Störung des Purinstoffwechsels
Gesundheitslexikon: Gicht (Hyperurikämie, Gichtanfall)
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Was ist Gicht?
Gicht ist eine Erkrankung, die unbehandelt zu Gelenkentzündungen durch zu viel Harnsäure im Blut (medizinisch: Hyperurikämie) führt. Diese setzt sich als Harnsäurekristalle in den Gelenken und Schleimbeuteln ab. Die Krankheit wird zum rheumatischen Formenkreis gezählt, im entzündlichen Stadium wird sie auch als Arthritis urica bezeichnet. Es handelt sich um eine Stoffwechselstörung, die lange Zeit als Wohlstandskrankheit galt, weil sie in Regionen mit einem höheren Lebensstandard und bei den Reichen häufiger auftritt. Der Volksmund gab ihr vor mehreren hundert Jahren den Namen Zipperlein.
Wie kann es zu einem Gichtanfall kommen?
Harnsäure wird während des Abbaus von Purinen gebildet. Sie sind Bausteine der Nukleinsäuren und in jeder Zelle in der Erbinformation ( DNA und RNA) enthalten. Die Harnsäure wird zum größten Teil mit dem Urin ausgeschieden. Eine zweite Harnsäurequelle stellt die Nahrung dar. Fleisch, Wurst und Innereien gehören zu den purinreichen Lebensmitteln. Ist zu viel Purin in der Nahrung, wird die Menge an Harnsäure überschritten, die über die Niere ausgeschieden werden kann. Gehen außergewöhnlich viele Zellen unter oder die Niere scheidet zu wenig aus, steigt ebenfalls der Harnsäurespiegel im Blut. Eine verringerte Ausscheidung über die Niere ist häufig angeboren.
Symptome einer Hyperurikämie
Auffällig werden zunächst erhöhte Harnsäurewerte im Blut, ohne dass die Betroffenen Schmerzen plagen. Diese sogenannte asymptomatische Phase kann sich über mehrere Jahre, mitunter sogar Jahrzehnte erstrecken. Die Harnsäurespiegel steigen immer weiter an, bis es zu einem Gichtanfall kommt. Dieser zeigt sich plötzlich und zunächst in einem einzigen Gelenk, überwiegend im großen Zeh. Die Patienten spüren in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden eine heftige Schmerzattacke. Das Gelenk ist gerötet, geschwollen und äußerst schmerzempfindlich. Dieser Zustand dauert einige Tage an und wiederholt sich ohne Behandlung in immer kürzeren Abständen. Schließlich führt er ohne Therapie zu Bewegungseinschränkungen. Wenn sich die Harnsäurekristalle bei einer chronischen Gicht zusammenlagern, können sie sichtbare Knötchen (Gicht-Tophi) in den Gelenken oder in der Ohrmuschel bilden.
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Wie kann Gicht diagnostiziert werden?
Zunächst fallen die erhöhten Harnsäurespiegel bei einer turnusmäßigen Blutuntersuchung auf. Der Arzt wird Sie fragen, ob in der Familie bereits Gichtfälle bekannt sind, da genetische Veranlagung die Krankheit begünstigt. Liegt ein schmerzhafter akuter Gichtanfall vor, gelingt es dem Arzt, durch das charakteristische Beschwerdebild die zutreffende Diagnose zu stellen. In diesem Stadium können sich die Harnsäurewerte im Blut durch das Auskristallisieren wieder normalisiert haben. Deshalb werden die Messungen in bestimmten Zeitabständen wiederholt. Hinweise auf die Erkrankung finden sich in den Parametern, die sich während einer Entzündung verändern: Die Leukozytenwerte, die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und das C-reaktive Protein (CRP) sind erhöht. Nur in Ausnahmefällen ist es notwendig, die Diagnose durch die Entnahme von Gelenkflüssigkeit und den mikroskopischen Nachweis von Harnsäurekristallen darin zu sichern.
Behandlung von Gicht
Um Gichtanfälle zu verhindern, muss die Harnsäurekonzentration verringert werden. Purinarme Diäten (wenig Fleisch, stattdessen Milchprodukte, Eier, Kartoffeln, Obst und Gemüse, außer Spinat und Rosenkohl) und der Verzicht auf Alkohol sind der beste Weg dahin. Zusätzlich lässt sich der Harnsäurespiegel durch Medikamente wie Allopurinol und Wirkstoffe, die die Harnsäureausscheidung fördern (Urikosurika), senken. Entzündungshemmende Medikamente (Antiphlogistika) lindern die Schmerzen während eines Gichtanfalls.
Vorbeugung gegen Gicht
Nicht aus jeder Hyperurikämie entwickelt sich Gicht. Meist liegt eine erbliche Veranlagung vor, gegen die es keine hundertprozentige Vorbeugung gibt. Eine Ernährungsumstellung und Alkoholverzicht können jedoch Gichtanfälle und einen chronischen Verlauf verhindern. Hyperurikämie ist selten ein isolierter Befund. Häufig werden zusätzlich ein Typ-2-Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck festgestellt, die Risikofaktoren für Gicht darstellen.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen. Er enthält nur allgemeine Hinweise und darf daher keinesfalls zu einer Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung herangezogen werden.