„Es ist leider oft so, dass man deutlich weniger anzubieten hat, als eigentlich gebraucht wird“

Ärzte ohne Grenzen hat Züge zu Krankenstationen umgebaut - so werden Menschen aus den Kriegsgebieten gerettet

von Nele Balgo

Jeden Tag gibt es in der Ukraine Explosionen, jeden Tag neue Kriegsverletzte. Um besonders die Krankenhäuser in der Ost-Ukraine, wo die Kampfhandlungen vor allem stattfinden, zu entlasten, transportiert Ärzte ohne Grenzen Patienten von der Frontlinie im Osten des Landes nach Lwiw in den Westen. Dazu wurden zwei Züge zu Krankenstationen umgebaut. Einer hat sogar eine Intensivstation, um auch schwer Kranke verlegen zu können. Über 800 Patienten konnten so schon in andere Kliniken gebracht werden.
Philipp Frisch von Ärzte ohne Grenzen erklärt, wie die Krankenstation auf Schienen funktioniert.
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"Medizinische Triage findet oft und immer statt"

Weil der Transport über die Schiene am zuverlässigsten ist, hat sich Ärzte ohne Grenzen in Kooperation mit dem ukrainischen Gesundheitsministerium und der ukrainischen Bahn dazu entschieden, Patienten mit dem Zug zu verlegen. Seitdem es die beiden Züge gibt, seien sie im Dauereinsatz, berichtet Frisch. Sobald einer in Lwiw ankäme, würde er wieder zurückfahren, um neue Patienten abzuholen.

„Es ist leider oft so, dass man deutlich weniger anzubieten hat, als eigentlich gebraucht wird“, berichtet Frisch. Deshalb müssten die Kliniken entscheiden, welche Patienten mit dem Zug aus dem unmittelbaren Kampfgebiet herausgebracht werden. „Diese Art von medizinischer Triage findet oft und immer statt in solchen Situationen“, so Frisch.

Patienten haben oft Wunden durch Explosionen

40 Prozent der Kriegsverletzten in den Zügen seien ältere Menschen und Kinder. Die Mehrheit von ihnen hatte – Ärzte ohne Grenzen zufolge – Wunden durch Explosionen. Ein Krankenhaus ersetzt die Krankenstation auf Schienen aber nicht. Operationen finden dort nämlich nicht statt und auch die intensivmedizinische Versorgung sei eingeschränkt. Trotzdem werden Patienten in den außergewöhnlichen Zügen durch Ärzte und Pfleger behandelt. Damit die Patienten ihre Heimat nicht ganz allein verlassen müssen, gibt es im Zug auch einen Wagen, in dem Angehörige mitfahren können.

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