Gruppenvergewaltigung in Wien
Mutter: Wie ich vom Martyrium meiner Tochter (12) erfuhr
Ihr Kind ist durch die Hölle gegangen.
Über Monate hinweg soll die Tochter (12) einer Wienerin schwer sexuell missbraucht worden sein – von bis zu 17 Kindern, Jugendlichen und jungen Männern. Im Gespräch mit RTL berichtet die Mutter, wie sie vom Martyrium ihrer Tochter erfuhr – oben im Video.
Zwölfjährige war deutlich stiller als sonst

„Gespürt hat man schon länger, dass irgendwas nicht stimmt", sagt die Mutter im Gespräch mit RTL. „Das spürt man als Mutter einfach.“ Die Wienerin ist voll berufstätig und arbeitet als Angestellte. Mehr will sie über sich nicht verraten, sie möchte anonym bleiben.
Es habe eine Weile gedauert, herauszufinden, was mit ihrer Tochter los ist. „Sie war viel stiller als sonst, hat sich sofort in ihrem Zimmer eingeschlossen“, erinnert sich die Mutter. „Sie hat sehr nervös gewirkt, es war einfach irgendwas anders, sie ist in der Schule abgefallen.“ Die Zwölfjährige habe sich mehr und mehr verschlossen.
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Tochter der Wienerin fehlte oft in der Schule
Was die Wienerin nicht ahnte: Ihre Tochter fehlte offenbar oft in der Schule – zuhause sei sie aber weitgehend pünktlich aufgetaucht. „Irgendwann, nach ein paar Monaten, bin ich angerufen worden: 'Wissen Sie eigentlich, wie viel Fehlzeiten Ihr Kind hat?' Da war ich geschockt.“ Weshalb sie nicht früher davon erfahren habe, sei ihr „ein Rätsel“.
Über einen Freund erfuhr die Mutter, dass ihrer Tochter offenbar Schreckliches widerfahren ist. „Dann habe ich mit meiner Tochter gesprochen, und so ist das Ganze ins Rollen gekommen“, erzählt die Wienerin. „Im ersten Moment glaubt man das gar nicht. Man glaubt, man ist im falschen Film.“
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Gruppenvergewaltigung in Wien: Zwölfjährige offenbar mit Videos erpresst
Im Oktober 2023 habe die Zwölfjährige ihr „Stück für Stück“ die Geschichte erzählt. „Das so explizit nachfragen zu müssen, ist die Hölle“, sagt die Mutter. Die Gespräche seien sehr unangenehm gewesen, „aber natürlich auch erleichternd, weil sie endlich quasi mit der Sprache rausrücken konnte“. Sie habe gemerkt, „dass hier ein Stein vom Herzen gefallen ist, aber schwer war es trotzdem“.
Zwischen Februar und Juni 2023 soll die Zwölfjährige immer wieder sexuell genötigt und missbraucht worden sein. Unter den mutmaßlichen Tätern sind ein 19-Jähriger, zwölf Jungen zwischen 14 und 18 Jahren, zwei Unter-14-Jährige und zwei bislang Unbekannte. Sie sollen sich Videos der sexuellen Handlungen hin- und hergeschickt und die Schülerin damit erpresst haben.
Mutter will Videos vom Missbrauch nicht sehen

Ansehen würde sich die Mutter des Mädchens die Videos nicht. „Es reicht schon, dass meine Tochter gewisse Bilder nie wieder in ihrem ganzen Leben aus dem Kopf kriegen wird“, sagt sie. Mit Erlaubnis ihrer Tochter habe sie deren Aussage gelesen – aber nur einen Teil. „Die erste Seite habe ich begonnen zu lesen und nach einer halben Seite aufgehört", erzählt die Wienerin. „Weil ich mir gesagt habe: Nein, das tue ich mir nicht an.“ Zu ihrem Schutz und dem ihrer Tochter hätten die beiden auch nicht gemeinsam ausgesagt. „Die psychische Belastung ist so schon ein Wahnsinn. Und diese Bilder dann noch im Kopf zu haben oder eben vor der Mutter detailreich aussagen zu müssen – das wollten wir uns beide ersparen.“
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Missbrauchsopfer sieht sich oft Kinderfotos an
Wie geht es jetzt für die Schülerin weiter? „Wir versuchen so gut wie möglich unseren Alltag aufrechtzuerhalten“, sagt die Mutter. Doch man fühle sich „zuhause nicht mehr wohl“ und wolle „eigentlich nur noch raus“.
Ihre Tochter sehe sich jetzt sehr oft Kinderfotos an. „Mama, da habe ich noch nicht gewusst, was passieren wird“, sage die Zwölfjährige dazu. „Sie schwelgt, glaube ich, sehr in der Vergangenheit, wo sie eben nicht wusste, was auf sie zukommt.“ Was nun in dem Mädchen vorgehe, „kann man ja nur erahnen“. Dass ihre Tochter von dem Martyrium je komplett „geheilt werden kann“, ist für die Wienerin kaum vorstellbar.
Jetzt gehe es darum, ein neues Leben anzufangen. „Wir wollen Ruhe in unserem Leben haben, wollen weiter weg“, erzählt die Mutter. „Wir überlegen gerade, wie wir uns am besten Ruhe verschaffen können. Aber das ist alles nicht so einfach.“
Wenn es in eurem Umfeld sexuellen Missbrauch von Kindern oder Jugendlichen gibt oder ihr selbst betroffen seid, findet ihr unter der Nummer 0800 – 22 55 530 oder unter www.hilfe-portal-missbrauch.de Menschen, mit denen ihr darüber sprechen könnt.