Nach Gruppenvergewaltigung im Görlitzer Park Berlin - wie sicher sind wir noch?

Gewerkschaft der Polizei Berlin: Zulauf von Leuten aus patriarchalischen Strukturen spielt eine Rolle

Nach Gruppenvergewaltigung im Görlitzer Park: Wie sicher ist Berlin?
GdP-Sprecher Benjamin Jendro: Man muss hier [in Berlin] keine Angst haben
imago images / GdP
von Cathleen Bergholz und Kathrin Gräbener

Traurige Wahrheit in Berlin!
Die Fälle von sexuellen Übergriffen in der Hauptstadt nehmen zu. Das bestätigt auch Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Berlin, im Interview mit RTL. Aber er betont auch: „Wir sollten uns nicht immer blenden lassen. Wir leben ja nicht in Bogota“. Was Jendro damit meint: Wer in Kriminalitätshotsspots wie den Görlitzer Park in Berlin geht, muss keine Angst haben, dort nicht wieder gesund herauszukommen. Dennoch: Erst im Juni ist dort zu einer Gruppenvergewaltigung einer 27-jährigen gekommen.

Jendro: "Grundsätzlich haben wir keine No Go Areas in der Hauptstadt"

Dabei war die junge Frau nicht allein unterwegs: Ihr Freund begleitete sie und musste alles mit ansehen.

Taten wie diese will Benjamin Jendro nicht wegreden. Ihm sei bewusst: Es gibt verschiedene Orte in der Stadt, „wo man prinzipiell auch verstärkt Opfer einer Straftat werden kann.“ „Es passieren Kapitaldelikte.“, so der Sprecher. „Und es gibt kein Kriminalitätsphänomen, was wir nicht auch auf den Straßen in Berlin erleben.“ So auch im Görlitzer Park. „Der Görlitzer Park ist ja seit Jahrzehnten Kriminalitäts-Hotspot und da werden Straftaten begangen.[...] Das heißt Raub, Straftaten, das heißt Körperverletzungen oder eben Sexualdelikte.“, so Jendro.

Dennoch hält Jendro an der These fest, dass wir keine No Go Areas in der Hauptstadt haben. „Und das ist auch nicht Sodom und Gomorra auf unseren Straße.“

Im Video: Vergewaltigungsopfer soll Untersuchungskosten zahlen

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Wunsch nach mehr Polizeipräsenz sei unrealistisch

Nichtsdestotrotz fordert der GdP-Sprecher die Politik und Bezirke dazu auf, die Ängste der Bürgerinnen und Bürger wahrzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu tätigen. "Im Görlitzer Park ist der Bezirk seit Jahrzehnten untätig! [...] Hier müssen alle Behörden, das heißt auch die Justiz, auch der Bezirk müssen erst mal ihren Aufgaben nachkommen“, so Jendro.

Mehr Polizeipräsenz, wie sie sich viele Hauptstädter wie auch RTL-Reporterin Franca Pörsch wünschen, sei nicht die Lösung. „Man kann immer sehr, sehr schnell nach Polizei rufen, das ist aber nicht realistisch“, so Jendro. Es fehlen Beamte an allen Ecken, nicht nur im Görlitzer Park. “Wir bräuchten heute schon 3000 Polizisten mehr. Aber die wachsen eben nicht auf Bäumen . Wir müssen die ausbilden und wir müssen sie erst mal finden“, erklärt er das Problem.

 Polizeibeamte kontrollieren mit einer Hundertschaft im und um den Görlitzer Park in Berlin Kreuzberg mutmaßliche Dealer, um den Drogenhandel einzudämmen. Drogenkontrolle Görlitzer Park
Symbolbild: Polizeibeamte kontrollieren mit einer Hundertschaft im und um den Görlitzer Park in Berlin Kreuzberg mutmaßliche Dealer
www.imago-images.de, imago images/Christian Mang, imago stock&people via www.imago-images.de

Außerdem würde Polizeipräsenz allein das Problem mit Sexualstraftätern nicht lösen. Ebenso wenig wie die von Dregger geforderte Videoüberwachung. „Es ist nur ein Ansatz“, so Jendro. Vielmehr spricht er sich für einen privaten Sicherheitsdienst aus, der nachts durchgreift. „Jeder Mensch ist immer noch besser ist als eine Kamera“, begründet er seine Entscheidung.

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Gründe für steigende Sexualstraftaten

Vorantwortlich für die steigenden Sexualstraftaten in Berlin sind laut Benjamin Jendro vor allem zwei Dinge: Zum einen gibt es ein höheres Anzeigeverhalten. Sprich, Opfer sprechen mehr als früher noch über Übergriffe. Und zum Anderen sei der gesellschaftliche Wandel Schuld. „Da spielt eben auch ein Migrationshintergrund mitunter eine Rolle“, erklärt der GdP-Sprecher und fügt hinzu: „Wir haben einen großen Zulauf von Leuten, die aus Kulturen kommen, wo wir sehr patriarchalische Strukturen haben. Und wir erleben eben auch hier seit Jahrzehnten, dass Frauen aus diesen patriarchalischen Strukturen ausbrechen. Das heißt, sich eben nicht mehr andere Sachen gefallen lassen und Männer, die häufig die Täter sind bei Sexualstraftaten, da ein Problem haben, ihren sogenannten Besitzstand dann auch aufzugeben. Und das prallt aufeinander.“