Top-Virologe spricht sich für Antigen-Tests aus

Hendrik Streeck: "Der PCR-Test kann auch ZU gut sein“

Virologe Prof. Dr. Hendrik Streeck widerlegt die Thesen von Corona-Leugnern.
Virologe Prof. Dr. Hendrik Streeck spricht sich - vor allem bei Geboosterten - für Antigen-Schnelltests aus und mahnt einen pragmatischen Umgang mit der Pandemie an.
rtl.de

Virologe Streeck erklärt, in welchem Fall ein PCR-Test weniger Sinn macht

Gerade über die Antigen-Schnelltests haben wir in der letzten Zeit viel gehört: Sind sie – vor allem in Bezug auf die neue Coronavirus-Variante Omikron – wirklich weniger zuverlässig? Können sie tatsächlich jede Infektion mit dem Virus genau erfassen? Seit längerem weiß man: Zuverlässiger ist da der PCR-Test, der im Labor durchgeführt wird – aber eben auch Geld kostet. Hendrik Streeck, Chef der Virologie an der Uniklinik Bonn, erklärt, wieso manchmal eben auch der „einfache“ Antigen-Schnelltest dem PCR-Test vorzuziehen ist. Zudem wirbt er für einen pragmatischen Umgang mit der Pandemie.

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Streek für Antigen-Schnelltests: "PCR-Test weniger sinnvoll bei Geboosterten"

Niedersachsen, Laatzen: Eine Mitarbeiterin steht mit einem Teststäbchen für einen Abstrich in der von einer Arztpraxis betriebenen Corona-Teststelle Hannover-Laatzen in der Region Hannover. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzid
Im Testzentrum können Sie per Nasen- oder Rachenabstrich erfahren, ob eine Infektion mit dem Coronavirus vorliegt.
jst, dpa, Julian Stratenschulte

Seit fast zwei Jahren Corona-Pandemie gibt es wohl kaum jemanden, der noch nie das Vergnügen an der Teststation hatte: Stäbchen in den Rachen oder in die Nase, 15-20 Minuten warten und schon liegt das Testergebnis vor. Endlich weiß man, ob man negativ oder positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Trotzdem erinnert der Virologe Hendrik Streeck im RTL-Interview an einen wichtigen Aspekt: „Antigen-Schnelltests schlagen nur dann an, wenn eine hohe Viruslast im Rachen oder in der Nase vorliegt.“ Sie seien vor allem dann sinnvoll und geeignet, wenn man sich häufig testet, also alle zwei bis drei Tage. So könne man eine (mögliche) Infektion nämlich am besten erkennen.

Problematischer wird es bei dreifach Geimpfen, die schon eine hohe Antikörperzahl im Körper aufweisen. Sollten sie nicht lieber direkt einen PCR-Test durchführen lassen, damit man auch wirklich ein genaueres Ergebnis erhält? Dazu sagt Streeck ganz klar: „Ich hätte jetzt genau das Gegenteil gesagt. Der PCR-Test kann auch zu gut sein.“ Aber was genau meint er damit? „Der PCR-Test ist enorm sensitiv und da muss man sich fragen, ob und wann es denn noch relevant ist, bei einem dreifach Geimpften Virusbestandteile im Rachen nachzuweisen wenn das Immunsystem quasi die Viren, die sich da kurze Zeit festgesetzt haben, sofort tot gemacht hat. Ein PCR-Test ist da fast zu gut.“

Der Virologe spricht sich in einem solchen Fall eher für die Antigen-Schnelltests aus, aus folgendem Grund: „Ein Antigen-Test weist, mit all seinen Fehlern, die er hat, dann eine Infektion auch wirklich nur nach, wenn sie auch eine Relevanz hat und jemand das Virus weitergeben kann.“

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Schutz der vulnerablen Gruppen vs. "normaler" Umgang mit der Pandemie

Besonders aktuell, wo die Omikron-Welle uns fest im Griff hat, die Inzidenz wieder steigt und ein Blick auf die Nachbarländer wenig Gutes verspricht, sind Tests essenziell, damit Infektionen mit dem Coronavirus festgestellt und nachverfolgt werden können.

Trotz alldem mahnt der Hendrik Streeck einen „pragmatischen Umgang mit der Pandemie“ an. Damit meint er: Wir müssen lernen mit dem Virus zu leben. Im RTL-Interview erklärt der Virologe, dass wir uns bereits jetzt Gedanken über den Sommer machen sollten und mittelfristige Pläne her müssen: „Wir müssen uns damit abfinden, dass das Virus da ist und auch Infektionen stattfinden. Gleichzeitig müssen wir aber alles machen, um schwere Verläufe zu verhindern. Der wichtigste Punkt dabei ist natürlich die Impfung, aber zusätzlich müssen wir uns über die Sommermonate damit beschäftigen, wie wir vulnerable Gruppen besser schützen, also die Krankenhäuser besser ausrichten.“

Was es dafür braucht, seien vor allem mittelfristige Pläne, wie wir die Datenerfassung verbessern können, aber auch, wie wir zum Beispiel in bestimmten Bereichen die Bewohner über angepasste Booster-Impfungen besser schützen. „Das sind Überlegungen, die wir jetzt anstellen müssen, wie wir auf der einen Seite vulnerable Gruppen – also Personen, die die Gefahr haben, trotz Impfung einen schweren Verlauf zu haben – besser zu schützen, und auf der anderen Seite einer gewissen Normalität nachgehen können.“ (vdü)

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