„Die Süßigkeiten als Lockmittel haben ausgedient“Horrorszenario Entführung! Kinder richtig aufklären - das rät die Expertin

Eine Entführung ist der Albtraum aller Eltern. Die Vorstellung, dass das eigene Kind mit einem Fremden verschwindet – kaum aushaltbar.
Die Berichte über den Dresdner Kinderfänger versetzten Eltern Anfang der Woche in Angst und Schrecken. Und auch wenn sich dieses Szenario letztendlich als Lüge herausstellte: Kindesentführungen kommen immer wieder vor. Umso wichtiger ist es, dass Eltern wissen, wie sie ihre Kinder am besten auf die potenzielle Gefahr vorbereiten können, ohne ihnen dabei Angst einzujagen.
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Expertin weiß: Kinder verstehen die Warnung schon früh
Doch bevor es an die Beantwortung des „Wie“ geht, gilt es, noch eine andere Frage zu klären: Ab welchem Alter sind Kinder bereit, über das Thema Entführung aufgeklärt zu werden? Die Psychologische Beraterin Ruth Marquardt hat dazu eine klare Vorstellung, wie sie im Gespräch mit RTL verrät: „Ein guter Zeitpunkt ist in etwa das Vorschulalter.“ Heißt: Schon zwischen vier und sechs Jahren sei es Kindern möglich, die Wichtigkeit hinter der Aufforderung zu verstehen, nicht mit Menschen mitzugehen, die sie nicht kennen.
Wichtig sei es, bei einem solchen Gespräch keine Angst zu schüren. Und hier kommt das „Wie“ ins Spiel: Wie spricht man solch ein sensibles Thema bei Kindern an, wo man sich doch wünscht, dass sie der Welt furchtlos begegnen?
Tierbabies und verunfallte Eltern: Entführer wollen das Vertrauen der Kinder mit allen Mitteln zu gewinnen
„Wir können unseren Kindern ganz einfach erklären, dass sie nicht mit Menschen mitgehen sollen, die sie nicht kennen.“ Ganz egal wie nett diese Menschen auch sein mögen und was sie einem auch erzählen oder versprechen würden.
Zu den heute verbreiteten Lockmitteln gehören laut Marquardt:
Geschichten von Hunde- oder Katzenbabies im Auto.
oderden Eltern sei etwas passiert – man hole das Kind ab um es zu ihnen zu fahren.
„Die Süßigkeiten als Lockmittel für Kinder haben heutzutage eher ausgedient.“ Wichtig sei es, den Kindern klarzumachen, dass es Menschen gebe, die sehr freundlich seien, aber dennoch Böses wollten. „Genau das können wir unseren Kindern erklären“, so Marquardt.
Geheimnis ist nicht gleich Geheimnis: Dieser Unterschied sorgt für Sicherheit
Da es ein beliebtes Mittel von Tätern sei, mit Geheimnissen Druck aufbauen, sollten Eltern außerdem den Unterschied zwischen guten Geheimnissen („Ich habe für Mama ein Geschenk zu Weihnachten gebastelt“) und schlechten Geheimnissen („Wenn wir miteinander die Baby-Katzen anschauen, darfst du das niemandem verraten“) mit ihren Kindern besprechen. „Schlechte Geheimnisse sind diejenigen, die sich für das Kind schlecht anfühlen, bei denen es merkt, dass es ein ungutes Gefühl hat.“ Für diese gelte es, eine Vereinbarung zu treffen: Solche Geheimnisse dürften immer an die Eltern oder andere Vertrauenspersonen „verraten werden“.
Ein zusätzlicher Tipp der Expertin: Sind Eltern sehr unsicher, wie sie das Thema bei ihren Kindern ansprechen sollen, bietet es sich an, Kinderbücher zum Thema dazuzunehmen. Eine weitere Idee: Im Kindergarten anregen, dass das Thema dort behandelt wird.
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Vorsicht ist besser als Nachsicht: Machen Sie es Entführern möglichst schwer!
Doch wie gut man seine Kinder auch aufgeklärt hat – zusätzliche Maßnahmen, die es einem potenziellen Entführer so schwer wie nur möglich machen, sollte man nicht außer Acht lassen. Dazu gehört:
Wenn möglich sollten Kinder nicht alleine sondern in einer Gruppe laufen.
Lasst eure Kinder außerdem nicht auf einsamen Strecken laufen, sondern in belebteren Zonen, in denen Hilferufe im Ernstfall auch gehört werden können.
Eine Trillerpfeife um den Hals kann Kindern im Notfall helfen, auf sich aufmerksam zu machen.
Zeigt euren Kindern Fluchtorte, zu denen sie laufen können, wenn sie von fremden Personen angesprochen oder bedrängt werden – dazu gehören zum Beispiel Supermärkte, Friseure, Poststellen oder Apotheken.
Außerdem sollten die Namen eurer Kinder nicht auf einsehbaren Stellen stehen (wie am Schulranzen, an Sportbeuteln etc.). Potenzielle Entführer könnten eure Kinder sonst sofort mit Namen ansprechen und Vertrauen erwecken.
Und zu guter Letzt: Ein gesundes Selbstbewusstsein kann Kinder im Ernstfall retten. Das weiß auch Ruth Marqurdt. Sie erklärt: „Selbstbewusste und aufgeweckte Kinder werden seltener Opfer von Entführung oder Übergriffen.“ Das liege daran, dass Kinder, die sich per se nichts gefallen lassen aus Tätersicht als schwierige Beute wahrgenommen werden.
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