Erster dokumentierter Fall in Italien

Ärzte wollen Transmann Gebärmutter entfernen - und bemerken Schwangerschaft!

Ärzte im Operationssaal
Als einem Transmann in Italien die Gebärmutter entfernt werden sollte, machen Ärzte einen überraschenden Fund.
Kzenon, Kzenon (Kzenon (Photographer) - [None]

Damit hätte wirklich keiner gerechnet!
Ein Transmann möchte sein Leben als Frau endgültig hinter sich lassen, endlich im richtigen Körper ankommen. Auf diesem Weg fehlt nur noch ein wichtiger Schritt: die Entfernung der Gebärmutter. Doch während der Vorbereitungen auf die große OP machen italienische Ärzte eine überraschende Entdeckung.
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Gebärmutter kann nicht entfernt werden, weil ...

Eine Person, die mit den Geschlechtsmerkmalen einer Frau geboren wurde, befindet sich auf den letzten Metern ihrer Umwandlung zum Mann. Eine Mastektomie – die Entfernung der Brüste – habe sie schon hinter sich gebracht, wie die italienische Tageszeitung La Repubblica schreibt. Auch einen männlichen Namen habe sie von den Behörden bereits erhalten: Marco. Was jetzt noch fehlt: die Entfernung der Gebärmutter, die Hysterektomie.

Mitten in den Vorbereitungen für die OP entdecken die Ärzte etwas, das alle Pläne auf Eis legt: Marco ist im fünften Monat schwanger!

Die Hormontherapie musste sofort unterbrochen werden

„Sobald die Schwangerschaft festgestellt wird, ist das Erste, was zu tun ist, die (Hormon-)Therapie sofort auszusetzen“, erklärt Giulia Senofonte, eine Römische Endokrinologin, im Interview mit La Repubblica. Der Grund: Würde man das nicht tun, könnte es insbesondere bei den Organen des Ungeborenen zu Fehlentwicklungen kommen.

Aber auch für das schwangere Elternteil sei diese Situation alles andere als ungefährlich: „Ein hoher Gehalt an männlichen und weiblichen Hormonen im Körper des Elternteils könnte ein kardiologisches Risiko wegen möglicher Blutdruck- und Gerinnungsprobleme darstellen.“

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Schwanger trotz Hormontherapie - wie kann das sein?

Bleibt die Frage: Wie konnte es überhaupt zu dieser Schwangerschaft kommen – trotz Hormontherapie? Die Expertin erklärt: „Eine Hormontherapie stoppt den Menstruationszyklus, ist aber kein Verhütungsmittel.“ Heißt: Es könne weiterhin zu Eisprüngen kommen, bei denen auch immer das Risiko bestünde, schwanger zu werden. „In der Regel empfehlen die an der Umstellung beteiligten Experten Verhütungspillen, die während der Hormontherapie eingesetzt werden können“, so Senofonte weiter.

Schwangerer Transmann: Wie geht es jetzt weiter?

Nach italienischem Recht sei eine Abtreibung nach 90 Tagen lediglich dann möglich, wenn schwerwiegende Fehlbildungen beim Fötus vorliegen oder wenn die Gesundheit der Mutter gefährdet sei.

Zwar sei es in Amerika bereits zu solch außergewöhnlichen Schwangerschaften gekommen, doch einen Fall wie diesen habe es dem Bericht zufolge in Italien bislang noch nicht gegeben. Daher muss nun geklärt werden, ob die psychische Belastung, der Marco jetzt ausgesetzt ist, als Rechtfertigung für einen therapeutischen Schwangerschaftsabbruch ausreiche. Wie La Repubblica schreibt, würden Mediziner dazu aktuell Gespräche führen.

Der Endokrinologe Andrea Lenzi, gleichzeitig Vorsitzender des Ausschusses für Biosicherheit, Biotechnologie und Biowissenschaften, hebt in einem Bericht von Rai News hervor, dass es hier um einen extrem komplexen Fall gehe, der mit großer Vorsicht und Achtsamkeit behandelt werden müsse. Der psychische Leidensdruck der Betroffenen sei enorm. (vho)