Können Hausmittel mit Apotheken-Arznei mithalten?

Hustensaft aus der Küchenmaschine? Mediziner verrät, wie wirksam Erkältungssäfte wirklich sind

Jemand nimmt einen Hustensaft ein.
Küchenmaschinen sollen nicht nur lecker kochen, sondern auch Hustensäfte herstellen können. Doch was bringen die Mittel aus der eigenen Küche?

Kann der Weg in die eigene Küche den Weg in die Apotheke ersetzen?
Küchenmaschinen sollen nicht nur lecker kochen, sondern auch wirkungsvolle Erkältungssäfte herstellen können – die Hauptdarsteller meist: Ingwer, Zitrone, Honig und Zwiebel. Doch was bringen die Mittel aus der eigenen Küche wirklich? Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht erklärt, wie wirksam die Hausmittel sind.
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Apothekenmittel „nicht so irre wirksam sind, wie die meisten Leute glauben“

Hausmittelchen und pharmakologische Mittel aus der Apotheke unterscheidet zunächst einmal ein ganz wichtiger Aspekt, erklärt Dr. Christoph Specht im Gespräch mit RTL: Hausmittel seien nicht patentierbar. Aus diesem Grund gebe es hierfür auch keine Studienlage, auf die man sich berufen könne.

„Diese Mittelchen sind bekannt als Hausmittel aus einer Zeit, als man die pharmazeutischen Mittel noch gar nicht hatte.“ Sie wurden quasi per Hörensagen weitergetragen – noch lange, bevor man überhaupt nur an Küchenmaschinen dachte.

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Nun könnte man annehmen, dass so ein Hausmittel weniger wirksam ist als ein Medikament aus der Apotheke. Aber: „Das würde ich gar nicht mal so sagen“, erklärt Specht. „Aber nicht, weil die Hausmittelchen so irre wirksam sind, sondern eher andersrum: Weil auch die pharmakologischen Mittel nicht so irre wirksam sind, wie die meisten Leute glauben.

Erkältungssirup aus der Küchenmaschine bekommt ein Go vom Experten

Und was heißt das nun für den Erkältungssirup aus der Küchenmaschine? Kann ein Sirup aus Zitrone, Ingwer und Honig eine lindernde Wirkung haben? Der Experte sagt: Ja! „Nicht in der Weise, als dass es die Erkältung wirklich verkürzen würde. Aber es kann sehr wohl die Erkältungssymptome lindern.“ So könne ein solcher Sirup insbesondere den Hustenreiz lindern und Schleim lösen.

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Die Wirkung von Ingwer, Zitrone und Co. habe man zwar nicht im Rahmen einer Studie am Menschen ermittelt, doch in Laborstudien habe man geschaut, welche Wirkung das einzelne Mittel haben könnte. „Wenn es um Symptomlinderung geht, dann sind solche Hausmittelchen durchaus angesagt, die kann man durchaus verwenden.“ Verschriebene Mittel könnten häufig auch nur Symptome lindern.

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Ingwer und Honig: Sie machen Erkältungssäfte wirksam

  • Ingwer:
    Ingwer sei der absolute Held, was die Bekämpfung von Erkältungssymptomen angeht. Seine Wirkung sei gut untersucht: „Ingwer hat eine antientzündliche und antibakterielle Wirkung – allerdings hauptsächlich im Mundraum.“ Deshalb empfiehlt der Experte: Mehrfach am Tag etwas Ingwer – in welcher Zubereitungsform auch immer – eine Zeit lang im Mund halten. Dabei würden Enzyme angeregt, die antibakteriell wirken. „Wahrscheinlich ist es mit Ingwer in der entsprechenden Dosierung möglich, die Bakterien, die sich jedenfalls im Mund befinden, zu eliminieren.“ Ingwer könne außerdem Immunzellen stärken. „Wäre Ingwer patentierbar, wäre es wahrscheinlich ein teures Arzneimittel.“

  • Honig:
    „Honig wirkt ziemlich stark antibakteriell“, erklärt Specht. Das könne man allein daran erkennen, das Honig über lange Zeit haltbar sei.
    Übrigens: Manche Erkältungssäfte verlangen laut Rezept den Einsatz von Kandiszucker. Der Mediziner rät jedoch zum Honig. Denn: „Honig ist an sich förderlich auch was die Schleimlösung angeht, das erreicht man mit Kandiszucker nicht.“

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Ihre Wirkung ist nicht bestätigt

  • Zitrone:
    Entgegen der weitverbreiteten Annahme, Zitrone habe mit ihrem hohen Gehalt an Vitamin C ebenfalls einen hohen Einfluss bei der Behandlung von Erkältungen, sagt der Experte: „Zitrone spielt wahrscheinlich die geringste Rolle.“ Auch eine vorbeugende Wirkung habe man nicht nachweisen können.
    Übrigens: „Wenn Vitamin C eine Wirkung hat, müsste man eigentlich Paprika essen.“ Die habe nämlich wesentlich mehr Vitamin C als die Zitrone.

  • Zwiebel:
    Ähnlich verhalte es sich bei der Zwiebel. Sie komme in einigen Rezepten für Hustensaft vor, da ihr unter anderem eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben werde. Zwar habe ein Cocktail verschiedener Substanzen im Labormaßstab Abwehreigenschaften gezeigt, doch: „Damit ist die Frage nicht beantwortet, ob das Ausmaß, die Menge, überhaupt ausreicht, nennenswerte Effekte im Menschen zu bewirken“, so Specht.

Die wichtigste Zutat: Fürsorge

Letztlich hinge die Wirksamkeit von Hausmittelchen aber immer auch mit einem gewissen Glauben an die Wirkung zusammen. In erster Linie ginge es bei Hausmittelchen eben um die Behandlung von Symptomen und „das können Hausmittelchen auch“.

Eine Zutat sollte man laut dem Allgemeinmediziner bei Hausmitteln jedoch niemals unterschätzen: den Fürsorgegedanken. „Dieses Umsorgtwerden bei Erkältungskrankheiten, wenn man geschwächt ist, unterstützt die Wirkung.“ Denn: Das habe eine sehr starke Wirkung auf unser Immunsystem, wie man in der Psycho-Neuro-Immunologie herausgefunden habe. „Das hat überhaupt nichts mit Esoterik zu tun.“

Heißt für den anstehenden Winter: Wer mit einer Erkältung flach liegt, sollte sich ein wenig verwöhnen lassen – mit Ingwer, Honig und einer großen Portion Liebe!