Begünstigt durch die Migration könnten mehr Menschen als bekannt ausgebeutet werden

Loverboys und Prostitution: Hohe Dunkelziffer bei Menschenhandel durch den Ukraine-Krieg

von Nele Balgo und

Laut EU-Kommission gab es im Jahr 2022 etwas mehr als 7.000 Fälle von Menschenhandel: Von Prostitution, sexueller Ausbeutung bis hin zur sogenannten „Loverboy-Methode“. Aber durch die Migration aus der Ukraine wird hier eine hohe Dunkelziffer vermutet, denn offiziell gibt es für Ukrainer nur sieben bestätigte Fälle.
Wer hier besonders betroffen ist, erklärt Sophia Wirsching (Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e.V.) im Video.

„Loverboy-Methode“ bringt Opfer in emotionale Abhängigkeit

Menschenhandel kann verschiedene Formen annehmen: Kinder- und Jugendliche werden Opfer von sexueller Ausbeutung, auch in der Pflege wird Arbeitsausbeutung betrieben. Vor allem osteuropäische Frauen in der 24-Stunden-Pflege werden so ausgenutzt, erklärt Sophia Wirsching im Gespräch mit RTL-Reporterin Nele Balgo. Wenn sie in Privathaushalten arbeiten, ist kaum zu überprüfen, ob sie Pausenzeiten haben, ob ihre Unterbringung adäquat ist und ob Mindestlöhne gezahlt werden.

Die größte Gruppe wird Opfer der sogenannten „Loverboy-Methode“. Frauen werden hier in eine emotionale Abhängigkeit gebracht. „Die Frauen werden verliebt gemacht und werden dann subtil – also unter Anwendung von Täuschung – in die Prostitution gebracht“, erläutert die Geschäftsführerin des Bundesweiten Koordinierungskreises gegen Menschenhandel. Dann kommt es schnell dazu, dass sie anschaffen gehen, um dem Täter finanziell aus einer vermeintlichen Notlage zu helfen.

Grundsätzlich können alle Frauen Opfer von Menschenhandel werden. Es gibt aber begünstigende Faktoren für den Erfolg wie zum Beispiel der Mangel an Sprachkenntnissen oder ökonomische Not gegenüber Familienmitgliedern. Gerade ukrainische Frauen könnten hier öfter betroffen sein als bekannt wird. Die Dunkelziffer ist hoch.

Koordinierungskreis gegen Menschenhandel hilft in Notsituationen

Der bundesweite Koordinierungskreis gegen Menschenhandel hilft den Betroffenen in der Not. In Beratungsstellen wird in einer akuten Bedrohung von Frauen schnell geholfen, indem zum Beispiel eine Unterkunft vermittelt wird, wo sie sicher sind. Es wird zudem geprüft, ob ein Strafverfahren eingeleitet werden sollte oder welche anderen Hilfsmöglichkeiten noch bestehen.

Lese-Tipp: Aktuelle Entwicklungen aus dem Krieg in der Ukraine finden Sie im Liveticker.

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