Wichtige Entdeckung!
Forscher stellen neuen Risikofaktor für erneuten Schlaganfall fest
Die Deutschen bewegen sich viel zu wenig. Die Corona-Pandemie hat hier nicht zur Besserung beigetragen. Im Gegenteil: Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe sieht die Pandemie für diese Entwicklung als Brandbeschleuniger an. Umso wichtiger ist es, möglichst die Risikofaktoren für Schlaganfälle, die man vermeiden kann, aus dem Alltag zu verbannen. Ein Forschungsteam hat nun Erkenntnisse zu einem neuen Risikofaktor für erneute Schlaganfälle gewonnen.
Schlaganfall: Risiko für weiteren Apoplex steigt durch komplizierte Plaques in Halsschlagader
Vor allem sogenannte komplizierte Plaques in der Halsschlagader seien ein wichtiger Risikofaktor für einen zweiten Schlaganfall. Das hat ein Team von Medizinerinnen und Medizinern des LMU Klinikums München unter Leitung von Prof. Dr. Martin Dichgans und Prof. Dr. Tobias Saam in einer aktuellen Studie herausgefunden. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift „Journal of the American College of Cardiology“ veröffentlicht.
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Mediziner der LMU München beschreiben Schlaganfälle als weltweit wachsendes Problem
Laut einer aktuellen Mitteilung des Klinikums der Universität München ist der Schlaganfall als medizinischer Notfall weltweit ein wachsendes Problem.
Das Team des LMU Klinikums hatte zusammen mit weiteren Experten von den Universitäten Freiburg und Tübingen sowie der Technischen Universität München schon 2020 von den komplizierten Plaques in der Halsschlagader berichtet, die als Risikofaktor für einen weiteren Schlaganfall gelten. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden auch im „Journal of the American College of Cardiology“ veröffentlicht.
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Schlaganfall: Zweithäufigste Todesursache in Deutschland
Allein in Deutschland bekommen jedes Jahr 260.000 bis 280.000 Menschen einen Schlaganfall, laut den Experten also alle zwei bis drei Minuten. Ein Schlaganfall ist die häufigste Ursache von bleibenden Behinderungen und nach dem Herzinfarkt die zweithäufigste Todesursache. Leider bleibt außerdem in bis zu 30 Prozent der Fälle der Grund für den Schlaganfall selbst bei ausführlicher Diagnostik unklar.
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Bestimmte Plaques fördern erneute Durchblutungsstörung des Gehirns
Die gefährlichen Ablagerungen (Plaques) an den Innenwänden der Blutgefäße bestehen aus Fetten und Entzündungszellen, die wiederum von einer Außenhülle (Kappe) umgeben sind. Dort, wo die Plaques entstehen, verengen sie nach und nach die Blutgefäße. Es können sich jedoch auch Plaque-Bestandteile ablösen, die über die Blutgefäße ins Gehirn wandern und dort die Gefäße verstopfen. Dadurch stirbt das umliegende Gewebe ab, es kommt zu Sauerstoffmangel und dann zu den Symptomen eines Schlaganfalls.
Patienten mit komplizierten Plaques haben zweifach erhöhtes Risiko für erneuten Schlaganfall
In der Studie haben die Ärztinnen und Ärzte jetzt 196 Patienten untersucht, die bereits einen Schlaganfall hatten. Über drei Jahre hinweg wurde ihr Schicksal verfolgt. Die Frage des Experten-Teams: Welche Probanden würden wieder eine Durchblutungsstörung des Gehirns bekommen – und könnten die „komplizierten Plaques“ eine der Ursachen dafür sein?
Insgesamt sind 144 Patientinnen und Patienten bis zum Ende der drei Jahre dabeigeblieben. Teilweise flossen aber auch Daten der bereits ausgestiegenen Probanden in die Auswertung ein, beispielsweise, wenn sie schon nach einem Jahr wieder einen Schlaganfall bekamen und sie dann nicht mehr an der Studie teilnehmen konnten oder wollten. Dabei hat sich gezeigt, dass Patientinnen und Patienten mit komplizierten Plaques gegenüber den Probanden ohne komplizierte Plaques ein zweifach erhöhtes Risiko für einen erneuten Schlaganfall haben.
Schlaganfall-Patienten in Deutschland werden von Studien-Erkenntnissen profitieren
Nun steht die Frage im Raum, ob betroffene Schlaganfall-Patienten andere Medikamente bekommen sollten. Und: Müssen diese Menschen anders behandelt werden?
Um diese Fragen zu klären, planen die LMU-Ärztinnen und -Ärzte eine weitere Studie. Eine Operationsmethode zur Entfernung der komplizierten Plaques gibt es schon. Sie wird bislang bei Patienten genutzt, die mit Blutgefäßen, die um mehr als 50 Prozent verengt sind, zum Arzt kommen. Von den Erkenntnissen der Forscher könnten in Deutschland sehr viele Schlaganfall-Patienten profitieren. (mjä)