US-Lehrerin entlassen, weil sie Kindern Michelangelos David-Statue zeigte

"Kunst mit Pornografie zu verwechseln, ist lächerlich": Florenz lädt Eltern und Schüler aus Florida ein

David
David-Skulptur von Michelangelo

Von Ulrich Vonstein

Eine Schulleiterin muss gehen, weil sie ihren Zöglingen ein berühmtes Kunstwerk zeigt. Stein des Anstoßes: Die David-Statue von Michelangelo ist nackt. „Pornografie!“, schreien empörte Eltern auf und veranlassen den Rauswurf der Lehrerin. Das ist nicht in Afghanistan unter Herrschaft der Taliban passiert und auch nicht im vorigen Jahrhundert, sondern aktuell in den USA. Dem sogenannten „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Florenz, die italienische Heimat der weltbekannten Statue, reagiert jetzt auf den Vorfall.

Museums-Chefin: "Inhalt der Bibel, westliche Kultur und Renaissance-Kunst nicht verstanden“

Cecilie Hollberg
Museumschefin Cecilie Hollberg in der Galleria dell’Accademia. Foto: Sergio Garbari/Galleria dell’Accademia/dpa
deutsche presse agentur

Wie das Magazin „Spiegel“ berichtet, lädt das Museum Galleria dell'Accademia eine Schulklasse aus Florida in die italienische Stadt ein. „Zu denken, dass der David pornografisch sein könnte, bedeutet, den Inhalt der Bibel, die westliche Kultur und die Kunst der Renaissance nicht zu verstehen“, so Cecilie Hollberg, Direktorin der Akademie.

Sie betonte dem Bericht zufolge zugleich, dass die Eltern der Schule in Florida nicht repräsentativ für Amerikaner seien. Viele Besucher aus den USA liebten die Statue, machten Selfies mit ihr und würden die Schönheit des Kunstwerks bewundern.

Florida: Schulbehörde zwingt Rektorin zum Rücktritt

Am Wochenende war bekannt geworden, dass die Direktorin einer Schule in Tallahassee im US-Bundesstaat Florida zum Rücktritt gezwungen wurde. Eltern hatten sie bei der Schulbehörde angezeigt, weil sie elf- und zwölfjährigen Kindern Bilder der Statue gezeigt habe, berichteten US-Medien.

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Dieses Unterrichtsmaterial sei pornografisch, so der Vorwurf. Ein Kollege der Schulleiterin sei gezwungen worden, eine Petition gegen ihre Entlassung aus dem Netz zu nehmen, heißt es den Berichten zufolge weiter.

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Das Vorgehen der US-Behörde löste Empörung aus. Dario Nardella, Bürgermeister von Florenz twitterte, „Kunst mit Pornografie zu verwechseln, ist einfach lächerlich.“

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FILE PHOTO: Florida Governor Ron DeSantis greets attendees and signs books after his remarks as he makes his first trip to the early voting state of Iowa for a book tour stop at the Iowa State Fairgrounds in Des Moines, Iowa, U.S. March 10, 2023. REU
Floridas Governor Ron DeSantis
/FW1F/Lincoln Feast, REUTERS, JONATHAN ERNST

Wie der „Spiegel“ weiter schreibt, sei die Entscheidung allerdings nicht wirklich überraschend. Der republikanische Gouverneur Ron DeSantis, habe „Lehrfreiheit“ in den Schulen des Staates stark eingeschränkt. So sollten Kinder im Unterricht nichts mehr über Rassismus erfahren.

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Zudem hatte DeSantis, der als möglicher Präsidentschaftskandidat der Republikaner gilt, Unterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität an Grundschulen verboten. Angeblich soll dieses Verbot auf alle Schulen ausgeweitet werden.