Überblick zur Situation auf den Intensivstationen

Kölner Arzt klärt auf: Wie uns die Impfquote aus der Krise helfen kann

11.02.2021, Portugal, Lissabon: Eine Krankenschwester und ein Arzt kümmern sich um einen Patienten auf der Corona-Intensivstation im Krankenhaus «Curry Cabral Hospital». Nachdem Portugal im vergangenen Monat etwa zwei Wochen lang als das vom Coronavirus am schlimmsten betroffene Land der Welt gemäß der Bevölkerungszahl galt, hat sich die Sorge etwas gelegt. Foto: Armando Franca/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Covid-Patienten auf der Intensivstation: So wichtig ist die Impfung!
AF wpe lop, dpa, Armando Franca

Ein Großteil der Patienten, die auf den Intensivstationen gelandet sind, waren ungeimpft oder noch nicht vollständig immunisiert. Das österreichische Nachrichtenmagazin „profil“ hat durch eine Befragung von Krankenhäusern und Medizinern herausgefunden. Für Deutschland liegen solche Daten noch nicht vor. Univ.-Prof. Dr. med. Bernd W. Böttiger, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Universitätsklinikum in Köln, gibt uns einen Überblick zur aktuellen Situation auf der Intensivstationen in Köln.
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Situation auf den Intensivstationen kann sich jederzeit ändern

Aktuell befindet sich kein einziger Patient, der aufgrund einer schweren Covid-19-Erkrankung intensivmedizinisch behandelt werden muss, auf den Intensivstationen der Uniklinik Köln, so Dr. Böttiger im RTL-Interview. Auch wenn diese Aussage natürlich nur eine Klinik Deutschlands repräsentiert und zunächst beruhigend erscheint, ist die Situation für den Mediziner aber weiterhin angespannt: „Man muss sich vor Augen führen, dass wenn ein Mensch mit Covid-19 auf die Intensivstation kommt, dann ist das – salopp ausgedrückt – schlechter als Russisches Roulette. 30-35 Prozent dieser Patienten sterben, trotz der exzellenten Intensivmedizin. Wenn es diese nicht gäbe, lägen die Zahlen womöglich bei 80-100 Prozent. Es reicht daher nicht zu sagen, wir hätten genug Intensivbetten. Wir sollten jede Aufnahme auf eine Intensivstation aufgrund von Covid-19 vermeiden.

Zudem ist Dr. Böttiger im regelmäßigen Austausch mit internationalen Kollegen, wie zum Beispiel aus Bologna in Italien. Dort steigen nicht nur die Inzidenzwerte, sondern auch die Zahl der Menschen, die schwer an Corona erkrankt sind. Daher wurde dort gerade wieder eine zusätzliche Intensivstation ans Netz genommen, damit entsprechende weitere Versorgungsmaßnahmen gewährleistet werden können. Von den italienischen Kollegen weiß der Kölner Mediziner zudem: Diejenigen, die jetzt auf der Intensivstation liegen, sind ungeimpft. Und viele junge Menschen, im Alter von 20 und 30 Jahren, sind betroffen. Man spricht von einer „Pandemie der Nicht-Geimpften“. Geimpfte können sich zwar infizieren und das Coronavirus weitergeben, die Wahrscheinlichkeit, dass sie aber intensivmedizinisch behandelt werden müssen, ist gering.

Der Mediziner über die verschiedenen Virus-Varianten und die Corona-Impfung

Die verschiedenen Coronavirus-Mutationen sind laut Dr. Böttiger weiterhin problematisch. Die Delta-Variante ist hoch infektiös, weswegen eine Impfung extrem wichtig ist, erklärt der Intensivmediziner: „Ich kann nur an alle appellieren, sich impfen zu lassen.“ Wie es um die Lambda-Variante steht, ist noch unklar. Klar ist jedoch, dass sie nicht die einzige Mutation bleibt, die auf uns zukommen wird. Man muss erst einmal abwarten, wie gefährlich die einzelnen Varianten wirklich sind, aber schon jetzt ist für den Kölner Mediziner eindeutig: „Die Corona-Impfung ist unser einziger Weg da raus. Und wir brauchen deutlich mehr Geimpfte.“ Auch eine dritte Auffrischungsimpfung schließt er nicht aus, da das Virus beziehungsweise das Problem noch eine lange Zeit Bestandteil unseres Lebens bleiben wird.

Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto weniger Chance hat die vierte Corona-Welle. Laut Böttiger gibt es bereits Daten, die zeigen, dass die vierte Welle und die Belegung der Intensivstationen und auch die damit verbundenen Todesfälle sehr wohl und ganz eindeutig mit der Impfquote zusammenhängen.

Auch wenn es bei Kindern beziehungsweise Jugendlichen und Schwangeren bisher noch zu wenige Daten gibt, appelliert Böttiger auch an sie, dass sie sich und andere Personen vor dem Virus und den Mutationen schützen sollten. „Wir hatten schon schwangere Frauen mit schweren Covid-19-Verläufen hier bei uns. Im schlimmsten Fall können die Kinder im Mutterleib unterversorgt werden und schwere Schäden davontragen. Bei der Impfung gilt vor allem, den sehr hohen Nutzen für jeden Einzelnen und für uns alle zu sehen und zu schätzen.“ (vdü)

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