Flixbus fährt wiederNächster Halt Kriegsgebiet: Diese 21-jährige Ukrainerin steigt in den Fernbus nach Kiew - aus Liebe
Es ist eine Reise, die man sicher nicht leichtfertig antritt: Seit Montag ist es wieder möglich mit dem Fernbus von Berlin in nach Kiew zu fahren. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar war diese Verbindung eingestellt gewesen – aus Sicherheitsgründen. Jetzt fahren die Busse wieder, doch wer tritt so eine Reise ins Ungewisse an?
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Alicia Zell reist in die Ukraine - für einen besonderen Anlass
Alicia Zell ist 21 Jahre alt, studiert eigentlich Jazzgesang in Kiew und ist vor ein paar Woche aus der Ukraine nach Berlin geflüchtet. Am Montag steht sie nun mit einer Handvoll anderer Reisender am ZOB Berlin und wartet auf ihren Fernbus. Ihr Ziel: Die ukrainische Hauptstadt Kiew. Nur mit einem Rucksack über der Schulter tritt sie die Reise in ihr Heimatland an – aus Liebe.
„Mein Freund hat Geburtstag, ich möchte ihm gratulieren“, erklärt sie im Interview mit RTL. Es sei ihr sehr wichtig, das persönlich zu tun: „Momentan weiß man leider nie, wann man diese Menschen das letzte Mal sieht. Deshalb, wenn es eine Möglichkeit gibt, solange es einigermaßen ruhig ist, sollte man sie nutzen und seine sehr nahen Menschen noch einmal sehen.“
Zuvor hatte sie sich bei ihrer Flucht aus der Ukraine von ihrem Freund an der Grenze trennen müssen – Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren dürfen das Land nicht verlassen, da sie die Ukraine gegen die russischen Truppen verteidigen sollen.

Trotz Sorge überwiegt die Vorfreude
Dass auch ihre Rückkehr in die Ukraine nicht gefahrlos ist, ist Alicia Zell bewusst: „Es gibt schon eine Gefahr. Ich habe schon ein bisschen Schiss, dass irgendwas passieren kann. Ich habe aber eine gute Einstellung und hoffe, dass alles ok ist.“
Viele Bewohner der Hauptstadt würden gerade wieder zurückkehren, alle wollten sie nach Hause kommen – trotz immer wieder einsetzenden Bombenalarms. Auch Alicia kann ihre Rückkehr kaum erwarten: „Ich bin die ganzen drei Tage, seit ich mein Ticket gekauft habe, voller Energie, weil ich so froh bin, dass ich nach Hause komme, dass ich meine Wohnung sehe, meine Sachen sehe, meine Freunde sehe.“
Mit Umstieg in die Ukraine
Wer einmal in Warschau umsteigt, für den ist es seit dieser Woche wieder möglich, mit einem Flixbus von Berlin in die ukrainische Hauptstadt Kiew zu reisen. Auch ab Prag kann man mit der deutschen Fernbusplattform wieder die ukrainische Hauptstadt erreichen. Die Verbindung nach Lwiw im Westen der Ukraine war trotz des Krieges dauerhaft in Betrieb gewesen. Laut Angaben des Unternehmens nehme die Zahl der Reisegäste in die Ukraine derzeit wieder zu, auch wenn die Zahl der Ausreisenden weiterhin doppelt so hoch sei.
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Auch Alicia Zell macht sich vor der Abfahrt selber noch einmal Mut, ihr Bus würde immerhin keine kritischen Gebiete durchfahren. Sicher sei man zudem gerade nirgendwo, solange Putin an der Macht bleibe, sagt sie. Und trotzdem – als sie gegen 14 Uhr in den grünen Flixbus steigt, bleibt das mulmige Gefühl einer Fahrt ins Ungewisse. (xas)
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