Vor allem Männer betroffen - aber nicht nur wegen der Ernährung
Höllenschmerzen! Mann (43) erleidet plötzlich Gichtanfall - was die Gene damit zu tun haben
Viele denken: Gicht haben nur ältere Männer - und die Krankheit kommt nur durch schlechte Ernährung.
Weit gefehlt! Tatsächlich erkranken auch jüngere Menschen, die sehr gesund leben, an der Stoffwechselerkrankung. Denn Gicht kann auch genetische Ursachen haben, wie der Fall in unserem Video zeigt. Medizin-Experte Dr. Christoph Specht erklärt hier, was dann hilft.
„Konnte nicht mal mehr die Bettdecke ertragen“
Matthias Wuttke ist schlank, sportlich, lebt gesund. Trotzdem erleidet der 43-Jährige vor fünf Jahren nach einem Grillabend mit Freunden einen Gichtanfall. „Eines Nachts lag ich in meinem Bett und hatte starke Schmerzen in meiner rechten Großzehe. So stark, dass ich noch nicht mal die Bettdecke mehr ertragen konnte“, erzählt er RTL.
Der Grund für den Anfall: zu hohe Harnsäurewerte. „Harnsäure lagert sich quasi ab und dann kommt es zu dieser massiven Entzündungsreaktion, die auch wirklich sehr rasch auftritt“, erklärt Professor Reinhard Edmund Voll von der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie an der Uniklinik Freiburg.
In Deutschland sind etwa eine Million Menschen an Gicht erkrankt. Risikofaktoren sind Übergewicht und eine ungesunde Ernährung mit viel Fleisch und Alkohol. Dass Matthias Wuttke trotz seines gesunden Lebensstils betroffen ist, hat mit seiner DNA zu tun. Im Video erklärt Professorin Anna Köttgen vom Institut für Genetische Epidemiologie der Uni Freiburg, wie sich eine Veranlagung auswirkt.
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RTL-Medizinexperte: Lebenslang Allopurinol muss nicht unbedingt sein
„Wenn die Harnsäure zu hoch ist und bereits ein Gichtanfall existiert, dann muss der Patient unbedingt das Medikament Allopurinol nehmen, hat man früher gesagt“, erklärt Medizin-Experte Dr. Christoph Specht bei RTL. „Und das für die ganze Zeit, weil Allopurinol tatsächlich die Harnsäure-Werte herunterreguliert.“
Heute sei die Medizin da viel zurückhaltender. Denn: Bei vielen, die einen Gichtanfall erleiden, bleibt es auch dabei – es kommt nicht zu einem zweiten. Außerdem wisse man mittlerweile aus der Forschung, dass ein hoher Harnsäure-Wert nicht automatisch zur Gicht führe, so der Arzt. „Viele Menschen bekommen also immer noch lebenslang Allopurinol, aber müssten es vielleicht nicht wirklich.“ Sein Ratschlag: Das Gespräch mit dem Hausarzt suchen, ob es wirklich nötig ist.

Genetische Veranlagung eher sehr selten
Gichtanfälle aufgrund einer genetischen Veranlagung, wie bei Matthias Wuttke, seien aber relativ selten, erklärt Specht. „Wenn die vorliegt, kann der Betroffene tatsächlich nichts dagegen tun, dann hat man einfach einen erhöhten Wert“, so Specht. „Dann kann man nur schauen, dass man über die Nahrung nicht noch mehr Purine, die die hohe Harnsäure verursachen, zu sich nimmt.“ Betroffene müssen deswegen vor allem alkoholische Getränke, Innereien, Fleisch, Fisch und Hülsenfrüchte meiden.
Durch die Ernährung sind tatsächlich mehr Männer als Frauen betroffen. „Ganz vorn ist das Fleisch und auch die Innereien. Häufiger Klassiker: Es wurde gut geschlemmt, es gab vielleicht auch Innereien. Oder es gab Fisch und dazu gab es noch genügend Alkohol. Und am nächsten Morgen oder nächsten Tagen, dann glüht der Zeh“, sagt der Präventionsmediziner.