"Don't say gay"-Gesetz in Florida gilt ab 1. Juli

Gespräche über sexuelle Orientierung: Bis zur 3. Klasse bald verboten!

von Hanna Klouth

Ab dem ersten Juli gilt in Floridas Schulen ein neues Gesetz. Gouverneur Ron DeSantis nennt es das “Parental Rights in Education”-Bill. Gegner nennen es nur “Don’t say gay” also das “Sag nicht homosexuell”-Gesetz.
Denn von der Vorschule bis einschließlich dritten Klasse verbietet das Gesetz zukünftig im Unterricht, über sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentitäten zu sprechen. Wörter wie schwul, lesbisch oder trans seien somit verboten, sagen Gegner des Gesetzes.

Viele Schulen wissen nicht, was auf sie zukommt

“Es ist einfach ein dummes Gesetz” - Sawyer Robbins, aus der Nähe von Tampa Florida, hat - obwohl er erst acht Jahre alt ist - eine ganz klare Meinung zum neuen Gesetz. “Es ist unfair”, pflichtet ihm seine 10-jährige Schwester Charlotte bei, “Andere Kinder, deren Eltern heterosexuell sind, können über ihre Eltern reden und wir nicht?”. Die beiden sind in der Schule immer ganz offen damit umgegangen, dass sie zwei Mütter haben - Mutter Kallie und deren Partnerin Bethany. Ab dem nächsten Schuljahr sind sie sich da nicht mehr so sicher, was sie dürfen und was nicht.

Diese Verunsicherung ist genau das Problem, sagen Gegner des Gesetzes wie Scott Galvin, Geschäftsführer der Organisation “Safe Schools South Florida”. Denn die Wörter gay, bi oder trans werden im Gesetzestext gar nicht explizit erwähnt. Viele Schulen wissen gar nicht, was genau auf sie zukommt - Lehrer, Schüler verunsichert.

“Natürlich interpretieren viele Leute das Sprechen über sexuelle Orientierung als Sexualkunde, und einige interpretieren das absichtlich falsch, weil sie das wollen, aber natürlich spricht niemand im Kindergarten mit Kindern über Sex.”, erklärt Scott Galvin.

"Wird unweigerlich dazu führen, dass LGBT-Jugendliche schrecklich behandelt werden”

Doch Befürworter des Gesetzes, wie Floridas Gouverneur DeSantis, glauben, dass alleine das Sprechen über sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentitäten bei Kindern “Zweifel säen”. Eltern würden das nicht wollen, erklärte er bei einer Pressekonferenz. Im Gesetz gehe es einzig und allein darum, dass Eltern das Recht zustehe, zu wissen was ihren Kindern unterrichtet werde und was in ihrem Kind vorgehe. Das Gesetz gibt ihnen nämlich auch das Recht die Schule zu verklagen.

Und genau dieser Part ist es, der die Freunde Maxx Fenning und CJ Walden die Auswirkungen des Gesetzes fürchten lässt. Beide engagieren sich seit Jahren in der LGBTIQ+-Community. Mit ihrer Organisation PRISM stellen sie Jugendlichen Infos über die Community zur Verfügung und wollen so eine Stütze sein.

“Das sendet die Botschaft, dass diese Diskussion allein über unsere Existenz unangemessen ist,” erzählt Maxx. “Das stigmatisiert unsere Identität, unsere Gemeinschaft und wird unweigerlich dazu führen, dass LGBT-Jugendliche schrecklich behandelt werden.” Und CJ fuegt hinzu:

“Als ich mein Coming-Out hatte, bin ich gemobbt worden, es war erschreckend. Und für die Schüler, die nicht das Glück haben, wie ich unterstützende Eltern zu haben, Schulen sind deren Sicherheitsnetz - dort können sie mit Lehrern reden, dem Vertrauenslehrer. Dieses Gesetz bedroht dieses Sicherheitsnetz. Denn der Lehrer muss sie nun bei den Eltern outen, auch wenn die homophob sind.”

LGBTIQ+-Kinder werden explizit ausgegrenzt, befürchten sie und ihnen werde all die Hilfe und Unterstützung genommen durch dieses Gesetz.

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Mehr als 12 weitere Staaten prüfen ähnliche Gesetze

Ein Kulturkampf, ausgetragen auf dem Rücken der Kinder. Aus nur einem einzigen Grund sagen Gegner wie Scott Galvin: DeSantis will sich schon jetzt fürs Rennen ums Präsidentenamt in Position bringen. “Es ist ein politisch kalkulierter, zielgerichteter Schritt. Die Uhr zurückzudrehen wenn es um Minderheitenrechte in diesem Land geht, das ist eine zielgerichtete Sache und wird Kinder zu Tode verwirren und einige Erwachsene wie mich erschrecken, weil ich erinnere mich noch, wie es vor 50 Jahren aussah, als wir gar keine Rechte hatten.”

Mittlerweile prüfen mehr als 12 weitere Staaten ähnliche Gesetze zu verabschieden. Ein Kulturkampf, der sich nicht nur durch Floridas Klassenzimmer zieht, sondern durchs ganze Land.

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