Nach Gruppenvergewaltigung in Wien

Mädchen (12) und Mutter wollen aus der Stadt fliehen

Ein Park bei Dunkelheit.
Im Helmut-Zilk-Park in Wien sollen sich Opfer und Täter getroffen haben.
RTL

Sie leben in Angst – und wollen nur noch weg.

Es ist ein Fall, der Österreich schockiert: Ein zum Tatzeitpunkt zwölfjähriges Mädchen wird über Monate von einer Gruppe Jugendlicher vergewaltigt. Im Interview mit dem österreichischen ORF sagt die Mutter nun, dass sie und ihre Familie Wien verlassen wollen. Ihre Sorgen und Ängste, während die mutmaßlichen Täter auf freiem Fuß sind, sind einfach zu groß.

Mutter möchte Klarheit schaffen

Die Taten sollen sich von Februar bis Juni 2023 ereignet haben. Nach und nach kommen immer mehr schreckliche Details ans Licht. Im Interview mit dem ORF erklärt die Mutter des Opfers, wie alles herauskam, sie von den Taten erfuhr.

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„Die meiste Zeit dachte ich, meine Tochter wäre in der Schule oder im Nachmittagsunterricht“, erzählt sie. Monatelang wurde die Mutter nicht informiert, dass ihre Tochter massiv Fehlzeiten angesammelt habe. In einem RTL-Interview sagt sie, dass ihre Tochter pünktlich das Haus verlassen habe und auch pünktlich zurückgekommen sei. Es gab demnach keine Anhaltspunkte, dass ihre Tochter nicht in der Schule gewesen sei. Als die Fehlzeiten seitens der Schule doch zur Sprache kommen, sei die Mutter schockiert gewesen. Was genau in der Zeit vorgefallen ist, in der ihre Tochter nicht in der Schule war, ist zu diesem Zeitpunkt weder der Mutter noch der Schule bekannt.

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„Ich habe sehr wohl gemerkt, dass sich Dinge geändert haben“

Im Gespräch mit RTL sagt die Mutter: „Gespürt hat man schon länger, dass irgendwas nicht stimmt.“ Das spüre man als Mutter einfach.

Es habe eine Weile gedauert, herauszufinden, was mit ihrer Tochter los ist. „Sie war viel stiller als sonst, hat sich sofort in ihrem Zimmer eingeschlossen“, erinnert sich die Mutter. „Sie hat sehr nervös gewirkt, es war einfach irgendwas anders, sie ist in der Schule abgefallen.“ Die Zwölfjährige habe sich mehr und mehr verschlossen.

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Warum ihre Tochter tatsächlich der Schule fernblieb, sich verschloss, nicht mehr aus dem Zimmer wollte, erfährt die Mutter erst durch einen Bekannten: „Mir sind von einem Bekannten meiner Tochter Informationen zugetragen worden.“ Dieser „habe angefangen zu erzählen, was er alles gehört hat, was für Videos er gesehen hat. Ihm wurden Videos gezeigt und daraufhin habe ich mit meiner Tochter gesprochen.“ Denn die mutmaßlichen Täter sollen ihre Taten aufgezeichnet und das Mädchen damit erpresst haben. „Mein ganzer Körper hat zu zittern angefangen. Mir ist schwindelig gewesen, ich war fassungslos“, so beschreibt sie im ORF-Interview ihre Gefühle, als sie diesen furchtbaren Anruf erhält.

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Mädchen spricht von bis zu 30 mutmaßlichen Tätern

Sie sucht das Gespräch mit ihrer Tochter – die endlich redet. Über „Dinge, die man sich nicht vorstellen kann“. „Das möchte keine Mutter hören, keine Tochter möchte solche Details erzählen.“ Doch warum redet die damals Zwölfjährige nicht schon früher mit ihrer Mutter? „Sie hatte panische Angst“, sagt die Mutter im Interview. „Es war ihr wahnsinnig unangenehm, diese Täter, diese Gruppe, habe sie natürlich überall so hingestellt als Mädchen, die alles tut, haben Gerüchte über sie verbreitet, bei Klassenkameraden.“

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Die Identität von 15 mutmaßlichen Tätern wird ermittelt. Laut Aussage der inzwischen 13-Jährigen könnten noch weitaus mehr Jungen beteiligt gewesen sein. In den österreichischen Medien ist von bis zu 30 die Rede. Die bekannten Täter: alle zwischen 13 und 18 Jahren alt. Bislang muss sich allerdings nur einer wegen Vergewaltigung verantworten, die anderen wegen schwerem sexuellem Missbrauch. Aktuell befinden sich jedoch alle auf freiem Fuß. Eine schwierige Situation für die Familie.

Familie möchte einen Neuanfang

„Wir leben in Angst, unser Lebensmittelpunkt muss ein anderer werden. Wir planen einen Neuanfang in jeglicher Hinsicht“. Das Mädchen könne keinen Schritt allein nach draußen machen, „es ist die Hölle“. Unter anderem ist die Mutter besorgt, weil die mutmaßlichen Täter zurzeit wieder auf freiem Fuß sind. „Wir wissen nicht, was denen einfällt“, sagt sie. „Da ist ständige Aufpassen“, sie können als Familie nicht mehr frei leben.

Für ihre Tochter sei das Wichtigste, dass sie nun Ruhe habe. Außerdem solle sie nie das Gefühl bekommen, sie sei schuld an dem, was vorgefallen sei. „Das ist eine absolute Verhöhnung, sollte das irgendjemand so hinstellen. Bei so etwas ist niemand selbst schuld, in keinster Weise.“ (eon)

Wenn es in eurem Umfeld sexuellen Missbrauch von Kindern oder Jugendlichen gibt oder ihr selbst betroffen seid, findet ihr unter der Nummer 0800 – 22 55 530 oder unter www.hilfe-portal-missbrauch.de Menschen, mit denen ihr darüber sprechen könnt.