„Mama, ich glaube, ich habe ein Baby im Bauch"

Morddrohungen, Schläge und sexuelle Übergriffe – Kinder jahrelang von Mitschülern gequält

Schulhof in Dänemark
An dieser Schule in Dänemark sollen jahrelang Kinder von Mitschülern missbraucht worden sein. (Quelle: Enex)
Enex

Ein Missbrauchsskandal erschüttert Dänemark!

Schüler im Alter von sechs bis elf Jahren sollen von einer Gruppe von Mitschülern geschlagen, gedemütigt und vergewaltigt worden sein – und das über Jahre. Die Eltern der betroffenen Kinder sind empört, weil ihnen die Schutzmaßnahmen zu lasch und die Täter noch immer auf der Schule sind.
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Kind mehrfach von Mitschülerin vergewaltigt

„Mama, ich glaube, ich habe ein Baby im Bauch", zitiert der dänische TV-Sender TV2, der den Skandal aufdeckte, eine Neunjährige. Das Zitat stammt vom Dezember 2022 – zuvor war das Kind an der Borup Skole in der Gemeinde Køge über ein Jahr lang mehrfach von einer gleichaltrigen Schülerin vergewaltigt worden. Weil es auch Morddrohungen erhielt, traute sich das Mädchen nicht, sich Erwachsenen anzuvertrauen. Krankenakten und Angaben der Eltern zufolge waren mehrere Kinder der Borup-Schule seit etwa zwei Jahren Drohungen, Gewalt und sexuellen Übergriffen durch eine Gruppe Gleichaltriger ausgesetzt. Die Polizei war laut TV2 darüber informiert, aber weil die Kinder noch so jung waren, fielen sie in den Aufgabenbereich der Sozialbehörden.

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„Begleitetes Pinkeln" soll vor Übergriffen schützen

Doch was nach Bekanntwerden der Fälle folgte, ist in den Augen der Eltern ein Witz: Die Kinder, die hinter den Misshandlungen stecken, besuchen die Schule noch immer. Und die Schulleitung führte zum Schutz der Kinder eine Art „begleitetes Pinkeln“ ein: Schüler dürfen nur noch zu zweit auf die Toilette gehen. Außerdem dürfen sie nicht mehr ohne Aufsicht spielen.
Eine empörte Gruppe von 75 Eltern hat sich mit einem Brief an die Schulleitung und die Gemeinde gewandt. Darin schildern sie ihre Sorge um die Sicherheit ihrer Kinder und fordern weitere Maßnahmen.

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Vor allem Mädchen waren Opfer

Obwohl die Taten mehrere Jahre zurückreichen, sorgen sie an der Borup-Schule erst seit den letzten Wochen für größeres Aufsehen. Zehn bis zwölf Eltern hätten sich bei ihm gemeldet, teilte Schulleiter Jakob Dalgas Anfang Februar mit. Vor allem Mädchen seien „grenzüberschreitendem Verhalten“ ausgesetzt gewesen. TV2 verzichtet „auch im Interesse der betroffenen Kinder und ihrer Familien“ darauf, Details des Missbrauchs zu schildern. Doch das von der Schulleitung genannte „grenzüberschreitende Verhalten“ umfasst nach Informationen des Senders unter anderen Morddrohungen, Bedrohungen mit einem Messer, Schläge mit Eisenrohren und sexuelle Übergriffe.

Kind wurde an Borup-Schule Teil des Fingers abgetrennt

Neben der vergewaltigten Neunjährigen nennt TV2 weitere Beispiele für Misshandlungen an der Borup-Schule:

Ein Kind musste sich seiner Mutter zufolge auf der Schultoilette ausziehen und wurde geschlagen und beschimpft. Dann wurde das Kind gezwungen, andere zu schlagen, um nicht selbst weiter geschlagen zu werden. An der Borup-Schule wurde sogar einem Kind ein Teil des Fingers abgetrennt. Dessen Mutter erzählte dem Sender, ein Mitschüler habe ein Skateboard auf den Kopf ihres Kindes geworfen, das dann den Finger getroffen und schwer verletzt habe.

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Eltern haben Angst, ihre Kinder zur Schule zu schicken

Mit ihrem Brief wollen die Eltern erreichen, dass die Schulleitung die Misshandlungen endlich ernst nimmt. Sie fühlten sich zudem schlecht informiert und hätten Angst, ihre Kinder zur Schule zu schicken, erzählen sie TV2. „Wir sind sehr besorgt und können nicht akzeptieren, dass unsere Kinder in der Schule nicht sicher sind", heißt es in dem Schreiben unter anderem. Und: „Wir bitten die Schulleitung dringend, alle Maßnahmen zu ergreifen, um unsere Kinder vor solch schweren Verbrechen zu schützen, wie sie seit mehr als einem Jahr an der Borup-Schule geschehen."

Misshandlungen an Borup-Schule in der Gemeinde Køge gehen weiter

Schule und Gemeinde lehnten ein Interview mit dem Sender ab. In einer schriftlichen Stellungnahme versichert die Gemeinde Køge lediglich, Schulleitung und Behörden täten „alles, was sie können, um die betroffenen Kinder und Familien zu unterstützen". Schulleiter Jakob Dalgas erklärt in seinem Schreiben von Anfang Februar: „Ich bin der Meinung, dass man seine Kinder bedenkenlos zur Schule schicken kann."

Offenbar gehen die Misshandlungen an der Borup-Schule aber weiter: Erst vor einer Woche sei ein Schüler mit dem Kopf gegen die Wand geschleudert und von derselben Gruppe von Kindern mit dem Tode bedroht worden, erzählen Eltern TV2. Die Eltern betonen, sie wollen nicht einfach jenen Kindern die Schuld geben, die den Missbrauch begehen. Doch die Schule müsse dafür sorgen, dass es gar nicht erst dazu kommt.