So erleben unsere Reporter den Kriegsalltag
RTL-Reporter berichtet aus Lwiw: "Der Luftalarm kommt - manchmal auch beim Interview"
Thomas Präkelt ist als RTL-Reporter in der Ukraine unterwegs. Aktuell berichtet er aus Lwiw, erlebt an jedem Tag das Leid der Menschen, die fast alles verloren haben. Er sieht mit eigenen Augen, welche Auswirkungen der Krieg hat und macht es auch für uns in Deutschland durch seine Berichterstattung sichtbar. Über seine Erfahrungen der letzten Wochen und seinen mehr als außergewöhnlichen Arbeitsalltag, berichtet er mit Fotos, im Text – und im Video.
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen rund um den Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit im Liveticker
An der Grenze freut man sich über deutsche Journalisten

900 Kilometer Fahrt, dann erreichen wir das Kriegsgebiet. So nah ist uns der Krieg seit fast acht Jahrzehnten nicht mehr gekommen. Der Weg in die Ukraine nach Lwiw, vor inzwischen 11 Tagen, war unkompliziert. An der Grenze freute man sich, mit der umgehängten Kalaschnikow, dass deutsche Journalisten einreisen.
Alle anderen wollten zu diesem Zeitpunkt nur noch raus: sie flüchteten vor Raketen, Zerstörung und Leid. Aber Reporter kommen eben immer genau zu diesem Zeitpunkt ins Spiel. Hinschauen, was in diesem Land passiert. Die Ukrainer in diesem Moment nicht allein lassen, direkt mit ihnen sprechen, während sich ihr Land im Krieg befindet. Das ist unser Auftrag. Dafür gibt es uns Reporter.
Anhaltende Gespräche - auch im Waschsalon

Wir wohnen direkt in der Innenstadt von Lwiw, in einem kleinen Appartementhaus. Zum Glück nicht in einem Hotel mit Frühstück und Restaurant. Denn so gehen wir morgens zum Bäcker, ins Café und abends in den Supermarkt. Wegen der Ausgangssperre im Krieg sind auch die Restaurants bereits früh am Abend geschlossen. Dadurch lernen wir viele Menschen kennen, kommen ins Gespräch, erfahren viel über das Land und seine Menschen, die sich gerade im Kampf um Selbstbestimmung und Souveränität befinden.
Heute haben wir nun endlich auch einen Münzwaschsalon entdeckt, am Stadtrand. Unser Einsatz wird noch bestimmt 2 Wochen andauern. Dort werden wir mit der Besitzerin und ihren Kunden auch über den Krieg und das Verhältnis zu Russland und zur EU sprechen, danach ist dann auch die Wäsche fertig.
Krieg - nur eine Erzählung aus dem Geschichtsunterricht

Flüchtlinge trifft man in Lwiw überall, besonders aber am Bahnhof, der Drehscheibe zwischen zerstörter Heimat und sicherem Zufluchtsort. Züge kommen an, 22 Wagen lang, entlassen Menschen auf den Bahnsteig, fast nur Frauen, viele mit Kindern. Jeder mit einer Tasche, das war`s, was vom bisherigen Leben erstmal bleibt.
Wenn ich diese Bilder sehe, denke ich an meinen Geschichtsunterricht: Flucht, Vertreibung, Schmerz in Schwarz-Weiß, zum Glück aus einer vergangenen Zeit. Was für ein Trugschluss. Wir erleben dies nun in Farbe, sehen die Verzweiflung, riechen die Angst. Dass dies unsere Nachkriegs-Friedensgeneration leibhaftig erleben sollte – es war undenkbar bis noch vor drei Wochen.
Ukrainer bleiben zuversichtlich: "Wir werden gewinnen!"

Und noch nie habe ich so viel Zuversicht und Entschlossenheit erlebt wie in diesem Kriegselend. Eine Frau mit zwei Kindern, den Vater als Verteidiger der Heimat zurückgelassen, sagt uns: „Wir werden gewinnen. Die Ukraine darf kein russischer Satellitenstaat werden.“ Das hören wir von jedem Gesprächspartner.
Manche beben vor Zorn und Verzweiflung, wie der junge Mann, der Angehörige im komplett zerstörten Mariupol vermisst und sich bedankt, dass wir mit ihm gesprochen haben. Aber niemand will dieses Land Putin überlassen. Wir wären glücklich, wenn wir uns bald aus der Ukraine im Programm melden könnten, mit der Eilmeldung: „Die Waffen schweigen!“
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