Brandbrief an Lauterbach

"Werden wieder in eine Versorgungsnot geraten!" Kinderärzte warnen vor Medikamentenmangel

Lieferengpässe bei Medikamenten
"Wir werden wieder in eine Versorgungsnot geraten, die noch schlimmer werden könnte als zuletzt“, sagte Verbandspräsident Thomas Fischbach der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ am Samstag
bum, dpa, Waltraud Grubitzsch

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat vor einem zunehmenden Mangel an Medikamenten für Kinder gewarnt. „Wir behandeln schon jetzt fernab der Leitlinien, und der nächste Herbst steht vor der Tür. Wir werden wieder in eine Versorgungsnot geraten, die noch schlimmer werden könnte als zuletzt“, sagte Verbandspräsident Thomas Fischbach der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ am Samstag. Es fehle an Fieber- und Schmerzmedikamenten in kindgerechter Darreichungsform. Auch Penicillin gebe es derzeit nicht.

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Ärzte "in großer Sorge"

Fischbach zählt zu den Mitunterzeichnern eines offenen Briefs der Kinderärzte von Deutschland, Frankreich, Südtirol, Österreich und der Schweiz an die Gesundheitsminister der Länder. In dem Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der der Zeitung vorlag, heißt es demnach: „Die Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen ist durch den Medikamentenmangel europaweit gefährdet. Eine schnelle, zuverlässige und dauerhafte Lösung ist dringend erforderlich!“

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Die Ärzte seien „in großer Sorge“. Die Engpässe der vergangenen Monate führten dazu, dass weder kindgerechte noch an Therapierichtlinien ausgerichtete Behandlungen möglich seien. Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen werde dadurch nachhaltig gefährdet.

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"Wir sehen die Politik in der Verantwortung"

„Noch vor wenigen Jahren war dieses Szenario eines Versorgungsmangels in unseren Ländern nicht einmal ansatzweise vorstellbar. Wir sehen die Politik in der Verantwortung, eine ausreichende Produktion und Bevorratung wichtiger Arzneimittel der pädiatrischen Grundversorgung in Europa sicherzustellen“, heißt es laut Zeitung in dem Brief.

Fischbach forderte, die Herstellung von Medikamenten für Kinder in Deutschland zu fördern. Es müsse für die Hersteller wieder ausreichend attraktiv sein, die Medikamente zu produzieren. Dafür müsse die Politik sorgen.

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Krankenkassen kritisieren Pharmabranche

Wie Fischbach der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, sei der Brief Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und auch den Mitgliedern des Gesundheitsausschusses des Bundestages bereits zugegangen.

Im Anschluss an den Brief der Kinderärzte kritisierten nun auch die Krankenkassen die Pharmabranche. Das Schreiben zeige, dass die Nicht-Lieferung bestimmter Arzneimittel ein europaweites Problem für die Menschen sei, sagte der Sprecher des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), Florian Lanz, am Samstag. „Es gab ein gemeinsames Vertrauen in die Pharmaindustrie, dass sie im Zweifel die Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherstellt. Dieses Vertrauen ist mittlerweile erschüttert“, fügte er hinzu. (dpa/akr)