Kommentar zur Laufzeitverlängerung
Mit der Atomkraft muss im April Schluss sein

Für viele Menschen in Deutschland steht ein harter Winter vor der Tür. Angst vor immer weiter steigenden Strom- und Gaspreisen bereitet unruhige Nächte. Daher ist es gut, dass die Regierung beschlossen hat, die deutschen Kernkraftwerke noch bis zum 15. April 2023 weiterlaufen zu lassen. Doch danach sollte mit der Atomkraft Schluss sein. Deutschland sollte den aktuellen Schwung für erneuerbaren Energien nutzen, und nicht mit Ach und Krach Uraltmeiler weiterlaufen lassen.
Deutsche Meiler sind in die Jahre gekommen
Die Atomenergie stößt kein CO2 aus. Das ist soweit nicht zu leugnen. Dennoch kann auch diese Form der Energiegewinnung sehr schädlich sein. Denn neben dem unvermeidbaren Thema des „Wohin mit dem radioaktiven Abfall?“, ist da immer noch die Möglichkeit des Super-GAUs: Die Katastrophen von Tschernobyl vor 36 Jahren, Fukushima vor elf Jahren und die aktuellen Kämpfe um das Kraftwerk Saporischschja in der Ukraine machen deutlich: So „sicher“ wie wir es uns wünschen, ist die Kernkraft nicht.
Der entscheidende Faktor ist weniger die Technologie, sondern die Fehler der Menschen. Diese auszumergeln, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein. Zudem: Sollten die Atomkraftwerke länger als April laufen, brauchen die Betreiber neue Brennstäbe. Diese kamen in der Vergangenheit aus – wer hätte es gedacht – Russland. Auch mit der Atomkraft sind wir also vom Diktator Putin abhängig.
Wie die Versorgung sicherstellen?
Die deutschen Meiler sind darüber hinaus in die Jahre gekommen. Sanierungen wären teuer, von Neubauten ganz zu schweigen. Und: Die Atomkraftwerke stehen sich sogar selbst im Weg: Denn im Hochsommer musste Deutschland Atomland Frankreich Strom liefern – das Kühlwasser aus den Flüssen war wegen der Hitze zu warm. Ein Szenario, was vermutlich noch öfter auftreten wird – im Angesicht immer trockenerer und heißerer Sommer. Ergo: Die Atomkraft ist kein richtiges Zukunftsmodell
Doch wie die Versorgung Deutschlands und Europas mit Strom sicherstellen? Die Atomkraft scheint zunächst auf der Hand zu liegen. Doch: Strom aus Kernenergie machte im Durchschnitt in den vergangenen Jahren nur rund sechs Prozent des deutschen Strommix aus. Das mag nun mehr werden, um den Ausfall von Gaskraftwerken zu kompensieren. Auf längere Sicht ist das keine Lösung.
Schluss mit kleinteiliger Bürokratie
Es hilft uns nur eines: Der Ausbau erneuerbarer Energien – und das mit in nie dagewesenem Tempo. Das Thema muss zum Weckruf werden: Wer weg will von der Kohle, weg will vom Atomstrom und auf das Gas aus Russland nicht mehr zählen kann, der muss alle Kraft in den Ausbau erneuerbarer Energien stecken. Keine kleinteiligen Diskussionen mehr um Standorte einzelner Windkraftanlagen. Keine Bürokratie mehr, die Kläranlagen, Autobahnen und sogar Atommüllendlager näher an Wohnbebauung erlaubt als ein Windkraftrad. Kein Ausbremsen mehr von Bürgern und Firmen, die Solarenergie nutzen wollen.
Schafft es die Politik, jetzt zu handeln, dann haben wir nicht nur die Gefahren, die von Atomkraftwerken ausgehen, reduziert, sondern auch einen wichtigen Schritt in Sachen Klimaschutz getan.
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