ein besonders dramatischer Fall ereignete sich 2012 auf der Insel Amrum. Der zehnjährige Sebastian verschwand neben einer Rutsche auf einem Spielplatz. Drei Tage später fanden Ermittler die Leiche des Kindes – er hatte ein Loch gegraben, das über ihm kollabierte. (sbl)

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