Die Narben bleiben für immerCelia (17) überlebte Messerangriff nur knapp: "Den ersten Stich hat sie direkt in mein Herz gemacht"
Schockierende Statistik: In Deutschland kommt es laut Polizei im Durchschnitt zu 22 Messerattacken pro Tag. Auffallend oft sind die Täter Jugendliche, die sich ihre Opfer offenbar wahllos aussuchen. Auch die 17-jährige Celia aus Hamburg hat einen solchen Angriff erlebt – fast wäre sie dabei gestorben. Wir haben mit ihr über den Vorfall und die Zeit nach der Tat gesprochen.
Celia ist mit einer Freundin verabredet, stattdessen kommen ihre Peinigerinnen
Die Schülerin Celia ist vor dem brutalen Angriff eine lebensfrohe, glückliche junge Frau. Doch der 15. März 2022 verändert ihr Leben.
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Das ist passiert: Celia ist mit einer Freundin im Park verabredet. Doch statt ihrer Freundin tauchen plötzlich drei Mädchen auf dem Spielplatz auf. Zwei von ihnen halten Celia an den Schultern fest, drücken sie fest gegen die Bank. Sie erinnert sich: „Die haben mich angesprochen (…) haben ganz normal geredet.“ Dann wurden ihre Peinigerinnen lauter und aufdringlicher. Die Dritte sticht zu.
Celia spricht über Messerangriff: "Ich hatte auf einmal überall Schmerzen"
Kampf um Leben und Tod: Celia erleidet schwere innere Verletzungen, kämpft auf der Intensivstation um ihr Leben und überlebt die Messerattacke nur knapp. Die Täterin habe gezielt zugestochen: „Den ersten Stich hat sie direkt in mein Herz gemacht“. Den brutalen Angriff schildert die Schülerin im Video.
Ihre Worte bewegen: „Nach dem Messerstich habe ich geschwitzt, aber gleichzeitig auch gezittert. Ich hatte auf einmal überall Schmerzen. Ich habe in dem Moment aber gar nicht realisiert, dass es so schlimm ist, dass ich gerade in Lebensgefahr bin. Das habe ich erst Wochen später realisiert.“
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Celia überlebt Messerangriff nur knapp: "Die Tat hat mich verändert"
Auch über ein Jahr später wirkt sich der brutale Angriff noch immer auf Celias Leben aus. „Mittlerweile habe ich vor Sachen Angst, vor denen ich früher keine Angst hatte. Die Tat hat mich verändert. Ich empfinde keinen Hass, aber ich will verstehen, warum sie das gemacht haben“, sagt die Schülerin im Gespräch mit RTL.
Das Warum verstehen – vielleicht wird das im Prozess noch einmal klarer. In zwei Monaten stehen zwei der drei Täterinnen vor Gericht, die dritte Täterin ist jedoch bis heute nicht überführt.
Zahl der Messerangriffe steigt
Erst seit 2020 werden Messerattacken auch in der Kriminalstatistik erfasst. Schon jetzt ist jedoch eine alarmierende Entwicklung zu sehen: So gab es im Pandemie-Jahr 2021 7.701 Angriffe mit einem Messer, 2022 waren es 8.160 – somit sind die Vorfälle um 15,4 Prozent angestiegen. Das bedeutet konkret: In Deutschland wurde etwa 22 Mal pro Tag ein Messer zur Tatwaffe. Dennoch sind die Zahlen aufgrund des Lockdowns schlecht miteinander vergleichbar.
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Messerattacken nehmen zu - Experte erklärt mögliche Gründe
Zugenommen habe die Gewalt aber vor allem unter jungen Menschen, insbesondere Jugendlichen, die Messer mit sich führen und dies auch einsetzen, sagt der Kriminalbiologe Prof. Dr. Martin Rettenberger im Gespräch mit RTL. Seine Erklärung: „Es sind unterschiedliche Aspekte, die eine Rolle spielen. Bei sehr jungen Menschen sind es meist soziale Aspekte, also gruppendynamische Aspekte. Man will in seiner Gruppe etwas sein und man will etwas darstellen. Ich will ein bestimmtes Bild von mir transportieren, männlich sein, besonders stark sein, mich verteidigen können“, so der Experte über die möglichen Beweggründe. (uvo)
Messergewalt scheint in Deutschland auf dem Vormarsch zu sein - unsere Reporterin geht den Spuren nach - am 10. Juli um 22.35 bei RTL und auf RTL+.