Nach den erneuten Raketen-Angriffen
Kiew ohne Strom - und das bei Temperaturen um den Gefrierpunkt

Es ist kalt und ungemütlich in der Hauptstadt der Ukraine. Und nach dem schweren russischen Raketenbeschuss sind mehr als zwei Drittel der ukrainischen Hauptstadt Kiew noch ohne Strom. Ein Teil der Bevölkerung sei zudem von der Wasserversorgung abgeschnitten, teilte der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, am Donnerstag mit.
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Stephan Richter in Kiew: Ängste vor Blackout sind gewachsen
Die Reparaturarbeiten laufen auf Hochtouren. So sollen auch die drei am Mittwoch vom Netz genommenen Atomkraftwerke am Donnerstag wieder anlaufen, sagte Energieminister German Galuschtschenko. Das sollte bei der Energieversorgung helfen. "Die Lage ist im ganzen Land schwierig", sagte er im Fernsehen. Sie dürfte sich im Laufe des Tages schrittweise wieder etwas verbessern.
RTL-Reporter Stephan Richter ist gerade in Kiew. „Normalerweise war es bei diesen Angriffen so, dass der Strom relativ schnell zurückgekommen ist, also etwa zwei bis drei Stunden nach den Angriffen. Doch jetzt sind mehr als 12 Stunden vergangen und noch immer sind große Teile der Stadt ohne Strom.“ Das lasse befürchten, dass das Stromnetz jetzt so schwach sei und auf so labilen Beinen stehe, dass es eben nicht mehr so schnell möglich sei, die Stromversorgung wieder ans Netz zu bringen. „Das könnte auch dafür sorgen, dass weitere Angriffe der russischen Truppen dafür verantwortlich sein könnten, dass beispielsweise die komplette Stadt Kiew für einige Stunden oder möglicherweise auch für einige Tage ohne Strom sein könnte. Die Ängste, dass der Blackout kurz bevorstehen könnte, die sind seit den Angriffen wieder gewachsen“, so Richter.
Bewohner Kiews: "Hier war der Horror los"
Am Mittwoch hatte Russland die Ukraine massiv angegriffen. Es wurde landesweit Luftalarm ausgelöst, in Kiew gab es mehrere Explosionen. Infolge des Bombardements auf die Energieinfrastruktur gab es in der Region Kiew einen kompletten Stromausfall, drei AKWs wurden abgestellt. In der Hauptstadt fielen die Temperaturen in der Nacht unter Null Grad Celsius, es liegt bereits Schnee und die Straßen sind vereist.
Oleksii Kovpachov hat den Angriff in Kiew miterlebt: „Ich hörte eine Explosion und der Strom war plötzlich weg. Als ich aus der U-Bahn ausstiegen bin, war da eine Rauchsäule. Als ich dort ankam, war die Polizei schon da und ließ niemanden mehr rein. Also, hier war der Horror los,“ sagte er. Mehr zu den Angriffen im Video.
Nach Abschaltung der ukrainischen Kernkraftwerke infolge der Attacke kam es landesweit zu Stromausfällen.
In der Region Mykolajiw im Süden der Ukraine rief Gouverneur Vitali Kim die Bevölkerung auf, sich bei ihrem Energieverbrauch so gut es geht einzuschränken. "Der Bedarf ist gestiegen heute Morgen – logisch. Es gibt aber nicht genügend Kapazität, um mehr Verbraucher zu versorgen", schrieb er auf Telegram. Ein paar nicht benötigte Lampen auszuschalten sei wichtig. Im Norden der Ukraine in Sumy war die Energieversorgung weitestgehend wieder hergestellt.
Bis zum Donnerstagmittag wurde die Stromversorgung erst in einigen Regionen wieder hergestellt. So meldete der Bürgermeister von Lwiw, Andrij Sadowij, dass es wieder Strom gebe. In anderen Regionen wie in Odessa oder Tschernihiw blieb die Lage kompliziert. Auch die benachbarte ehemalige Sowjetrepublik Moldau war teilweise weiter ohne Strom. Das Energienetz der beiden Länder ist eng gekoppelt.
Wladimir Klitschko im RTL-Interview: "In Kiew geht der Strom aus, Licht ist aus, WiFi geht nicht"
Kälte in der Ukraine: Die Klitschko-Brüder warnen und bitten um Hilfe. Kiews Bürgermeister Vitali spricht vom „schlimmsten Winter seit dem Zweiten Weltkrieg“, Wladimir warnt, dass Russland die ukrainische Bevölkerung durch die Zerstörung der Infrastruktur in die Knie zwingen will, dass die Menschen im Land leiden werden.
Selenskyj: "Das ist die russische Formel für Terror"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief den UN-Sicherheitsrat auf, wegen des Bombardements der Energieinfrastruktur gegen Russland vorzugehen. Am Mittwoch seien 70 Raketen auf die Ukraine niedergegangen, sagte er in einer Videobotschaft an den Rat. "Das ist die russische Formel für Terror." Die Leidtragenden seien Krankenhäuser, Schulen und Wohngebiete. Russland ist allerdings ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat und hat Vetorecht, weshalb nicht mit Resolutionen zu rechnen ist. (reuters/dpa/eku)
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