Kampf gegen Urteil: Fahrer kam mit Bewährungsstrafe davonVater von überfahrener Louisa (11): „Es ist zehnmal schlimmer als die Hölle"

„Ich bin es meiner Tochter schuldig!“
Mit diesen Worten kämpft Louisas Vater Julian Herwig (34) immer noch für Gerechtigkeit. Vor einem Jahr wird Louisa angefahren – erliegt wenig später ihren schweren Verletzungen. Der Fahrer erhält eine Bewährungsstrafe. Für Louisas Vater zu wenig. Jetzt spricht er im RTL-Interview.
61-Jähriger fährt Louis tot: "Er inszeniert sich als Opfer und kommt damit durch"

Es ist der 12. April 2022, der Julian Herwigs Leben für immer veränderte. Der Tag, an dem seine 11 Jahre alte Tochter in Berlin-Marzahn nach einem tödlichen Verkehrsunfall stirbt. „Es war die Hölle. Aber nein, eigentlich war es zehnmal schlimmer als die Hölle“, sagt der 34-Jährge im RTL-Interview.
Das Verkehrsgericht Tiergarten hat den Fahrer jetzt wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Vor Gericht entschuldigte sich der 61-jährige Unternehmer bei der Familie. Er sagte, vor „seinem geistigen Auge schaltete die Ampel auf grün. Deshalb bremste ich nicht“.
Julian Herwig kann das nicht nachvollziehen. „Es gab keinen Grund, diese Ampeln nicht zu sehen“. Mindestens 23 Sekunden sei die Ampel rot gewesen. 23 Sekunden, in denen er nicht gebremst habe. „Es war Mord“, keine Fahrlässigkeit, erklärt Herwig frustriert. Deshalb prüft er mit seinem Anwalt, ob und wie er gegen das Urteil vorgehen kann.
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Vater über Raser-Urteil: "Ein totes Kind hat jeder frei"
Das sei gar nicht so leicht, weil er – selbst wenn er ein Revisionsverfahren gewinnen sollte, Teile der Prozesskosten tragen müsse. Außerdem seien teure Gutachten nötig. Deshalb hat er eine Petition gestartet. Und nicht nur das. „Der Gesetzgeber muss die Strafen anpassen. Er muss auch Regelungslücken schließen“, forderte Herwig. „So ein Fall kann keine Fahrlässigkeit sein“. Auf dieses „krasse Missverhältnis“ will er aufmerksam machen, sonst sei das Signal „ein totes Kind hat jeder frei“.
Von den Behörden und dem Gesetzgeber fühlt er sich alleine gelassen. Nachdem sich die Familie entschieden hatte, Louisas Organe zu spenden und damit anderen Kindern das Leben zu retten, habe es niemanden gegeben „der sich noch dafür interessiert“, sagt er. Aber auch für seine andere Tochter müsse das Leben weitergehen. Und Louisa sei er den Kampf für mehr Gerechtigkeit „schuldig“. Die Entschuldigung des Fahrers hat Julian Herwig nicht angenommen. Er glaubt, dass er sich davon ein milderes Urteil erhofft.
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